Worin sehen Sie Ihre Aufgaben als Schulleiter?
Einerseits die organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, dass Lernen und Unterrichten gute Bedingungen vorfinden. Andererseits inhaltlich im Zusammenhang mit dem neuen Bildungsplan Akzente setzen, die bestehende Projekte und Profile der Schule weiterentwickeln oder neue setzen. Aber das kann nur in enger Zusammenarbeit mit dem Kollegium und der Verwaltung, dem Schulträger sowie den zahlreichen Kooperationspartnern der Schule gelingen.
Was hätten Sie geantwortet, wenn man Ihnen vor zwanzig Jahren prophezeit hätte, dass Sie einmal Rektor sein würden?
Wahrscheinlich wäre ich erschrocken davon gerannt, denn die ersten Berufsjahre als Lehrer sind sehr herausfordernd und anstrengend. Da liegt eine Karriere als Schulleiter eigentlich in weiter Ferne.
Was gefällt Ihnen an Ihrer neuen Tätigkeit?
Die Vielfältigkeit an Themen und Aufgaben, die die Arbeit als Schulleiter prägen, erlebe ich als spannend und positiv: mit Schülern, Lehrkräften und Eltern. Die Arbeit ist natürlich immer dann besonders zufriedenstellend, wenn Fragen gemeinsam, gut und zuweilen mit ein bisschen Spaß und Humor gelöst werden können.
Als Rektor werden Sie allerdings weniger unterrichten als zu früheren Zeiten in Steinen?
Ja, aber solange ich ein oder zwei Klassen in Englisch unterrichten kann, geht mir der Praxisbezug und das Gefühl fürs Klassenzimmer sicher nicht verloren.
Wenn Sie sich als Lehrer beschreiben müssten, sind Sie eher Autoritätsperson oder Kumpeltyp?
Die meisten meiner Schüler würden mich wahrscheinlich am Anfang als streng beschreiben. Je länger man dann gemeinsam arbeitet, desto vertrauter und auch persönlicher wird die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern. Als kumpelhaft würde ich mich sicher nicht bezeichnen, so was führt in der Schule früher oder später meist zu Konflikten.
Demnächst erfolgt die Einschulung der Erstklässler. Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schultag?
Ja, das war auch an einem Bildungszentrum in einem Dorf nördlich von Karlsruhe, in Linkenheim. Das Bild, auf dem ich mit Freunden über die Schultüte schiele, habe ich heute noch. Wir hatten alle Zahnlücken.
Was wollten Sie als Kind werden?
Feuerwehrmann.
Und Ihr Lieblingsschulfach war...?
Englisch und Physik, das hing aber oft auch vom Lehrer ab.
Wenn Sie den Vergleich zu damals ziehen: Wie sehr hat sich die Schule verändert?
Die Aufgabe von Schule hat sich nicht sehr verändert: Schüler zu qualifizieren und zu integrieren, also zu bilden, und Schüler zu reifen, jungen Menschen zu erziehen, die ihre Aufgabe und ihren Platz in unserer Gesellschaft in Ruhe finden und ausfüllen. Dazu gehört aber angesichts vieler Ablenkungen und einer gewissen Schnelllebigkeit vielleicht mehr Anstrengung als früher. Schule hat sich außerdem in den letzten Jahren immer stärker als Lebensort für Kinder weiter entwickelt, an dem diese Hausaufgaben erledigen, Hobbys nachgehen und Zeit mit Freunden verbringen. Das war früher noch nicht so ausgeprägt.
Was muss die Schule heute ihren Schülern mit auf den Weg geben?
Neben den grundlegenden Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Rechnen und einem vom Bildungsplan definierten Kanon an Grundkompetenzen und Fertigkeiten ist es, glaube ich, wichtig, Kindern und Jugendlichen eine persönliche Orientierung in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft zu ermöglichen. Dabei ist aber die Zusammenarbeit von Familie, Gemeinde, Vereinen und Schule besonders notwendig. Schule alleine kann Kinder nicht bilden und erziehen, dazu gehört das ganze Dorf und zu allererst die Familie.
Welche Herausforderungen gilt es in den kommenden Jahren zu meistern?
Unmittelbare Aufgabe aller Schulen ist es, sich auf die Umsetzung des neuen Bildungsplans, der 2016 in Baden-Württemberg eingeführt wird, vorzubereiten. Dabei wird auch der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule und von dort in die weiterführenden Schulen neu gestaltet werden. Darüber hinaus wird im Sekundarbereich die Neuausrichtung der Realschule als Schule mit zwei unterschiedlichen Abschlüssen eine stärkere Differenzierung nach Stärken und Neigungen notwendig machen.
Wie sehen Sie die Zukunft des Meret-Oppenheim-Schulzentrums?
Das Meret-Oppenheim-Schulzentrum ist als Verbundschule von der 1. bis zur 10. Klasse gut aufgestellt. Langfristig werden wir die Entwicklung des Betreuungsbedarfs in Steinen vor allem im Primarbereich beobachten müssen, weil die aktuellen Kapazitätsgrenzen erreicht sind, aber immer mehr junge Familien nach Steinen ziehen. Im Sekundarbereich gilt es vor allem den bilingualen Zug zu sichern und in den oberen Klassenstufen weiterzuentwickeln. Mit dem neuen Bildungsplan wird auch das Fach Berufsorientierung verbindlich. Hier gibt es sicher ein großes, spannendes Entwicklungsfeld, bei dem auch Kooperationen mit regionalen und lokalen Unternehmen interessant sein könnten.
Haben Sie ein besonderes Motto (Philosophie), das Sie begleitet?
Bäume wachsen nicht, indem man an ihnen zieht. Das ist ein afrikanisches Sprichwort, das gut zur Arbeit an Schulen passt, finde ich.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie nicht an der Schule sind.
Ich versuche, viel in Bewegung zu bleiben, mit dem Fahrrad, auf Skiern, zu Fuß und auf Reisen.