^ Steinen: Das Grundbuchamt ist Geschichte - Steinen - Verlagshaus Jaumann

Steinen Das Grundbuchamt ist Geschichte

Markgräfler Tagblatt

Rathaus: Neuordnung des Grundbuchwesens hat Auswirkungen auf die Gemeinde Steinen

Das Grundbuchamt im Höllsteiner Rathaus, so wie man es bislang kannte, ist seit Freitag Geschichte. Es wird als Folge der Grundbuchreform in Baden-Württemberg aufgelöst.

Steinen . Im Flur des Höllsteiner Rathauses und in den Amtsstuben stapeln sich die Umzugskartons: Das Grundbuchamt in seiner bisherigen Form wird es im Zuge der Notariats- und Grundbuchreform nicht mehr geben. Künftig wird es wie alle kommunalen Grundbuchämter im Landgerichtsbezirk Freiburg beim Grundbuchamt Emmendingen geführt.

Die Umsetzung der Grundbuchreform hat in Baden bereits im April 2012 begonnen. An den Amtsgerichten Achern, Emmendingen, Maulbronn, Tauberbischofsheim, Villingen-Schwenningen und Mannheim wurden sechs zentrale Grundbuchämter eröffnet. Im württembergischen Landesteil wurden die insgesamt sieben zentralen Grundbuchämter ab 2015 bei den Amtsgerichten Böblingen, Heilbronn, Ravensburg, Schwäbisch Gmünd, Sigmaringen, Ulm und Waiblingen eröffnet.

Alle Grundakten werden bis 2018 digitalisiert

Die Aufzeichnung von Rechten an Grundstücken hat eine lange Tradition. Vorläufer des heutigen deutschen Grundbuchs waren übrigens die Kölner Schreinsbücher, die ältesten deutschen Grundbücher. In dem öffentlichen Register sind die Grundstücke, grundstücksgleichen Rechte, die hieran bestehenden Eigentumsverhältnisse und die damit verbundenen Belastungen verzeichnet (Wikipedia).

Der Fortschritt macht auch vor den Grundbuchämtern nicht Halt. Seit dem Jahr 2012 laufe die Grundbuchreform, so Grundbuch- und Standesamtsleiterin Sabina See-Kränzlein. Bis 2018 sollen die Grundakten von allen Grundbuchämtern - 654 sind es im Land - digitalisiert und im neuen Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim eingelagert werden. Die organisatorische Abwicklung des Reformprozesses stellt eine große Herausforderung dar. Beim Grundbuchamt in Steinen wurden seit mehr als zehn Jahren alle Grundbücher elektronisch erfasst. Das entspreche der im übrigen Bundesgebiet üblichen Struktur.

Anfang September wurde in Steinen mit dem Verpacken sämtlicher Grundbücher und Folianten – die ältesten stammen aus dem Jahr 1795 – begonnen, und das alles während des laufenden Betriebs von Grundbuch- und Standesamt. Dabei musste mit den Folianten aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts – Grundbuchratsschreiber Wolfgang Greiner vergleicht sie mit den Büchern im Film „Im Namen der Rose“ – besonders sorgsam umgegangen werden. Überhaupt musste mit Bedacht gepackt werden, um nicht Gefahr zu laufen, dass die Lieferung nicht angenommen wird. Tatkräftig unterstützt wurden die Leiterin des Grundbuch- und Standesamtes, Sabine See-Kränzlein, und Grundbuchratsschreiber Wolfgang Greiner beim Akten sortieren, Ordnen und Verpacken in Umzugskartons von Angela Jackermayer, Sachbearbeiterin im Grundbuchamt, und Christina Teichert, kaufmännische Mitarbeiterin im Werkhof. Unterstützt wird die Gemeinde Steinen bei der Abgabe des Grundbuchamts überdies durch den Eingliederungsmanager des Landes, Martin Frenk.

Die rund 500 gepackten Umzugskartons, verzurrt auf 25 Paletten, werden am 10. November per Lastwagen nach Kornwestheim gebracht und dort im Grundbuchzentralarchiv eingelagert. Auch wenn für Bürgermeister Gunther Braun mit der Aufgabe des Grundbuchamtes ein Stück Bürgernähe verloren geht, so hat die Auslagerung der Akten für die Gemeinde einen Vorteil: Es gibt wieder mehr Platz im Keller und in den Büros.

Grundbucheinsichtsstelle in Steinen

„Durch die vollständige Übertragung der Grundbuchführung auf staatliche Ämter und die Zentralisierung an nur noch 13 Standorten werden bei den jeweiligen Amtsgerichten moderne, leistungsfähige und technisch optimal ausgerüstete Einheiten geschaffen“, so Sabina See-Kränzlein.

Das Grundbuchamt, so wie man es bisher kannte, ist damit in Steinen Geschichte. Am gestrigen Freitag hatte das Grundbuchamt ein letztes Mal geöffnet. Als Service für die Bürger hat der Gemeinderat die Einrichtung einer Grundbucheinsichtsstelle beschlossen (wir berichteten). Dort können Bürger mit berechtigtem Interesse Einsicht in das elektronische Grundbuchamt nehmen und einfache oder beglaubigte Auszüge aus diesem erhalten. Ab 2018, so Sabina See-Kränzlein, werde es sogar möglich sein, über die Grundbucheinsichtstelle alle Grundbücher landesweit einzusehen. Dies, so die Grundbuch- und Standesamtsleiterin, sei ein erheblicher Vorteil im Vergleich zum Zustand vor der Reform.

Mit der Aufgabe des Grundbuchamtes endet für Grundbuchratsschreiber Wolfgang Greiner das Arbeitsleben. Er wird noch seinen Urlaub nehmen und dann in den wohlverdienten Ruhestand gehen.

Weitere Informationen: Zuständig für Steinen ist ab November das Grundbuchamt Emmendingen. Kopien aus alten Plänen oder Verträgen können dort auch angefordert werden.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading