Ein Konzert auf höchstem musikalischen Niveau erlebten die Zuhörer am Sonntagabend in der katholischen Kirche St. Maria in Höllstein; allerdings war das Konzert nur schwach besucht. Von Georg Diehl Steinen-Höllstein. Den Hauptanteil mit 14 Liedvorträgen hatte an diesem Abend der vor 44 Jahren gegründete Chor 72 Lörrach unter der Leitung von Herbert Kaiser übernommen. Hinzu kamen der Organist Dieter Lämmlin an der Emporen-Orgel und am Keyboard sowie als besonderer Gast die 15-jährigen Harfenistin Natalie Lara Deusch aus Maulburg. Der an diesem Abend 24 Stimmen zählende Chor 72 eröffnete mit Alta Trinita beata in einer Bearbeitung durch Dirigent Herbert Kaiser das Konzert, bevor Dieter Lämmlin an der Emporen-Orgel von dem in Oberndorf am Neckar 1877 geborenen und in Leipzig 1933 gestorbenen Komponisten Sigfrid Karg-Elert mit gewaltigen Klängen einen „Marche triomphale“ über den Choral „Nun danket alle Gott“ spielte. Der Chor setzte das Programm fort mit „Herr, deine Güte reicht“ von Grell/ Christ, „Ich suche dich“ von Konradin Kreutzer und „Dies irae“ von Morris Gray. Hier spürte man, welche chorische Gesangsdisziplin Herbert Kaiser seinen Männern beigebracht hatte. Der hohe Kirchenraum steigerte das Klangvolumen in idealer Weise. Als Kontrast zum Männerchor faszinierte die junge Maulburger Harfenistin Natalie Lara Deusch auf ihrem wunderbaren Instrument das Auditorium mit einem Allegro von Domenico Scarlatti. Die Harfenistin hatte schon als Kind mehrere Regionalwettbewerbe und vor zwei Jahren erste Preise beim Landeswettbewerb und den zweiten Preis beim Bundeswettbewerb gewonnen. Darüber hinaus hat sie in der Schweiz mehrere erste Preise im Solo-, Duo- und Trio-Wettbewerb gewonnen, zuletzt im vergangenen Jahr mit dem Trio Triarpa in Lugano. Dass sie heute bei der Solo-Harfenistin Ronith Mues des Berliner Konzerthaus-Orchesters Unterricht hat, spürte man auch bei den weiteren Musikstücken. Ein „Prayer“ von S. Natramit mit seiner verinnerlichten Darbietung, ein „Deep River Interlude“ von Marcel Grandjany und „Au matin“ von Michel Tournier offenbarten ihre vorzügliche Musizierkunst an der Harfe. Ob es sich nun um hochvirtuose Passagen mit perlenden Läufen oder um weiche und zarte Klänge handelte, alles meisterte die junge Harfenistin. Der Chor 72 brachte im zweiten Block in kirchenslawischer Originalsprache russisch-orthodoxe Gesänge zu Gehör, die vom „Alliluia“ über einen österlichen Kanon, dem Vater Unser bis zu einem von Herbert Kaiser arrangierten „Rette, o Herr. dein Volk“ reichten. Nach den beiden Nummern „Hush“ und „Elijah and Joshua“ von Albrecht/ Kaiser erklangen so bekannte englischsprachige Lieder wie „Amazing Grace“, „My Lord, what a morning“ und ein „Allluia Madrigal“. Den grandiosen Abschluss bildete die in russischer Sprache gesungene „Legende von den zwölf Räubern“, bei der als Vokalsolist der Bariton Reiner Faller brillierte. Der Chor 72 hat bewiesen, wie vollendete Chormusik zu erklingen hat, auch wenn man dem Chor weitere, vor allem jüngere Stimmen wünscht, um die Tradition weiterzuführen.