Von Uli Nodler Lörrach/Konstanz. So richtig Furore hat in den letzten Jahrzehnten keine Straßenradrennfahrerin aus Lörrach gemacht. Das hat sich jüngst eindrucksvoll geändert. Die 18-jährige Clara Koppenburg aus der Heimatstadt des großen Fußballtrainers Ottmar Hitzfeld ließ bei der Thüringen-Rundfahrt, die sicherlich zu den anspruchsvollsten Etappenradrennen im Profi-Damenradsport zählt, gewaltig aufhorchen. Die Hochtalentierte aus dem Nichts sicherte sich mit Platz 36 im erlesenen Teilnehmerfeld die Auszeichnung „beste deutsche Nachwuchsfahrerin“. Dieser tolle Einstieg gelang Clara Koppenburg als Gastfahrerin im Profi-Team Stevens-Hytera. Die Thüringen-Rundfahrt ist die einzige Profirundfahrt auf deutschem Boden. „ Eine Tour mitzufahren, die die höchste Klassifikation des Weltradsportverbands hat, ist mehr als ein Traum“, ließ die Nachwuchs-Athletin ihren Gefühlen freien Lauf. Keine Frage: Es war der bislang größte Erfolg in ihrer noch ziemlich kurzen Radsport-Karriere. Clara Koppenburg ist nämlich erst seit drei Jahren auf dem Rennrad unterwegs. Aber erst am 20. April dieses Jahres fuhr die ehemalige Leichtathletin des TuS Lörrach-Stetten in Schönaich für den RSV Seerose Friedrichshafen ihr erstes richtiges Radrennen. Wie kommt es, dass eine Lörracherin für einen Radsportklub am Bodensee startet" Ganz einfach: Clara Koppenburg studiert Sportwissenschaft in Konstanz und hat sich deshalb einem Radsportverein in der Nähe ihres Studienorts angeschlossen. Großen Anteil an Claras Rennrad-Begeisterung hat zweifelsohne ihre Familie Koppenburg-Gösele. Vor allem Vater Andreas Gösele, der bekannte Sportmediziner und Mitinhaber der Basler Crossklinik (Olympic Medical Center in der Schweiz),ist mittlerweile ihr größter Fan und Förderer. Er, selbst ein passionierter Leistungsradler auf dem Rennrad oder Mountainbike, machte ihr, diesem außergewöhnlichen Ausdauer-Talent, mit zahllosen Ausfahrten das Radrennfahren so richtig schmackhaft. Nach dem Einstieg in Schönaich ging’s für Clara Koppenburg im Radrennsattel Schlag auf Schlag. Es folgten in den vergangenen dreieinhalb Monaten Radrenn-Einsätze im schweizerischen Tuggen, bei der baden-württembergischen Straßenmeisterschaft, der Berner Rundfahrt, bei einem Bundesliga-Rennen in Auenstein und bei der deutschen Bergmeisterschaft. Vor der Thüringen-Rundfahrt kam dann die Anfrage des Profiteams Stevens Hytera. „Die wollten mich als Gastfahrerin dabei haben. Was für eine Chance. Natürlich wollte ich. Und dann hat mir diese anspruchsvolle Rundfahrt unendlich viel Spaß gemacht, als ich gesehen habe, ich kann da mithalten“, jubelt Clara über ihren ersten großen Auftritt auf der nationalen Radsportbühne. Der Auftritt bei der Thüringen-Rundfahrt wurde von ihrem Klub-Trainer Frank Amann perfekt geplant. Dazu zählte auch eine konkurrenzfähige Rennmaschine, die ihr von einem Radsportgeschäft zur Verfügung gestellt wurde. Lediglich 14 Mannschaften, darunter Profiteams sowie die aktuellen Nationalmannschaften aus Deutschland, Polen und Australien, waren vom internationalen Radsportverband UCI zu der siebentägigen, rund 600 Kilometer langen Tour eingeladen. Zum Feld der Fahrerinnen zählte die britische Olympiasiegerin Lizzi Armitstead sowie die Deutsche Lisa Brennauer, aktuelle nationale Meisterin im Einzelzeitfahren auf der Straße und am Berg. Die sieben Etappen der Thüringen-Rundfahrt umfassten einen vier Kilometer langen Prolog und sechs weitere Abschnitte, darunter ein Einzelzeitfahren über 22 Kilometer. Die Königsetappe, sie verlangte den Fahrerinnen alles ab, war knapp 130 Kilometer lang und führte quer durch den Thüringer Wald. Ohne Probleme meisterte Clara den Prolog und die erste Etappe, rollte als Zweiundvierzigste mit dem Feld ins Ziel. Pech hatte die Lörracherin dann auf der zweiten Etappe , als sie in einen Massensturz verwickelt wurde. Doch der kecke Grünschnabel bewies große Nehmerqualitäten, fuhr die Etappe trotz schmerzhafter Schürfwunden zu Ende und stellte sich tagsdarauf auch dem Zeitfahren, wo sie auf Platz 52 notiert wurde. Und die Lörracherin, die morgen ihren 19. Geburtstag feiert, steigerte sich sogar noch, kam in der vierten Etappe auf Rang 34 ins Ziel und ließ es dann auf der fünften und sechsten Etappe mit den Plätzen 26 und 28 richtig krachen. „Auf dieser Thüringen-Rundfahrt waren viele Anstiege. Das ist genau mein Ding. Da kam meine Stärke, das Bergfahren, voll zur Geltung“, freute sich Clara Koppenburg, die dann in der Gesamtwertung letztlich Rang 36 belegte. Es siegte die US-Amerikanerin Evelyn Stevens vor Armitstead und Brennauer. Groß war die Überraschung nach der letzten Zieldurchfahrt. Gastfahrerin Clara Koppenburg war die Beste ihres Teams. Daraufhin wurde ihr ein Platz im Frauenteam angeboten. Und nun fährt die viel versprechende Newcomerin in dieser Saison weitere Rennen für das Profi-Team Stevens-Hytera. Da scheint sich eine erstaunliche Karriere anzubahnen.