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Steinen Ein Künstler, der sich positioniert

Kathryn Babeck
Diese Bild von Gottfried Legler hängt im Rathaus Höllstein im Sitzungssaal. Foto: Christel Mohr

Der Künstler Gottfried Legler arbeitet jahrzehntelang am Schulzentrum in Steinen. Seine Bilder hängen in den Rathäusern der Gemeinde. Nun gibt es eine Schau zu seinen Landschaftsdarstellungen

Er zählt zu den Künstlern, die sich in seinen Gemälden explizit politisch äußern. Bei „Sebrenica“ von 1996 bezieht er sich auf das Massaker, bei dem im Juli 1995 mehr als 8000 Bosniaken, mehrheitlich Männer im Alter zwischen 13 und 75 Jahren, von serbischen Paramilitärs ermordet wurden. Auf dem Gemälde liegen die Menschen bereits im Grab, während eine Person auf sie einsticht. Fahnen des roten Kreuzes, ein katholischer Pfarrer sowie die Taube der UN-Friedensmission schauen dem Kriegsverbrechen zu. Das Fernsehen berichtet darüber.

Politischer Künstler

Gerade in den 1980er und 1990er Jahren sind einige solcher Ölgemälde entstanden. Dazu zählen das Bild „Bhopal Restrisiko“, welches das Giftunglück im indischen Bhopal 1984 thematisiert. Der Chemieunfall Firma Sandoz, das im gleichen Jahr stattfindet, der Fall der Berliner Mauer oder das Wiedererstarken von Rechtsradikalen rückt Legler ins Blickfeld.

Picasso und Cezanne

Die Gesichter in diesen Bildern ähneln dabei der Kunstfigur „Kopffüßler“ von Horst Antes. Wie bei Antes ist das Gesicht nur im Profil zu sehen. In den Werken Leglers sind Stilrichtungen und Elemente namhafter Künstler zu erkennen. So erinnern seine Landschaftsaquarelle an die Tunisreise von August Macke. Die „Mühle aus Schliengen“ von 1970 sind im Stile von Cezanne, die Farbpalette ist jedoch etwas schwerer und düsterer. Andere Landschaftsbilder gleichen dabei vom Strich und Duktus her den kubistischen Bildern von Picasso. Die Landschaften hat er zunächst als Aquarelle vor Ort gemalt. Im Atelier brachte er sie in seine eigene Formensprache.

Aus Tschechien

In der Nähe der tschechisch-schlesischen Grenze kommt Legler am 4. Dezember 1921 in Göhe, Friedland, zur Welt. Seine Eltern sind Lehrer und lernen sich in der Herrenhuter Brüdergemeinde kennen. Das ist die geistige Heimat seines Vaters, heißt es im Lörracher Heft„ Gottfried Legler, ein Künstlerleben“, das Hansjörg Noe anlässlich seines 90-Geburtstages bearbeitet hat.

In der 1918 neugegründeten Tschechoslowakei wächst der deutschstämmige Legler auf. Er besucht das Gymnasium und danach die Lehrerbildungsanstalt.

Er muss als Soldat in den Krieg ziehen und wird verwundet. Die Tschechen weisen seine Eltern nach Kriegsende aus, sie fliehen nach Sachsen. Legler reist ihnen nach.

In der sowjetischen Zone

Unter chaotischen Bedingungen soll er in der sowjetischen Besatzungszone Schüler unterrichten. 1947 heiratet er Anni Heidenreich aus einer angesehenen Bauernfamilie, zwei Jahre später wird die Tochter Liebgunde geboren.

Nach dem Krieg steht er in Kontakt mit Professor Hugo Gugg in Weimar und erlernt die altmeisterlicher Technik der Eiöltempera-Malerei. Legler besteht die Aufnahmeprüfung an der Kunsthochschule. Er lehnt jedoch die Mitgliedschaft in der kommunistischen Jugendorganisation FDJ ab und weigert sich Erntedienst zu leisten. Mit dem Flugzeug reist er von Berlin nach Frankfurt aus und zieht nach Steinen zu den Eltern. Seiner Frau und der Tochter gelingt die Flucht über die Grüne Grenze. 1952 fährt er mit dem Fahrrad nach Italien und erfüllt sich einen Traum: Im Gepäck befinden sich Papier, Wasserfarben und eine alte Decke. Er schläft unter freiem Himmel und sammelt Landschaftseindrücke.

Kunstlehrer

1955 beginnt er mit dem Hausbau im Steinbrunnen. „Ich hatte zwei Bilder verkauft für etwa 700 Mark. Dafür konnte ich mir das Grundstück erwerben“, heißt es in der Biografie. Aus finanziellen Gründen unterrichtet er an der Hebelschule in Lörrach, danach arbeitet er 25 Jahre lang am Schulzentrum in Steinen. Zugleich ist er Ausbildungslehrer für das Fach Kunst an der Pädagogischen Hochschule in Lörrach und Seminarleiter für Bildende Kunst. Seit 1969 ist er Mitglied im Künstlerkreis Lörrach und stellt regelmäßig aus, 27 Werke befinden sich allein im Dreiländermuseum. Als 1990 seine erste Frau stirbt, kehrt Legler nach Steinen zurück und heiratet Ilse Funke. Im Haus in Steinen ist sein Atelier unterbgebracht.

Retrospektive

Als Legler 2017 verstirbt, wird er auf dem Steinener Friedhof beigesetzt. Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Lörrach-Steinen, die Gottfried Legler sehr verbunden war, zeigte im März 2018 eine erste Retrospektive.

Gottfried Legler, Südliche Landschaften, Vernissag, Freitag, 26, April , 19 Uhr, Ibenthalerhaus, Baumgarnterstraße 16, Lörrach

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