Das war auch der Fall, wenn die Probandinnen und Probanden zu Beginn des Experiments explizit darauf aufmerksam gemacht wurden, dass mit dem generischen Maskulinum sowohl Männer als auch Frauen gemeint sein können, und zusätzlich in den gezeigten Sätzen ein spezielles Sonderzeichen als Erinnerung eingebaut war.
So lassen sich im Kopf andere Bilder erzeugen
Während bloßes Erinnern nicht ausreichte, konnten die Forscher in einem weiteren Experiment zeigen, wie deutlicher werden kann, dass Frauen mitgemeint sind. So bekamen Teilnehmerinnen und Teilnehmer im ersten Satz eine zusätzliche Information, welche andere Bilder im Kopf erzeugen sollte - etwa durch Erwähnen stereotyp weiblicher Kleidung, zum Beispiel: "Die Kellner zogen sich helle Hemden und Blusen an". Oder durch noch deutlichere Hinweise, dass die Gruppen nicht nur aus Männern bestehen, wie: "Die Berufsschüler wurden in geschlechtergemischte Klassen eingeteilt."
Das Würzburger Team stellte fest, dass diese zusätzliche Informationen dazu führten, dass Probandinnen und Probanden nicht mehr so häufig Männer assoziierten - trotz generischen Maskulinums.
Grammatikunterricht genügt nicht
Dass es schwierig ist, das generische Maskulinum so zu verstehen, wie es gemeint ist, nämlich inklusive Frauen und diversen Menschen, zeigen auch frühere Studien. "Menschen mögen die Regel in der Schule gelernt haben und sie auch verstehen, aber können sie nicht leicht anwenden", schrieben Forscherinnen und Forscher 2009 in einem Überblicksartikel im "European Journal of Psychology of Education".
Auch in Bezug auf Personengruppen, die stereotyp eher mit Frauen assoziiert sind, weckt das generische Maskulinum häufig männliche Assoziationen, wie andere Studien nahelegen. So wurden in einer Studie mit dem Titel "Wenn alle Männer sind" auch die Wörter Kosmetiker und Geburtenhelfer eher mit Männern in Verbindung gebracht.