Es bleibt dabei. Basel ist für Stan Wawrinka kein gutes Pflaster. Der Weltranglisten-Vierte musste gestern bei den Swiss Indoors schon in der ersten Runde die Segel streichen. Der 30-jährige Schweizer, an Nummer Zwei gesetzt, scheiterte am Aufschlag-Giganten Ivo Karlovic (ATP 23). Für die Fans in der St. Jakobshalle war es ein Schock. In der Halle war es mucksmäuschenstill. Der Kroate setzte sich nach einer enormen Steigerung Mitte des zweiten Satzes am Ende in drei Durchgängen mit 3:6, 7:6 (7:2) und 6:4 durch. „Ich hatte einen ganz schlechten Start. Stan spielte im ersten Satz stark. Im zweiten hatte ich dann das Glück, dass ich ein Break schaffte. Von da ab ging’s aufwärts“, kommentierte Karlovic im Interview seinen überraschenden Erstrundensieg. Stan Wawrinka war sofort im Match. Sein erstes Aufschlagsspiel brachte er zu Null durch. Karlovic, sichtlich nervös, ließ sich dann von Wawrinka sein zweites Aufschlagsspiel mit einem läppischen Doppelfehler abnehmen. Diese Führung verwaltete „Stan the Man“ souverän bis zum 6:3-Satzgewinn. Wawrinka überzeugte sowohl mit der Vor- als auch mit der Rückhand und schlug präzise auf. Der Schweizer Nummer Zwei gelang es sogar, den Riesen Karlovic (2,11 Meter) zu überlobben. Die Fans in der St. Jakobshalle waren begeistert. Nach 30 Minuten machte der gebürtige Lausanner den Satz zu. Spektakulär war es, wie Wawrinka den baumlangen Kroaten mit seiner Vorhandpeitsche passierte. Auch seine Longline-Bälle waren eine Augenweide. FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de Das Katz und Maus-Spiel zwischen einem hoch konzentrierten Top-Ten-Spieler und dem 36-jährigen Kroaten, der eigentlich nur von seinem Aufschlag lebte, ging auch in Durchgang zwei zunächst weiter. Wawrinka nahm Karlovic gleich den Service zur 1:0-Führung ab. Doch dann aus heiterem Himmel schwächelte der Romand, und Karlovic witterte Morgenluft. Romand schwächelt, Riese wittert Morgenluft und Der Kroate breakte den Schweizer zum 3:3 und steigerte sich weiter. Schließlich ging’s mit fatalen Folgen für Wawrinka in den Tiebreak. Karlovic konnte plötzlich nicht nur aufschlagen, sondern glänzte mit einem erfolgreichen Grundlinienspiel – Satzausgleich. Sichtlich geschockt knickte der Schweizer Weltklassemann im Entscheidungssatz komplett ein. Schon der Spielverlust zum 0:1 war entscheidend. In der Folgezeit brachte Karlovic seinen Aufschlag souverän durch und zog ins Achtelfinale ein. Während Wawrinka mit versteinertem Gesicht vom Center Court trottete, ballte Ivo Karlovic beide Fäuste vor Freude. Trotz der Auftaktschlappe in Basel neigt sich für Stan Wawrinka ein überaus erfolgreiches Tennisjahr dem Ende entgegen. 2015 ist der 30-Jährige endgültig aus dem großen Schatten von Roger Federer getreten. Und doch schaut Wawrinka immer noch zu „King Roger“ auf: „Ich bin selber seit Jahren der größte Fan von Roger. Ich habe alle seine großen Spiele gesehen und mich über jeden seiner Titel gefreut“, so der Schweizer Ausnahmekönner vor dem Halbfinale gegen Roger Federer bei den US Open in diesem Jahr. Damals verlor Wawrinka gegen Federer. Drei Monate zuvor begeisterte „Stan the Man“ mit dem Finalsieg bei den French Open in Roland Garros. Er bezwang damals in einem großartigen Match keinen Geringeren als den Weltranglisten-Ersten Nowak Djokovic in vier Sätzen. Und im Viertelfinale schaltete die aktuelle Nummer Vier der Weltrangliste sein Idol Federer glatt in drei Sätzen aus. Im Achtelfinale trifft Ivo Karlovic nun auf den Qualifikanten Dusan Lajovic, der in der ersten Runde Alexandr Dolgopolov ausgeschaltet hatte. Der Ukrainer musste im zweiten Satz verletzungsbedingt aufgeben.