Steinen Flotte Nummern im Notengepäck

Markgräfler Tagblatt
Dynamisch-meisterliches Fingerspiel bot der Gitarrist Wolfgang Mayer im Mühlehof. Foto: Ines Bode Foto: Markgräfler Tagblatt

Der Gitarrist Wolfgang Mayer beschert „Kunst und Kultur“ in Steinen ein nahezu volles Haus

Steinen (ib). Ein nahezu volles Haus bescherte das Konzert mit Wolfgang Mayer den Organisatoren von „Kunst und Kultur Steinen“. Mit dem Gastspiel des Gitarristen bewies der Verein auch im zehnten Jahr das Gespür für eine qualitativ hochwertige Kleinkunstszene.

Die Vita des Künstlers in das Wort „Gitarrist“ zu pressen, entspräche nicht den Tatsachen. Renommierte Studieneinrichtungen, Meisterkurse und Privatstunden pflastern seinen Weg ebenso wie eine 20-jährige Konzerttätigkeit. Hinzu müssen sich unzählige Übungsstunden gesellt haben, wie etwa Mayers Tremolo-Faktor bewies. Die Technik dient, wegen ihres Rufs als eine der Königsdisziplinen, als viel diskutierter Erörterungsstoff unter Musikussen. Dem Laien suggeriert der facettenreiche Klang beinahe zweierlei Instrumente.

Die Spur der doppelten Tongirlanden zog sich durch mehrere Titel, darunter der Tango „A Media Luz“ („Im Dämmerlicht“) aus argentinischer Komponistenfeder. Schon der spanische Altmeister Paco di Lucia hatte die flotte Nummer im Notengepäck, und Sommerfeeling tat sich auch in der „KaffeeMühle“ auf. Der Blick durch Glaswände fiel auf verschneite Tannen der Seniorenanlage, drinnen erlag man rassigen Flamenco-Passagen Andalusiens - so ließ es sich aushalten beim Auftakt der Programmreihe 2015. „Sentir de Sacromonte“ von Nino Ricardo war so ein Stück, es bot Mayer Gelegenheit, mit extrem flinken Tremolo-Intervallen zu glänzen.

Mayers charmante Gesangsstimme kam etwa beim Dämmerlicht-Tango und bei „Por Los Olivares“ zum Tragen. Letzteres, ein Fandango von „Sabicas“, nahm er einmal mehr zum Anlass, mit manch energischem Zug alle Saiten anzuschlagen. Deutlich zeigten sich des Künstlers Hang und die Fähigkeit zum Perfektionismus. Hier kitzelte er mit versonnener Miene zarteste Sequenzen aus der Klampfe, an anderer Stelle belebte er die Vorstellung mit saftiger Anschlagskultur. Gesungen und gespielt auch das kurze Schlusslied „Adios Muchachos“, wie kann es anders sein bei so viel Spanien-Sympathie. Passend zu dem Thema der ruhige Schottisch Choro (des Brasilianers Heitor Villa-Lobos). Dem Choro, ein Stil der Samba-Region, ließ Mayer überraschenderweise ein Stück von Bach folgen: „Präludium und Fuge“, mit rund fünfzig Takten ein leises Juwel Bachs, den kleinen Schöpfungen zuzuordnen.

Neben dem Spiel seiner Akustikgitarre gab Mayer mit sonorer Erzählstimme Geschichten preis, von Walen und Musiklehrerinnen etwa. Teils unglaublichen Inhalts, gleichwohl mit der Bemerkung untermauert, „ist alles wahr“. Was man ihm gänzlich abnahm, seine Erinnerungen an die Zeit, als der Jazz-Pianist Keith Jarrett aus Pennsylvania seine große Zeit hatte. Rauf und runter lief die Scheibe „Memories of Tomorrow”, in die sich vieles hinein interpretieren ließe. Vor allem fesselte der Kulthit mit einer beseelten Melodie, die mittels agiler Finger knackige Läufe aufwies.

Ob er dem Publikum in den Ohren gelegen habe, fragt Mayer nach dem Konzert. Ja - auf wahrlich meisterliche Weise. Ute Engler, Vorsitzende des Vereins, sprach das Jubiläum 2015 an und warb für den 28. Februar: dann geht es um ein Tango-Konzert, anschließend können die Besucher tanzen.

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