Steinen Gemessen und für laut befunden

Markgräfler Tagblatt
Mit einem Aktionsplan möchte die Gemeinde Steinen gegen die Lärmbelastung ihrer Bewohner durch den Autoverkehr vorgehen. Foto: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Ergebnisse der Lärmkartierung im Bau- und Umweltausschuss präsentiert

Steinen (jab). Gemessen und für laut befunden: In der jüngsten Sitzung des Steinener Bau- und Umweltausschusses wurden die Ergebnisse der Lärmkartierung für einige vom Verkehr arg gebeutelte Bereiche in Steinen, Höllstein und Hüsingen vorgestellt.

Diese Berechnung ist Teil des Lärmaktionsplanes (LAP), mit dem die Gemeinde ihrem Verkehrsproblem zu Leibe rücken will.

Vorgeschichte

Der dichte Verkehr treibt die Gemeinde Steinen schon lange um; neben dem Lärm geht es der Gemeinde und dem stark engagierten Arbeitskreis Siedlungsentwicklung und Mobilität vor allem um die Sicherheit. Eine Temporeduzierung könnte das Problem aus Sicht der Gemeinde zumindest entschärfen; das Landratsamt lehnt diese Maßnahmen bislang ab. Anfang des Jahres beschloss die Gemeinde, einen Lärmaktionsplan aufzulegen, um harte Fakten an die Hand zu bekommen.

Grundlagen

„Straßenverkehr wird berechnet, nicht gemessen“, stellte Wolfgang Wahl als Leiter der mit der Erstellung des LAP beauftragen Rapp Trans AG (Freiburg) eingangs seiner Erläuterungen klar - „das führt in der Regel sogar zu höheren Werten.“ Neben dem durchschnittlichen täglichen Verkehr (DTV) werde unter anderem der Schwerverkehranteil, die zulässige Geschwindigkeit und die Bebauung (Stichworte: Reflexion/Abschirmung) einbezogen.

Ergebnisse für Steinen

Als Ergebnis liegen nun Karten der untersuchten Bereiche vor, die die Lärmbelastung für jedes Gebäude im untersuchten Bereich darstellen. Eine weitere Analyse gibt die Zahl der „Betroffenheiten“ an - die Zahl der lärmbelasteten Einwohner also. Aufgeschlüsselt wird hier nach unterschiedlichen Belästigungsstufen. Fazit: Tagsüber gibt es für das gesamte Untersuchungsgebiet etwa 310 „Betroffenheiten“, die mit 55 bis 65 Dezibel belastet sind; 122 sind einer „hohen Belastung“ ausgesetzt (65 bis 70 Dezibel). Der sogenannte „Maßnahmenwert“ von 70 Dezibel jedoch, bei dem tatsächlich lärmmindernde Maßnahmen angesagt sind, wird nur für neun Betroffenheiten überschritten. Für die Nacht (22 bis 6 Uhr) liegen die Grenzwerte etwas niedriger; hier sind 174 Betroffenheiten „belastet“, 136 sind „hoch belastet“, und 19 Betroffenheiten wird eine „sehr hohe Belastung“ attestiert. Diese Zahlen allerdings „geben nur die halbe Wahrheit wieder“, räumte Wahl ein: Die Zahl der tatsächlich betroffenen Anwohner liege drei bis vier mal höher als die errechneten Betroffenheiten; schuld sind die gesetzliche Vorgaben.

Analyse: B 317

Aufschlussreicher als die Gesamtzahlen ist die Aufschlüsselung nach Straßen. Eindeutig ist die Angelegenheit bei der B 317: Hier gibt es eindeutig die meisten „Betroffenheiten“, fast alle Höllsteiner Wohnhäuser entlang der Bundesstraße liegen über dem Maßnahmenwert. Und, mindestens ebenso wichtig: Durch eine eben solche Maßnahme - die Absenkung der erlaubten Geschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer - könnte die Belastung erheblich gemildert werden, so das Ergebnis der Wirkungsanalyse. Eindeutig daher auch die Empfehlung: Tempo 50 für den Bereich zwischen Einmündung Bernhardstraße und Ausfahrt Maulburg-West. Zusätzlich regen die Planer an, den Bereich zwischen Kreisel und Bernhardstraße ebenfalls auf 50 zu setzten; dies lässt sich zwar nicht lärmtechnisch begründen, sei aber aus verkehrlicher Sicht durchaus sinnvoll, so Wahl. Sollte es tatsächlich zu Tempo 50 kommen, habe sicher auch die von den Anliegern so dringend gewünschte Querungshilfe gute Karten, bestätigte er auf Nachfrage.

L 135/138 (innerorts)

Schwieriger liegt der Fall bei den beiden Landstraßen innerorts. Hier gibt es nur sehr wenige Betroffenheiten über dem Maßnahmenwert, und: Im Kreuzungsbereich am „scharfen Eck“, wo es eine solche starke Belastung durchaus gibt, liege die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit kaum bei den erlaubten 50 Stundenkilometer, so dass die angestrebte 30er-Regelung unter diesem Aspekt kaum etwas bringe, erklärte Wahl. Bitter aus Sicht der Anwohner: Tatsächlich liegen gerade in der Eisenbahnstraße viele Betroffenheiten nur ganz knapp unter dem Maßnahmenwert.

Hüsingen

Keine einzige Überschreitung schließlich gibt es den Berechnungen zufolge in Hüsingen. Auf ein mögliches Problem wies Gemeinderat Rudolf Steck (SPD) hin: Grundlage für die Berechnung ist die erlaubte Geschwindigkeit - in der Realität aber werde hier nun mal oft wesentlich schneller gefahren. Derlei allerdings können nicht im Rahmen eines Lärmaktionsplanes geregelt werden, stellte der Verkehrsplaner klar: „Dann muss man dafür sorgen, dass die erlaubte Geschwindigkeit eingehalten wird.“

Weiteres Vorgehen

Bereits nächste Woche kommt es zu einem Gespräch zwischen Gemeinde und Straßenverkehrsbehörde des Landratsamts, bei dem die vorgelegten Ergebnisse eine wichtige Rolle spielen werden. Dort wird sich herausstellen, ob die Behörde die Vorschläge mitträgt.

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