Auch ein Blick in Fitnessstudios zeige, dass viele Menschen das Gefühl verloren haben, was gut für ihren Körper ist. „Sie haben etwas Gehetztes an sich, sie stehen unter Druck“, sagt Schack. So beschreibt auch Monika ihre Gefühle. „Ich habe mich getrieben gefühlt: Du musst das jetzt schaffen“, sagt sie.
Hinzu kommt bei vielen Sportsüchtigen noch eine andere Erkrankung: Monika litt an Sportbulimie. Nachts plünderte sie den Kühlschrank und stopfte Schokolade und Eis in sich hinein. Allerdings übergab sich die junge Frau nicht, sondern sie trainierte das übermäßige Essen wieder ab. Ohne tagsüber etwas zu essen. Dafür trank sie schwarzen Kaffee und koffeinhaltige Limonade.
Jens Kleinert, Sportpsychologe an der Sporthochschule Köln, sieht auch in den Idealbildern von Schönheit, Jugend und Gesundheit einen Auslöser für übermäßiges Sporttreiben. „Diese Idealbilder sind ein Nährboden für Störungen der Körperwahrnehmungen“, sagt er. Sport werde zu wenig gemacht, weil er Spaß mache, sondern weil man beispielsweise abnehmen wolle. „Wenn jemand an einer Essstörung leidet, wird der Sport ganz schnell zum Instrument“, sagt Kleinert. Der Weg in die Abhängigkeit sei dann nicht mehr weit.
Der Weg raus aus der Sucht umso mehr. „Ich musste selbst erst mal begreifen, was los ist. Ich dachte: Ich laufe doch nur“, sagt Monika. Erst eine Therapie half der jungen Frau aus ihrer Sucht heraus. „Die Person muss erst mal einsehen, dass der Sport ein Problem ist“, sagt Kleinert. Umso wichtiger sei es, dass man mit der Person, die vielleicht ein bisschen zu viel Sport mache, ins Gespräch komme. „Dabei kann man herausfinden, ob negative Gefühle mit dem Sport verbunden werden“, sagt er.
Monika verbrachte mehrere Monate in einer Spezialklinik für Essgestörte in Nordrhein-Westfalen. Dort lernte sie, ihren Körper wieder zu mögen und normal zu essen. Mit den Therapeuten hat sie einen Sportplan erstellt,der ihr und ihrem Körper guttut.
Die Stepper, Bauchmuskelwippe und Hanteln sind verschwunden, und sie ist in eine neue Wohnung gezogen. Auch ihr altes Gewicht hat sie wieder. Geblieben ist nur eins: die Narbe an ihrem Rücken.