Steinen „Ich möchte keinen Meter missen“

Markgräfler Tagblatt
Beim Vortrag im Mühlehof hatten die Besucher auch die Gelegenheit, mit der Autorin und Radfahrerin Dorothee Fleck (rechts) ins Gespräch zu kommen. Foto: Ines Bode Foto: Markgräfler Tagblatt

Vortrag: Dorothee Fleck berichtete im Mühlehof von ihrer Weltreise auf dem Fahrrad

Von 2008 bis 2010 war Dorothee Fleck in 26 Ländern unterwegs, absolvierte in 888 Tagen 61 140 Kilometer und schrieb darüber ein Buch, das sie im Rahmen der Reihe „Kunst und Kultur“ im Mühlehof präsentierte.

Steinen (ib). „Als Frau allein mit dem Fahrrad um die Welt“, so der Titel des Werks, wegen dessen Vorstellung bei der Buchmesse Frankfurt sie eine Afrika-Tour unterbrach. Auch besuchte sie die Heimat Steinen.

Wie sich vermuten lässt, enthält das Buch spannende Erlebnisse. Zu Gehör kamen sie vor viel Publikum in der „KaffeeMühle“. Die Rede war von löchrigen Fahrradschläuchen, mühsam von australischen Dornen befreit und immer wieder geflickt, weil es bis zum nächsten Laden noch 800 Kilometer waren. Oder von mongolischem Tee, den zu trinken sie ablehnte, weil Würste zuvor in der Flüssigkeit erhitzt worden waren.

Fleck berichtete vom unmoralischen Angebot eines Dorfbewohners, dem die drahtige Abenteurerin ihrerseits ein Absage erteilte. Und dann war da der Eimer, ihrer Notdurft dienlich, benutzt jedoch ganz zwanglos von ihren chinesischen Bewacherinnen – in ihrem Beisein. Hunderte Kilometer vom Schauplatz Peking entfernt, bekam sie nämlich 2008 den Ausnahmezustand zu spüren, der vor den olympischen Spielen selbst im Niemandsland herrschte.

Seit sie 2008 mit Mitte Vierzig Job und Wohnung aufgab, ist sie unterwegs. Bis heute umrundete sie (rein rechnerisch) zweimal den Globus. Mit dem Velo ging´s früher zur Arbeit nach Basel, irgendwann war ihr die Strecke zu kurz.

Reise mit vielen Unwegsamkeiten

„Einfach nur radfahren“ möchte Fleck und nimmt dafür beträchtliche Strapazen in Kauf. So stieß sie in Indonesien auf Berge, die geradewegs in den Himmel zu führen schienen. „200 Kilometer ging´s nur hoch.“ Schnurgerade Straßen führten sie fünf Tage in Folge durch die Wüste Gobi. In Chile sei sie in ihrem Ein-Frau-Zelt im Schlaf vom Rumpeln der Erde geweckt worden. Schadlos überstand sie das Beben, um später das verheerende Ausmaß des Tsunamis auf Hawaii zu erfahren. „Ich hatte einfach Glück!“

Fleck sprach über Hitze, Kälte, Müdigkeit, Durst und Hunger, davon, dass sie ausgelaugt vom Rad fiel. Gleichwohl machte sie deutlich, dass das Positive für sie bei weitem überwiegt. „Als Radler hat man sofort Kontakt.“ Nette Menschen, unbekannte Kulturen, der Zauber der Natur und mehr seien es wert gewesen.

Ihre Reise führte Fleck über verschiedene Kontinent. Sie besuchte Gegenden, von denen die meisten nur gehört haben, etwa Laos, die Atacamawüste oder Sumatra. Die Radlerin bekam zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu Gesicht und wurde selber zu einer. Häufig wurde sie, die Touristin, gefragt, wie sie heiße und woher sie komme. Diese Auskunft ging auch an das russische Radioteam, das die Weltenbummlerin wider eigener Erwartung auf Sendung brachte.

Natürlich nutzt Fleck moderne Kommunikation und GPS. Auch die gute alte Landkarte diente der Orientierung, teils musste sie aber auch ohne beides auskommen. Fleck schwärmte von Abenteuerlust, Erfahrungsreichtum und der überwältigenden Faszination des Planeten. „Ich möchte keinen Meter missen.“

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