Steinen Gemeinde ersteigert vier Bilder

Markgräfler Tagblatt

Kunstauktion erbringt über 20 000 Euro für den Hermesbrunnen von Meret Oppenheim

Sechs Exemplare des von Meret Oppenheim (1913-1985) entworfenen Hermesbrunnens wurden 2000 in Italien in Bronze gegossen. Einer ist für Steinen reserviert und soll im Oktober zum 101. Geburtstag der berühmten surrealistischen Künstlerin als Denkmal beim Rathaus aufgestellt werden. Von den 75 000 Euro der Ankaufssumme wurden 50 000 Euro bereits an Spenden gesammelt. Durch die Auktion kamen nochmals über 20 000 Euro zusammen, die restlichen Mittel sind noch zu finanzieren.

Von Jürgen Scharf

Steinen. „Zum Ersten, zum Zweiten und zum… Dritten!“. Der Hammer des Basler Auktionators Jean-David Cahn saust auf das alte Holzpult des Auktionshauses. Und eine Bieterin im Lörracher Sparkassenfoyer erhält den Zuschlag für die wunderschöne Lithografie „Nachthimmel mit Achaten“ von Meret Oppenheim. „Wie schön, dass nur Frauen mitbieten“, freute sich der renommierte Auktionator über dieses versteigerte Bild, dessen Erlös in den Ankauf des Hermesbrunnens fließt.

Gut gelaufen ist die professionelle Versteigerung mit 30 Losen aus verschiedenen Kunstgebieten wie Malerei, Grafik, Objekt, illustrierter Korrespondenz und als Nachlese konkreter Kunst aus dem Basler Atelier Fanal. Fast jedes Los fand einen Käufer. Nur einige Grafiken gingen unter Gebot weg, und zwei Arbeiten, darunter eine sowieso schwer verkäufliche Skulptur, wurden zurückgestellt, so dass für die Restkaufsumme des Brunnens sage und schreibe 20 270 Euro zusammenkamen – „eine tolle Leistung“ (Cahn).

Mit Sätzen wie „Machen Sie Dampf, dann sind wir bei dem Brunnen im Oktober“ hat sich der Auktionator mächtig und sogar gratis ins Zeug gelegt bei dieser klassischen Versteigerung und alle Register seiner Redekunst und Überzeugungskraft gezogen. So ereignete sich eine spannende Auktion, die schon einen Hauch von Christie’s und Sotheby’s hatte.

Zwar war das teuerste Bild aller Zeiten nicht darunter, aber es gab doch ein paar Spitzengebote. Highlight war Jürgen Brodwolfs Oppenheim-Porträt mit Farbtube („Das Antlitz der Meret Oppenheim“) aus seiner in der Galerie Stahlberger in Weil am Rhein gezeigten Serie „Malen mit der Tube“, dessen Aufrufpreis von 1200 Euro sich fast verdoppelte. Es war das teuerste Bild der Versteigerung.

Aber auch die Aquarelle und aquarellierten Zeichnungen, die zu einer illustrierten Korrespondenz des Dichters Hermann Hesse (um 1946) gehören, waren heiß begehrt und gingen für ein Vielfaches des Ausgangspreises weg. Um dieses Hesse-Los, das von der Familie eingegeben wurde, gab es ein richtiges Bietergefecht; sogar ein Telefonbieter klinkte sich via Handy ein. Der berühmte „Steppenwolf“-Autor Hesse hatte durch seine Frau Ruth Wenger, die eine Tante von Meret Oppenheim war, Beziehungen zur legendären, aus Steinen stammenden Surrealistin, die hier bis zum 18. Lebensjahr ihre Kindheit und Jugend verbrachte.

Riesig freute sich Ingrid Jennert, die Vorsitzende des Fördervereins „Meret Oppenheim – Steinfrau aus Steinen“, dass die Nichte der Künstlerin, Lisa Wenger, aus dem Tessin angereist war und noch den Cousin Martin Bühler aus Basel mitgebracht hatte. Mut gemacht hat überhaupt erst 2012 eine großzügige Spende der Sparkasse, so dass nun der Zonta Club Oberrhein mit seiner Vorsitzenden Birgit Rupp (die selber Galeristin ist) das Projekt unterstützen wollte.

Viele Künstler aus der Region stellten Werke zur Verfügung, ebenso Galerien und Kunstinstitute. Unter den Bildern war auch eines des verstorbenen Enkensteiner Malers Günter Scholz. „Bieten Sie kräftig. Ich glaube, es lohnt sich.“ Dieser Aufforderung des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden, André Marker, der sich überwältigt vom Zuspruch so vieler Kunstliebhaber zeigte, folgten die rund 100 Kunstinteressierten, darunter Mitglieder des Lörracher Kunst- und Kulturförderkreises.

Kräftig mitgeboten hat aber auch der Steinener Bürgermeister Rainer König, der gleich vier Bilder für die Gemeinde ersteigerte. Die Lose waren meist zur Hälfte des Marktwertes angesetzt, und Kunstprofi Cahn, einer der führenden Galeristen im Bereich antiker Kunst, der selber familiäre Verbindungen über seine Schwester Miriam zu Meret Oppenheim hatte, trieb mit Charme, Chuzpe, fachkundigen Kommentaren und kleinen Anekdoten die Gebote nach oben und animierte die Bieter („Geben Sie Feuer!“) zum Mitsteigern.

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