Von Mirko Bähr Basel. Es war die erwartete enge Kiste: Erst nach dem fünften und letzten Match stand im zweiten Gruppenspiel der Deutschen gegen die starken Spanierinnen der Sieger fest. Nach insgesamt 206 Minuten durfte Deutschland jubeln. Isabel Herttrich und Carla Nelte siegten im Schlussdoppel deutlich. Matchwinnerin war jedoch eine andere: die erfahrene Birgit Michels. Die trat nämlich zur Verblüffung aller im Einzel an. „Die Trainer haben mich gefragt, ob ich spielen würde. Das war für mich keine Frage, wenn ich doch dem Team damit helfen kann“, grinste sie nach ihrem 21:10, 17:21 und 21:18-Erfolg gegen die junge Clara Azurmendi. 46 Minuten stand sie auf dem Platz, kämpfte, pushte sich immer wieder an und behielt in engen Situationen die Oberhand. „Ich vertraue viel lieber meinem Spiel, als das ich mich verrückt mache“, sagt die routinierte Kölnerin, die als echte Doppel- und vor allem Mixedspezialistin gilt. So holte sie April 2012 gemeinsam mit Sandra Marinello die EM-Bronzemedaille und mit Michael Fuchs gelang der 29-Jährigen im Juli 2010 der Sieg bei den US Open, einem Turnier der Kategorie Grand Prix Gold. Bei Olympia in London schlug für das Duo Rang fünf zu Buche. Gestern aber musste sie im Einzel ran. „Auf diesem Niveau habe ich das sicher seit der Jugend nicht mehr gespielt“, lässt die Sportsoldatin der Bundeswehr wissen. Das Feld ist kleiner, die Laufwege anders, und vor allem: „Man steht allein auf dem Feld, das ist ein ganz anderes Gefühl.“ Satz eins war kein Problem, er ging mit 21:10 an die Deutsche. Dann ein Durchhänger. „Sie hat mein Spiel besser gelesen und meine Beine waren auch nicht mehr da“, erinnert sich Michels nur ungern an Satz zwei – 17:21. „Ich wusste, dass ich wieder Gas geben muss“, so Birgit Michels. Und beim 18:18 war es dann auch eine Frage der Erfahrung. „Ich spreche viel mit mir selbst und baue mich auf“, erklärt die 78-fache Nationalspielerin. Drei Punkte in Folge machte die Rheinländerin und brachte ihre Farben gegen Spanien mit 2:1 in Front. Das Starteinzel hatte Karin Schnaase für den Titelverteidiger gegen die beste Spanierin Marin Carolina mit 18:21 und 17:21 verloren. Den Ausgleich besorgte dann Olga Konon, die nach langer Verletzungspause einen glänzenden Auftritt an den Tag legte und auch für Michels „sehr überraschend“ Beatriz Corrales mit 23:21 und 21:8 in die Schranken wies. Es fehlte nach Michels Triumph nur noch ein Sieg zum Gesamterfolg. Die Paarung Johanna Goliszewski/Olga Konon machte es spannend. Gegen Beatriz Corrales/Carolina Marin gewannen die Deutschen mit 21:17 Satz eins, ehe sie Durchgang zwei mit 18:21 abgeben mussten. Dann wurde es dramatisch. Mit 15:19 lagen Goliszewski/Konon bereits im Hintertreffen ehe ihnen fünf Punkte in Folge gelangen. Drei Matchpunkte ließen sie dann ungenutzt um nach 53 Minuten doch noch mit 22:24 den Kürzeren zu ziehen. Nun lag es an den Deutschen Vizemeisterinnen im Damendoppel. Und Isabel Herttrich und Carla Nelte hielten dem Druck gegen Clara Azurmendi/Laura Samaniego beim 21:11 und 21:19 stand. Nun dürfen die Deutschen für das Viertelfinale planen, auch wenn heute (14 Uhr) noch die Partie gegen Island auf dem Plan steht. „Wir haben uns eine Medaille zum Ziel gesetzt, das wird schwer, aber wir werden alles dafür geben“, so Birgit Michels, der die Einzelpartie „tierisch Spaß gemacht“ hatte. „Wir sind ein sehr gutes Team, jede kämpft für die andere, wir verstehen uns alle super“, lässt Birgit Michels wissen. Nach Juliane Schenks Rücktritt ist das Team der Star. Die Männer bekamen es gestern mit Slowenien zu tun. Bis auf die Partie von Marc Zwiebler, der gegen Iztok Utrosa unterlag, gingen alle Duelle beim 4:1 klar an die Deutschen. Zum Abschluss der Gruppenphase geht es heute (18 Uhr) gegen die Schweizer.