Die Vita des Künstlers in das Wort „Gitarrist“ zu pressen, entspräche nicht den Tatsachen. Renommierte Studieneinrichtungen, Meisterkurse und Privatstunden pflastern seinen Weg ebenso wie eine 20-jährige Konzerttätigkeit. Hinzu müssen sich unzählige Übungsstunden gesellt haben, wie etwa Mayers Tremolo-Faktor bewies. Die Technik dient, wegen ihres Rufs als eine der Königsdisziplinen, als viel diskutierter Erörterungsstoff unter Musikussen. Dem Laien suggeriert der facettenreiche Klang beinahe zweierlei Instrumente.
Die Spur der doppelten Tongirlanden zog sich durch mehrere Titel, darunter der Tango „A Media Luz“ („Im Dämmerlicht“) aus argentinischer Komponistenfeder. Schon der spanische Altmeister Paco di Lucia hatte die flotte Nummer im Notengepäck, und Sommerfeeling tat sich auch in der „KaffeeMühle“ auf. Der Blick durch Glaswände fiel auf verschneite Tannen der Seniorenanlage, drinnen erlag man rassigen Flamenco-Passagen Andalusiens - so ließ es sich aushalten beim Auftakt der Programmreihe 2015. „Sentir de Sacromonte“ von Nino Ricardo war so ein Stück, es bot Mayer Gelegenheit, mit extrem flinken Tremolo-Intervallen zu glänzen.