Das hätte er lieber nicht getan. Das Schmuckstück ist das Corpus Delicti in einem Mordfall, der zwei Jahre zurückliegt. Matthäus von Weltz (Marcus Michalski) hatte seinen Onkel Amandus Marchthaler aus Habgier und wegen der Einflüsterungen seiner Verlobten Scholaste erschlagen. Doch es ist der Postmichel, der schließlich als tragische Figur geköpft wird, nachdem er unter Folter gestanden hat. Zuvor bläst er ein letztes Mal in sein Horn, verflucht die Stadt und seine Bürger. „Ich werde so lange als Geist erscheinen, bis der wahre Mörder gefunden ist“, ruft Michel.
Ziel seiner Rache ist Matthäus, der Doppelmörder, den er mit dem blutigen Kopf unter dem Arm Jahr für Jahr am Michaelistag heimsucht. Antonio Lallo hat im zweiten Akt als rasend leidender Wiedergänger seine starken Momente, und man spürt, dass die Figur den Drehbuchautoren Felix Huby und Jürgen Popig ans Herz gewachsen ist. Matthäus wird zum Getriebenen, vom Monster zum Menschen. Diese Seelenstudie ist die eine Botschaft von Klaus Hemmerle, der die Legende im Freilichttheater der Württembergischen Landesbühne Esslingen inszeniert hat. Das Stück entrollt zudem einen Katalog menschlicher Abgründe wie Gier und fehlende Zivilcourage.