^ Steinen: Junges Brautpaar zieht von Tür zu Tür - Steinen - Verlagshaus Jaumann

Steinen Junges Brautpaar zieht von Tür zu Tür

Markgräfler Tagblatt

Das Uffert-Brütli hat in Schlächtenhaus Tradition

Liedtext des traditionellen Lieds zum Uffert-Brütli :

„Chömmet use ihr Fraue go des Ufertbrütli b’schaue, und b’schauet ihr des Brütli nit, so lebet ihr am Pfingsttag nit. Chömmet use ihr Herre go des Ufertbrütli b’schere – und b’scheret ihr des Brütli nit, so lebet ihr am Pfingsttag nit.“

Steinen-Schlächtenhaus (jab). Ein junges Brautpaar flaniert durchs Dorf, die kleine Dame stilecht gekleidet mit vornehm weißen Kleid und Schleier im Haar, ihr Begleiter mit Hemd und Westchen, Sakko und womöglich gar einem Zylinder auf dem Kopf. Begleitet von den anderen Kindergartenkindern ziehen die kleinen Brautleute durch die Straßen, klingeln an den Türen und bitten um „Anke und Ei“. Wie an jedem Christi Himmelfahrts-Tag - alemannisch: „Uffert“-, wird sich diese Szene auch morgen wieder in Hofen abspielen. Der Brauch des „Uffert-Brütli“ wird hier - wie in einigen anderen Dörfern der Gegend - gewissenhaft gepflegt.

Das kleine Brautpaar selbst wie auch die von den Kindern erbetenen Gaben symbolisieren passend zur Jahreszeit Aufbruch, Neubeginn und Fruchtbarkeit. Wenngleich der Tag des Geschehens ein christlicher Feiertag ist, mögen die Ursprünge des Brauches bis in heidnische Zeiten zurückreichen, sagt Sabine Brendle, deren vierjährige Tochter Jule in diesem Jahr als Uffert-Brütli durchs Dorf ziehen wird.

Wie lange die Tradition hier vor Ort  schon gepflegt wird, ist den heutigen Organisatoren nicht mehr bekannt. In den Erinnerungen der älteren Dorfbewohner jedenfalls gibt es das Uffert-Brütli seit je her. Um so wichtiger ist es den Dorfbewohnern, dass die Tradition zuverlässig weitergeführt wird: „Das ist eine Bereicherung für das kulturelle Leben hier“, sagt Sabine Brendle. Als das Uffert-Brütli vor einige Zeit wegen der vielen Baustellen im Ort einmal ausfiel, war das für viele ein ordentlicher Schreck, berichtete Sabine Brendle. Die Sorge freilich, dass die Tradition einschlafen würde, war unbegründet.

Gerade die älteren Bewohner warten an Christi Himmelfahrt regelrecht auf den Besuch der Steppkes, um ihnen Butter, Eier oder auch einige Münzen Bares fürs Kindergartenkässchen zu geben. Bevor die kleine Hochzeitsgesellschaft die Gaben entgegennehmen kann, heißt es freilich, dem Spender ein Liedchen singen. Im Repertoire finden sich Frühlingslieder; daneben aber gibt es auch ein eigenes „Uffert-Brütli“-Lied (siehe Kurzinfo).

Heutzutage liegt die Organisation des „Uffert-Brütli“ in den Händen der Kindergarten-Familien und wird dort quasi automatisch von einer Kindergarten-Generation zur nächsten weitergegeben. In diesem Jahr gibt die vierjährige Jule Brendle das Uffert-Brütli. Der gleichaltrige Fritz Frey wird ihr Bräutigam sein - und folgt damit einer Familientradition: Schon seine Oma Silvia Frey war im Jahr 1964, damals noch als Silvia Brendle, zusammen mit ihrem Bräutigam Gerhard Kropf in selber Mission im Dorf unterwegs. Eigentlich sind es die künftigen Schulkinder - sprich: die Fünf- oder Sechsjährigen unter den Kindergartengängern - , die die Rolle von Braut und Bräutigam übernehmen. Dass es in diesem Jahr ein besonders junges Paar gibt - Braut wie Bräutigam sind vier Jahre alt - liegt daran, dass die Kandidatenliste einigermaßen begrenzt ist bei gerade 14 Kindern, die das „Zwergehüsli“ derzeit besuchen. Zudem ist es gar nicht immer einfach, Freiwillige für die Hauptrollen zu finden. Die beiden allerdings, die sich in diese Jahr gefunden haben, sind mit Begeisterung bei der Sache, berichten die Braut-Eltern.

Die Hochzeitsschar zieht im jährlichen Wechsel mal durch Schlächtenhaus, mal durch Hofen; in diesem Jahr ist Hofen dran. Eineinhalb Stunden sind die Steppkes (zusammen mit ihren Eltern im Hintergrund) schon unterwegs, erzählt Silvia Brendle. Am Ende versammeln sich alle im Schlächtenhauser Rathaus, um hier die eingesammelten Essen-Spenden zum leckeren Rührei zu verbrutzeln.

u Treffpunkt für Eltern und Kinder ist um 11 Uhr an der Kirche in Hofen. Nach dem Rundgang durchs Dorf wird im Rathaussaal in Schlächtenhaus gemeinsam gegessen.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading