Endlich hatte Tabel also die 120 Kilo-Marke geknackt. Drei Jahre hatte es gedauert. Und damit war auch das Trauma Almaty endlich besiegt. Dort in Kasachstan fand nämlich 2014 die WM der Aktiven statt und dort musste Tabel ihren ersten Tiefpunkt hinnehmen.
Im Reißen waren alle drei Versuche ungültig. „Ein Loch“, wie die Gewichtheber sagen. Der Wettkampf war, bevor er so richtig angefangen hatte, schon wieder beendet. „Das war schon ein riesiger Sprung. Von der Jugend-DM zur WM. Ich habe mich einfach zu sehr unter Druck gesetzt. Ich hatte mich mordsmäßig geärgert und dann sogar Angst vor dem ersten Versuch“, erinnert sich Tabel. Ein Sportpsychologe half ihr, und auch der Verband hielt an seinem Talent fest. „Man hat mir die Zeit gegeben, das war toll.“
Nun zahlte Tabel dieses Vertrauen mit Leistung zurück. Dabei verlief die Vorbereitung auf die Junioren-EM alles andere optimal. Die Sportsoldatin musste in Hannover einen Unteroffiziers-Lehrgang absolvieren. Marschieren mit Gepäck war angesagt. „Ausdauer ist eigentlich Gift für einen Gewichtheber“, sagt Michael Tabel. Und so musste Tochter Tabea quasi nach dem Bundeswehr-Einsatz von null anfangen. „Aber ich wollte wieder loslegen. Das Gewichtheben hat mir in diesen Wochen wahnsinnig gefehlt“, erklärt Tabel. In Israel war sie auf den Punkt in Bestform.
Derzeit ist Tabel, die mehrfache Deutsche Meisterin und EM-Medaillengewinnerin, zuhause bei der Familie in Lörrach. 200 Meter vom Elternhaus entfernt befindet sich die Schlossberghalle, dort, wo im Alter von neun Jahren alles begann. Das nächste Ziel ist die EM der Frauen im Frühjahr in Kro-atien. Über allem steht aber die Teilnahme bei Olympia. „Das ist mein großes Ziel, darauf arbeite ich hin.“ Entweder ganz oder gar. nicht.