Von Uli Nodler Bensheim/Einhausen. Hut ab vor Clara Koppenburg. Die junge Lörracherin vom Bigla Pro Cycling-Team fuhr auch bei den deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende im Zeit- und Straßenfahren vorne mit. So belegte die 19-Jährige am Freitag beim Zeitfahren in Einhausen den elften Rang. In Bensheim beim Straßenrennen belegte sie zusammen mit elf weiteren Fahrerinnen einen formidablen zehnten Rang. Aktuell dürfte Clara Koppenburg, die erst seit eineinhalb Jahren den Radrennsport wettkampfmäßig betreibt, die beste U21-Radrennfahrerin Deutschlands sein. Ihre jüngsten Erfolge haben auch bei ihrem Bigla-Team großen Eindruck hinterlassen. So fährt Clara nun für das Bigla-Team den Giro d’Italia. Der Prolog geht bereits am kommenden Freitag (3. Juli) in der slowenischen Hauptstadt Ljubiljana über die Bühne. Das wichtigste Mehretappenrennen im Frauen-Radrennsport umfasst in diesem Jahr den Prolog und neun weitere Etappen. Die amtierende Zeitfahr-Weltmeisterin Lisa Brennauer (Kempten/Velocio-SRAM) verpasste ihren dritten deutschen Meistertitel in Serie. Die 27-Jährige musste sich im südhessischen Einhausen nach 30 Kilometern im Einzelzeitfahren überraschend ihrer 21 Jahre alten Teamkollegin Mieke Kröger aus Bielefeld geschlagen geben. Auf Rang drei kam die 33-jährige Trixi Worrack (Cottbus), die ebenfalls für das amerikanische Team Velocio-SRAM fährt, das einen Dreifacherfolg feierte. Kröger distanzierte die Top-Favoritin Brennauer in 39:37 Minuten um 38 Sekunden. Damit dürfte der Zeitfahr-WM-Vierten des Vorjahres ein Startplatz bei den Weltmeisterschaften Ende September in Richmond/USA sicher sein. Brennauer (40:16 Minuten) ist als Titelverteidigerin ohnehin gesetzt. Ex-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel (41/Gera) belegte den vierten Platz. Kröger hatte bereits an der ersten Zwischenzeit vorne gelegen, aber nur mit einer Sekunde vor Brennauer und acht vor Worrack. Während Kröger die zweite Rund stark weiterfuhr, konnten weder Brennauer, die nach ihrem Sieg bei der Aviva Women’s Tour in Großbritannien von einer Erkältung geplagt wird, noch Worrack zulegen. Mit sich und der Welt zufrieden war Clara Koppenburg, die bei diesen „Deutschen“ erst ihr zweites Zeitfahren ihrer noch jungen Karriere bestritt. Zwei Runden mit jeweils 15 Kilometer mussten die Elite-Frauen bewältigen. Im Ziel strahlte die Fahrerin aus Lörrach mit der Startnummer 229: „Ich bin mit dem elften Platz super zufrieden. Es war ein extrem hartes Rennen. Ich habe es mir gut eingeteilt. Und die Kraft hat auch gereicht“, freute sich Clara Koppenburg über ihre tolle Platzierung. Am Ende distanzierte sie ihre Bigla-Teamgefährtin Lisa Klein um etliche Plätze, verdiente sich mit einem couragierten Auftritt den Respekt ihrer Gegnerinnen. Sitzpositionsanalyse Während eigentlich alle Spitzenfahrerinnen bei dieser DM eine großzügige Betreuung genossen, wurde sie lediglich von ihrem Vater Andreas Gösele (Sportmediziner) begleitet. „Clara hat alles perfekt umgesetzt. Eine Menge hat sicherlich die Sitzpositionsanalyse einen Tag vor dem Zeitfahren gebracht“, informierte Gösele am Freitag nach dem Rennen. Am gestrigen Sonntag nun zählte Clara Koppenburg beim DM-Straßenrennen in Bensheim zum Feld der 67 Fahrerinnen. In der ersten Stunde des 102 Kilometer langen Rennens zählte Clara Koppenburg zu den aktivsten Fahrerinnen. Mehrmals bildete die 19-Jährige mit anderen Fahrerinnen Ausreißgruppen. So konnte sie sich in der ersten Runde in einer kleinen Gruppe einen Vorsprung von einer Minute auf das Feld herausfahren. Entscheidend konnte sich die Lörracherin nicht absetzen. Nach zwei Drittel der Renndistanz setzten sich dann mit Trixi Worrack und Claudia Lichtenberg (Team Liv Plantur) zwei Fahrerinnen entscheidend ab. Am Ende holte sich Worrack souverän den Titel. Zweite wurde Lichtenberg und Dritte die Zeitfahrsiegerin Lisa Bernauer. Clara Koppenburg war aber im Feld weiter vorne dabei, teilte sich am Ende mit elf weiteren Fahrerinnen Rang zehn. „Mit dem Verlauf der beiden Meisterschaften bin ich super zufrieden. Die Rennen haben gezeigt, dass ich vorne mitfahren kann. Das ist für die kommenden Aufgaben eine große Motivation. Verbessern muss ich mich sicherlich noch im Zielsprint. Das hat man heute wieder gesehen“, schildert Clara Koppenburg den Rennverlauf. „Besser hätte es nicht laufen können“ Auch Vater Andreas Gösele war mächtig stolz auf seine erfolgreiche Tochter: „Die Taktik war, dass sich Clara permanent vorne zeigt. Und diese Vorgabe hat sie hundertprozentig umgesetzt. Besser hätte es nicht laufen können. Denn: Von ihr einen Podiumsplatz zu erwarten, wäre in ihrem ersten Wettkampfjahr absolut unrealistisch gewesen.“