Steinen Mit Nichts nach Steinen gekommen

Markgräfler Tagblatt

Gedenktafel in der Neumattsiedlung in Steinen erinnert an Baulandschenkung für Flüchtlinge

Steinen (hp). 65 Jahre nach dem ersten Spatenstich erinnert eine Gedenktafel in der Neumattsiedlung an die Wohltäter, dank derer viele Flüchtlinge in Steinen eine neue Heimat erhielten. Gestern wurde die Tafel im Beisein von Bürgermeister Rainer König und Pfarrer Kai Thierbach enthüllt.

„Zur Erinnerung an die großzügige Baulandschenkung von Karl Gebhardt, dem Mitwirken von Ernst Pflüger und Johann Sturm und dem Förderkreis der Dorfbevölkerung von Steinen. 1948 konnte für die Heimatvertriebenen Deutschen aus dem Sudetenland (Tschechoslowakei) und aus der Batscha (Jugoslawien) in gemeinsamer Eigenleistung der Bau von 13 Doppelhäusern (52 Wohnungen) begonnen werden. In großer Dankbarkeit möchten hiermit die Nachkommen der Heimatvertriebenen an dieses christlich-soziale Werk erinnern“, heißt es auf der Gedenktafel, die aus einer Privatinitiative heraus entstanden ist.

Bereits 1948 waren die Weichen für die Siedlung im Westen Steinens gestellt worden. Dank einer Schenkung von 11 000 Quadratmetern und der Unterstützung eines Fördervereins wurde die Ansiedlung der Flüchtlinge möglich. Die gemeinnützige Siedlungsgesellschaft des Hilfswerks der evangelischen Kirchen in Deutschland war bereit, das Vorhaben in Angriff zu nehmen, stellte aber die Bedingung, das Baugelände auf rund zwei Hektar zu arrondieren (wir berichteten mehrfach).

Heinz Tirs, einer der Bewohner der Siedlung, erinnerte vor zahlreichen Gästen daran, dass die Vertriebenen mit Nichts nach Steinen gekommen seien und hier erfahren hätten, was Nächstenliebe bedeutet. Mit einer Gedenktafel wollen die Nachkommen der Heimatvertriebenen an die Großzügigkeit und Unterstützung der Steinener Bürger erinnern. Gerade in einer Zeit, in der erneut Tausende von Menschen aus ihren Heimatländern vertrieben werden und vor dem Nichts stehen, soll dieser denkwürdige Einsatz aus dem Jahr 1948 nicht vergessen werden. Heinz Tirs, der gemeinsam mit Heiderun Gödrich die treibende Kraft dieser Initiative war, rief vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage dazu auf, Asylanten in die Gemeinschaft einzugliedern, damit diese heimisch werden.

Heiderun Gödrich erinnerte sich noch gut an die Anfänge der Siedlung, die ein Dorf für sich war, in dem man eine tolle Kinderzeit und eine wunderbare Jugend haben konnte. Für sie war es eine große Leistung der Steinener Bevölkerung, Bürger aufzunehmen, die alles verloren haben.

11 000 Quadratmeter Land wurden für die Siedlung zur Verfügung gestellt. 1950 fand der erste Spatenstich statt und 1951 konnten die ersten Häuser bezogen werden. Wie groß das Gemeinschaftsgefühl der Bewohner heute noch ist, zeigen die Straßen- und Quartierfeste, bei denen die Nachbarschaft gepflegt wird. „Eine gute Nachbarschaft ist wichtig“, sagt Heiderun Gödrich.

Im Jahr 2000 wurde die Siedlung unter Bestandsschutz gestellt, um deren Charakter zu erhalten und sie nicht zum Spekulationsobjekt werden zu lassen. Erlaubt sind lediglich behutsame Eingriffe in den Bestand.

Für Bürgermeister Rainer König war es damals ebenfalls ein Akt der Nächstenliebe, Menschen in Not eine Heimat zu geben. Heute ist dies für ihn aktueller denn je: „Auch wir stehen heute vor der Herausforderung, Flüchtlinge zu integrieren.“

Dorothea Kant umrahmte die Feierstunde mit Saxofonmusik.

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