^ Steinen: Aufregung um einen Hemdenknopf - Steinen - Verlagshaus Jaumann

Steinen Aufregung um einen Hemdenknopf

Markgräfler Tagblatt

Die „Kulissebürzler“ begeistern die Gäste in Schillighof mit zwei Einaktern

Von  Hans-Jürgen Hege

Steinen-Weitenau.. Es war zum Lachen: Unter den buschigen Bäumen auf dem Vorplatz des Gasthauses „Hirschen“ bürzelten am Donnerstag heuer erstmals wieder die Kulissen.

Die „Kulissebürzler“ gaben sich vor dem altehrwürdigen Gasthaus der Asals und einer riesigen Schar Fans die Ehre. Und das obwohl Marion Wangler-Bierle, die Regisseurin, die normalerweise hinter und vor den Kulissen so geschickt an den Fäden zieht, auf großer Reise im hohen Norden ist.

„Wir wollten unbedingt spielen“, sagt Michael Stumböck, der im ersten von zwei Einaktern als frisch vermählter Läublehofbauer Frieder gegen Aberglauben und die Auswirkungen eines umgefallenen Salzfasses kämpft. Wilhelm Michel habe sich erweichen lassen, Regie zu führen. Und so konnte die Sommer-Tour des Ensembles, das seine Liebe zum Theater bei Kursen in der Volkshochschule entdeckte und nun seit vielen Jahren sehr zur Freude der ganzen Region bewahrt hat, starten. Die Tour führte von Mauchen aus über Seefelden und (dem verregneten) Müllheim in den hitzigen Weiler Schillighof bei Weitenau.

Den ersten Teil des Abends gestalteten neben Michael Stumböck seine schwer verliebte, aber auch schwer abergläubische Herzallerliebste „Vreneli“ Theresa Michel, die Elis-Gotte Sonja Müller, deren Tochter Urschel (Jessica Johnson) und das schlitzohrige Kräuterweib Annekätter in der von dicken Lumpen verhüllten Gestalt von Wilhelm Michel.

Es ging ums „Salzfässle“, das – wie die Gotte beim Patenkind Ängste schürte – ausgekippt jede Menge Unglück bringe. Prompt fiel das gute Stück genauso um, wie das die Autorin des Stücks, Helene Zapf-Beydeck, haben wollte, um das verliebte Paar von Tisch und Bett trennen zu können. Vorübergehend. Denn selbstverständlich waren gegen das Unglück einige gute Kräuter gewachsen, die – geschickt unters Kopfkissen, unters Deckbett und in die Nachtgewänder des Hochzeiters drapiert – ihre Wirkung taten. Sie brachten den Jungbauern wieder zurück in die Spur und bescherten dem gespannt ausharrenden Volk vor der Pause das erste ersehnte Happy End, wenn man so etwas überhaupt schreiben darf bei Stücken, die um die Jahrhundertwende in Alt-Alemannisch geschrieben wurden.

Vom Bauernhof nahmen die „Kulissebürzler“ ihr Publikum mit in städtische Gefilde, in den Haushalt der Denzlers (Thomas Hofer, der immer wieder Szenenapplaus bekam, Sonja Müller und „Grittli“ Melanie Asal), in dem schlicht und einfach ein „Hemderknöpfli“ für Aufregung sorgte, obwohl es offensichtlich fehlte.

Paul Appenzellers Stück beschrieb die Leidensgeschichte eines Hausherrn, dem der Kragen wegen des fehlenden Knopfes platzte und der in seiner Wut oder besser Sorge, den Schulfreund nicht wie versprochen abholen zu können, Krämer Albert Müller alias Dietmar Bächlin mit dem Lover seiner Tochter, Michael Stumböck, verwechselte und auch dann noch nicht zur Räson gebracht werden konnte, als der fehlende Knopf versteckt unterm Kragen entdeckt wurde. Das war ein Plausch, eine Gaudi, die vor allem vom engagierten Auftreten des „Haustyrannen“ Thomas Hofer profitierte und ganz sicher ein wenig versöhnte mit der etwas dünnen Handlung, den etwas verhaltenen Dialogen im ersten Teil des mal wieder überaus gelungenen Theater-Abends auf dem Schillighof, der am 12. und 13. August jeweils um 20.15 Uhr wieder hunderte von Fans in Weitenau begeistern wird.

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