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Steinen „Das Herz wird nicht dement“

Markgräfler Tagblatt
Um die Angehörigen Demenzkranker kümmert sich die Gruppe „Vergissmeinnicht“. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Angehörigengruppe „Vergissmeinnicht”: Den richtigen Umgang mit Demenzerkrankten lernen

Steinen (sat). Immer mehr ältere Menschen leiden unter Demenz. Doch die Scheu, den allmählichen Verlust von Geist und Wesen anzunehmen und offen damit umzugehen, ist groß - für Betroffene als auch für Angehörige. Unterstützung bietet die Angehörigengruppe „Vergissmeinnicht” der SGS Steinen.

Rund 1,5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer Demenzerkrankung. Vor allem über 75-Jährige sind betroffen. Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten einhergehen und die dazu führen, dass alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigenständig durchgeführt werden können.

Gertrud Thoma weiß als pensionierte Krankenschwester was es heißt, sich um demente Menschen zu kümmern. „Was die Angehörigen leisten, weiß Vater Staat oft gar nicht zu schätzen“, so Thoma. Da der richtige Umgang mit der Erkrankung für Angehörige und Betroffene enorm wichtig ist, um noch etwas Lebensqualität zu bewahren, hat Gertrud Thoma, die auch Mitglied im SGS-Vorstand ist, im April vergangenen Jahres die Angehörigengruppe „Vergissmeinnicht” ins Leben gerufen.

Monatlich treffen sich meist Ehepartner und Kinder von Demenzkranken, um sich in einer kleinen Gruppe von etwa zehn Leuten auszutauschen. Gertrud Thoma und die Mühlehof-Alltagsbetreuerin Heidi Blum stehen mit Unterstützung und Hilfestellung für den Alltag zur Seite. „Das Wichtigste ist, dass Menschen mit Demenz ernst genommen und bestärkt werden“, betont Thoma. Demenzkranke verändern ihre Persönlichkeit, sind schwer zu verstehen, doch muss ihre Würde immer anerkannt werden. „Denn das Herz wird nicht dement“, so die 77-Jährige.

Empathie, Feingefühl und Wissen über die Krankheit wird von den Angehörigen abverlangt. Nach einem Treffen der Angehörigengruppe hatte eine Frau zu Gertrud Thoma einmal gesagt, dass sie nun endlich akzeptieren könne, dass ihr Vater krank sei. Man müsse zuerst die Krankheit verstehen, um die Betroffenen verstehen zu können. Sie können ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen und verlieren den Bezug zu der sie umgebenden Welt. Je weiter die Erkrankung fortschreitet, desto mehr sind sie auf Betreuung und Pflege angewiesen.

Gertrud Thoma, die in ihrer Arbeit als Krankenschwester viel mit Demenzerkrankten zu tun hatte, weiß, dass die Betroffenen oft merken, dass vor der Krankheit etwas anders war – was oder in welcher Form sich ihr Leben verändert hat, wissen sie allerdings nicht mehr. Das sei dann natürlich sehr bitter, so Thoma, die auch eine medikamentöse Einstellung der Patienten für sehr wichtig erachtet. Dies heiße nicht, dass man Demenzerkrankte „ruhig stellen“ wolle, sondern vielmehr, dass man ihnen etwa die innere Unruhe nehmen möchte. Zudem gehe Demenz oft einher mit einer Depression.

Gezielte Behandlungsprogramme, dazu gehören so genannte psychosoziale Therapien mit Verhaltens- und Beschäftigungstherapien, können helfen, das alltägliche Leben trotz der sich immer wieder einstellenden Hindernisse weiterhin aktiv zu gestalten. Das stärkt das Selbstvertrauen und die Psyche des Demenzkranken. Gertrud Thoma hofft, dass in der Zukunft die Krankheit Demenz noch mehr Akzeptanz in der Gesellschaft findet, denn „es kann jeden von uns treffen“, so Thoma.

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