Steinen Balance von Nähe und Distanz

Markgräfler Tagblatt

Der Pflegedienst „Kids@home“ betreut kranke Kinder zu Hause bei ihren Familien

Steinen (jab). Sie kümmert sich um junge Patienten, die intensiv-medizinische Versorgung benötigen und diese im häuslichen Umfeld erhalten: Stefanie Nies’ eigener Pflegedienst „Kids@home“ schlug vor einigen Monaten sein Domizil in der Steinener Eisenbahnstraße gegenüber dem „Vogtshaus“ auf.

Seit 15 Jahren ist Stefanie Nies in der ambulanten Intensivpflege für Kinder und Jugendliche aktiv. Nach etlichen Jahren in Anstellung machte sich die examinierte Kinderkrankenschwester und Betriebswirtin für Sozial- und Gesundheitswesen vor zweieinhalb Jahren mit einem eigenen Pflegedienst selbständig. Leiterin von „Kids@home“ vor Ort ist Katrin Zimmermann, auch sie hat auf ihre Kinderkrankenschwesterausbildung den Bachelor als Gesundheits- und Sozialwirtin aufgesattelt.

Stefanie Nies selbst wohnt in Münstertal und führt von dort aus auch ein Büro. Schon länger aber kristallisierte sich heraus, dass das Unternehmen Anlaufpunkt und Ansprechpartner weiter im Süden braucht. „Wir betreuen derzeit 17 Kinder zwischen Basel, Wehr, Lörrach und Freiburg - unsere 30 Mitarbeiter wohnen übers ganze Gebiet verteilt“, so Nies. Steinen habe sich da als relativ zentraler Standort angeboten.

In den Räumen an der Eisenbahnstraße finden nun die Mitarbeitergespräche statt, Schulungen, Teamgespräche und Supervision. „Gerade in der ambulanten Pflege ist solch ein fester Anlaufpunkt wichtig“, erklärt Stefanie Nies mit Blick auf die Arbeitspraxis ihrer Mitarbeiterinnen. Diese sind nämlich zumeist unterwegs bei den kleinen Patienten zu Hause.

Viele der Kinder, die von der ambulanten Intensivpflege betreut werden, müssen beatmet werden. Aufgrund von Muskelerkrankungen oder einer Querschnittslähmung funktioniert die Atmung der Betroffenen nicht (mehr) selbständig und braucht die Unterstützung durch technische Gerätschaften. Waren diese Patienten bis vor etwa 25 Jahren ans Krankenhaus gefesselt, macht es die Technik mittlerweile möglich, dass sie zu Hause bei ihren Familien leben, unter Umständen sogar Kindergarten und Schule besuchen können.

Überwachung, Kontrolle und im Notfall die richtigen Maßnahmen braucht es trotzdem - ein Einsatz, den die Eltern nicht alleine leisten können, und nicht die 24 Stunden, die er an jedem einzelnen Tag nötig ist. Die kleinen Patienten werden vom Pflegedienst zwischen vier und 20 Stunden täglich betreut; zum Teil begleiten die Mitarbeiter die Familien selbst in den Urlaub.

Oft verzichten die Familien nachmittags und in den Abendstunden auf den Pflegedienst, übernehmen Überwachung und Pflege selbst – und sind in dieser Zeit einmal ganz für sich. „Man will auch einfach mal nur Familie sein“, erklärt Stefanie Nies.

Die Mitarbeiterinnen des Pflegedienstes übernehmen zumeist den Nachtdienst und die Schul- oder Kindergartenbegleitung am Morgen. Bei einer solchen Begleitung leisten die Pflegekräfte über die Kontrolle hinaus die nötigen Handreichungen: Die Mehrzahl der beatmeten Kinder sitzen im Rollstuhl. Hilfestellung ist da beim Lagern und Umsetzen gefragt, beim Gläser-Reichen oder beim Stift-Aufheben. Gleichzeitig bleiben die Helferinnen in Klassenzimmer oder im Kindergarten möglichst im Hintergrund. „Die Kinder wollen ein selbständiges Leben, ein im Rahmen des möglichen normales Leben führen“, so Stefanie Nies.

Die Balance von Nähe und Distanz also ist ein großes Thema in der ambulanten Intensivpflege - das zumal, da die Pflegekräfte ein Kind in der Regel über Jahre hinweg begleiten. Jeweils zwei bis zehn Mitarbeiterinnen sind für ein Kind zuständig, diese Teams werden möglichst stabil gehalten, erklärt Pflegedienstleiterin Nies, „da entsteht natürlich eine intensive Beziehung.“

Auch übernimmt „Kids@home“ die Sterbebegleitung von Kindern. „Die Palliativversorgung ermöglicht es den Kindern – oft leiden diese an Krebs – zu Hause zu sterben“, so Nies. Die Mitarbeiterinnen, die mit dieser Aufgabe betraut sind, haben eine Zusatzausbildung für die Sterbebegleitung.

Grundsätzliche Voraussetzung für die Arbeit bei „Kids@home“ ist die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft; die nötigen Zusatzqualifikationen werden im Rahmen von Schulungen vermittelt. „Es ist ein besonderes Arbeiten“, erklärt Katrin Zimmermann, Pflegedienstleiterin für den Raum Lörrach. In der ambulanten Pflege ist man auf sich alleine gestellt, hat keinen Arzt und keine Kollegin an seiner Seite. „Sicherheit und Erfahrung sind da schon nötig.“ Berührungsängste indes sind nicht angebracht: Das nötige Know-How und den Umgang mit den technischen Gerätschaften kann man lernen, „wir bereiten unsere Mitarbeiter intensiv auf die Aufgaben vor, und begleiten sie, wenn es in neue Familien geht.“

Das Team von „Kids@home“ besteht überwiegend aus Frauen – gerne dürfte es ein paar Männer mehr, und überhaupt dürften es ein paar Mitarbeiter mehr sein. Tatsächlich ist Stefanie Nies ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Im Moment wächst das Unternehmen weiter, „der Bedarf ist da“, stellt Stefanie Nies fest.

u Kontakt: „Kids@Home“ ambulante Intensivpflege für Kinder und Jugendliche; E-Mail:@kids-at-home.info; Homepage: www.kids-at-home.info; Tel. 07636/7872414.

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