Steinen „Musik unterstützt die Entwicklung“

Markgräfler Tagblatt

Ein Leben nach Noten: Musikschulleiterin Susanne Kagerer wird in den Ruhestand verabschiedet

 Steinen (hp). 15 Jahre lang war Susanne Kagerer Herz und Seele der Musikschule Mittleres Wiesental (vormals Musikschule Steinen-Schopfheim). Jetzt geht die langjährige Leiterin in Ruhestand. Mit der Musikpädagogin sprach im Vorfeld der Verabschiedung unser Redakteur Harald Pflüger.

Frau Kagerer, welche Musik hören Sie am liebsten?

Barockmusik, egal ob instrumental oder vokal.

Läuft bei Ihnen auch bei der Fahrt zur Arbeit Musik im Auto?

Ja, immer SRF 2 Klassik. Wenn ich aber aus irgendeinem Grund nervös bin, kann ich keine Musik vertragen.

Ihr Vater war ein studierter Kapellmeister und Gymnasiallehrer für Musik, Ihre Mutter hatte eine Gesangsausbildung. War damit der Berufsweg vorgezeichnet?

Eigentlich nicht, ich wollte Gefängnisfürsorgerin werden. Da ich zeitnah aber keinen Praktikumsplatz bekam, haben mich meine Eltern überredet, zunächst Musikpädagogik zu studieren. Dabei bin ich dann geblieben und habe es nicht bereut.

Sie haben am Konservatorium in München studiert. Sie hätten auch Orchestermusikerin werden können. Stattdessen wurden Sie Musikpädagogin.

Mein Hauptfach war die Blockflöte, da gab es zu meiner Studienzeit kein Orchester, bei dem ich hätte mitspielen können. Außerdem habe ich während des Studiums im Musikkindergarten des Richard-Strauss-Konservatoriums ein Praktikum gemacht und bei der Musiktherapie hospitiert, das hat mich so begeistert, dass es klar war, dass ich Musikpädagogin werden wollte.

Warum hat Sie die Aufgabe einer Musikschulleiterin interessiert?

Ich wurde vom meinem Vorgänger Wolf  Steinröder als seine Nachfolgerin vorgeschlagen, konnte mir aber zunächst nicht vorstellen, täglich mehrere Stunden im Büro zu sitzen. Als er dann im Juni 1999 krankheitsbedingt ausgefallen ist, musste ich von heute auf morgen einspringen. Die Arbeit einer Schulleiterin hat mich dann nach und nach begeistert.

Sie unterrichten aber noch.

Ich werde das Angebot „Singen-Bewegen-Sprechen“ im Dora-Merian-Kindergarten beibehalten. Außerdem möchte ich auf ehrenamtlicher Basis das Integrative Orchester beibehalten.

Gibt es „das beste Alter“, um mit dem Erlernen eines Instrumentes zu beginnen?

Für viele Kinder ist das Jahr vor der Einschulung ideal, da sie noch nicht mit Schulstress oder Hausaufgaben ausgelastet sind. Aber es kommt ganz auf das Instrument an. Da es aber mittlerweile kleine Kontrabässe, Kinderposaunen etc. gibt, kann man sehr früh mit dem Wunschinstrument beginnen. Wichtig ist aber bei einem Start im frühen Alter die Unterstützung der Eltern, ohne die geht es nicht.

Was sagen Sie jemandem, der von sich behauptet, unmusikalisch zu sein?

Das kommt ganz auf den Versuch an. Es gibt aber Menschen, die im Sportverein glücklich sind, die muss man nicht zur Musik zwingen.

Manche Personen haben ja Probleme, Noten zu lesen. Eine der berühmtesten soll Paul McCartney (The Beatles) sein.

Es gibt da verschiedene Begabungen. Die einen können ohne Noten keine paar Töne aus dem Kopf spielen, lesen aber schwierigste Notentexte vom Blatt. Die anderen improvisieren stundenlang ohne Noten. Beides finde ich bewundernswert.  

Wenn Sie zurückblicken: Wie hat sich der Stellenwert der Musik in der Gesellschaft verändert?

Der Zuspruch zur Musikausbildung ist groß, oft hören wir von Eltern den Satz: „Ich durfte kein Instrument erlernen, das möchte ich meinem Kind ermöglichen.“ Das Dauergedudel im Radio, Kaufhaus, oder auch auf dem Smartphone ist meiner Meinung nach allerdings   kontraproduktiv, das an sich Wertvolle verliert bei Dauerkonsum.

Welches sind die wichtigsten Bildungsziele einer Musikschule?

Instrumentalunterricht, Schulung des Gehörs, Bewegung und Tanz sowie viele andere Zielsetzungen. Durch die intensive Beschäftigung mit Musik wird die Entwicklung der Persönlichkeit im Sozialen wie im eigenen Leben unterstützt.

Gibt es Kurse oder Instrumente, die besonders nachgefragt sind?

Klavier ist seit vielen Jahren Spitzenreiter.

Was wünschen Sie, sollte von Ihrer Arbeit in Erinnerung bleiben?

Mir war es immer wichtig, Netzwerke zu schaffen und die Musikschule in viele Richtungen hin zu öffnen. Davon zeugen die vielen Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen, Kindergärten, Vereinen, VHS und weiteren Partnern.

Was war die größte Herausforderung während Ihrer Amtszeit?

Die Diskussion um die Betriebsform der Musikschule begann 2007. Es gab Überlegungen, die Musikschule Steinen-Schopfheim zu privatisieren oder eine andere Betriebsform - eventuell die eines Zweckverbands - zu wählen. Ich habe mich sehr dafür eingesetzt, dass die Musikschule unter kommunaler Regie weitergeführt wird. Es hat mich sehr gefreut und erleichtert, als die Kommunen Schopfheim, Steinen, Maulburg und Hausen eine öffentlich-rechtlich Vereinbarung unterschrieben haben. Sie haben sich 2007 zu ihrer Musikschule bekannt, und seither heißen wir Musikschule Mittleres Wiesental.

An was erinnern Sie sich besonders gerne zurück?

Ich erinnere mich vor allem gern an die Arbeit mit den vielen Kindern. Sie konnten mich täglich begeistern, herausfordern und fröhlich stimmen.

Dieser Tage stand die Erhöhung der Musikschulgebühren beim Einzelunterricht auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Gibt es Familien, die sich die Musikschule nach der Gebührenerhöhung nicht mehr leisten können?

Das wissen wir noch nicht. Ich denke aber, dass gewisse Härten über die Sozialermäßigung abgefedert werden können.

Gibt es für solche Härtefälle einen Fonds?

Ja, durchaus. In Einzelfällen ist finanzielle Unterstützung möglich.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger Bernward Braun?

Viel Erfolg auf der ganzen Linie. Er soll die Begeisterung beibehalten, die er als Lehrer und stellvertretender Schulleiter seit Jahren in der Schule gezeigt hat.

Wie sehen Ihre Pläne für den Ruhestand aus?

Es gibt noch keine konkreten Pläne. Ich freue mich aber auf die neu gewonnene Freiheit. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

u Die Verabschiedung der langjährigen Musikschulleiterin, die seit 1. Oktober offiziell in Ruhestand ist, findet am Freitag, 9. Oktober, um 19 Uhr in der Wiesentalhalle in Höllstein statt.

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