^ Todtnau: Immer Grün und einmal Schnee - Todtnau - Verlagshaus Jaumann

Todtnau Immer Grün und einmal Schnee

Markgräfler Tagblatt

Das Obere Wiesental profitiert zumindest teilweise von zahlreichen israelischen Gästen

Von Michael Maldacker

Oberes Wiesental. Seit zehn Jahren übt der Schwarzwald eine steigende Anziehung auf Touristen aus Israel aus. Davon profitiert auch das obere Wiesental. Vor allem Gastgeber in Todtnau locken die Gäste aus dem Nahen Osten, aber auch der Schönauer Raum zehrt vom Aufschwung. Je weiter talabwärts, desto weniger israelische Besucher finden Interesse. Die Ursache sind offenbar die mehr oder weniger gezielten Werbemaßnahmen.

In der Gesamtausgabe dieser Zeitung berichteten wir gestern, dass sich die Übernachtungszahlen von israelischen Gästen im Schwarzwald seit 2005 mehr als verzehnfacht haben. Nach 184  000 Übernachtungen im Jahr 2014 steigt der Trend weiterhin an, sagt das Statistische Landesamt. Ein Zuwachs ohne absehbares Ende auch für das obere Wiesental?

„Zurzeit sind viele israelische Gäste hier“, meldet Max Kröger vom Hochschwarzwald-Tourismusbüro in Todtnau. 300 Vermieter mit 1700 Betten zählt das Stadtgebiet, das sich vor einem Jahr der Hochschwarzwald-Tourismusgesellschaft angeschlossen hat. Einige Vermieter hätten einen besonders großen Anteil israelischer Gäste, andere weniger, bilanziert Max Kröger.

Zu den Ersteren gehört das Hotel „Engel“ in Todtnauberg. In ihren Appartements beherberge sie „sehr viele israelische Gäste“, sagt Hotelchefin Iris Boch zunächst. Und präzisiert die Erfolgsgeschichte sogleich: „Wir haben die Israelis als relativ neue Gästegruppe gewonnen, innerhalb von drei Jahren haben sie inzwischen den größten Anteil aller ausländischen Gäste bei uns eingenommen“, schildert Iris Boch.

Großer Anteil israelischer Gäste in Todtnauberg

Auch in der „Schwarzwaldregion Belchen“, die zum Jahresbeginn als Tourismusgesellschaft für die Gemeinden des Gemeindeverwaltungsverbands Schönau aus der ehemaligen „Bergwelt Südschwarzwald“ hervorgegangen ist, gebe es Anfragen aus Israel, erzählt Petra Held von der Schönauer Tourist-Information. „Erst heute Morgen war eine israelische Familie da“, sagt sie, „grundsätzlich sind hier aber eher weniger Gäste aus Israel“. Wie auch in Todtnau, gebe es aber kein einheitliches Bild, wer wie sehr vom israelischen Interesse profitiere.

Eine Vermieterin, die einen sehr großen Anstieg israelischer Touristen verzeichnet, ist Stefanie Klingele vom Gästehaus „Sonnhalde“ in Wieden. Sie vermietet Gästezimmer in einem Schwarzwaldstil-Neubau und wirbt im Internet mit einer eigenen Homepage, die es auch auf Englisch gibt. Neben der Homepage sei vor allem die Mundpropaganda ehemaliger zufriedener Gäste entscheidend, ist sich Stefanie Klingele mit Monika Rümmele aus Fröhnd-Künaberg einig.

Auch Rümmele hat sich für Werbung über das Internet entschieden und erreicht mittlerweile „sehr viele Gäste aus Israel“. Neben einer eigenen englischsprachigen Homepage hat sich die Künabergerin, die zwei Ferienwohnungen anbietet, für die Platzierung von Werbeanzeigen auf zwei Reiseportalen im Web entschieden.

Einen Schritt weiter geht Iris Boch vom Todtnauberger „Engel“. Die Wirtin hat sich ein Partner-Reisebüro direkt in Israel gesucht, das ihr Gäste nach Todtnauberg vermittelt. Vor allem für die Monate Juli und August, „wenn israelische Schulferien sind“, weiß Iris Boch, die aber auch zur Osterzeit israelische Gäste habe.

„Die grünen Wiesen gefallen unseren israelischen Gästen wahnsinnig“, weiß Monika Rümmele, weshalb Israelis gerade für den Hochsommer den Schwarzwald auswählen.

Besucher wollen einmal Schnee sehen

Die abwechslungsreichen klimatischen Bedingungen lockten die Besucher aus Nahost aber auch im Winter in den Schwarzwald, sagt Rümmele: „Sie wollen auch einmal Schnee gesehen haben.“ „Ansonsten unternehmen Israelis erfahrungsgemäß eher längere Ausflüge“, so Petra Held.

„Heute Baden-Baden, morgen Bodensee“, beschreibt Max Kröger die weiten Strecken, die viele israelische Touristen zurücklegen, wenn sie im Schwarzwald Urlaub machten. Weitere beliebte Ziele seien der Europapark Rust, die Triberger Wasserfälle, das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach und der Rheinfall bei Schaffhausen, registriert Kröger die Fragen „seiner“ israelischen Besucher.

Die Reisen von israelischen Bürgern ins obere Wiesental wertet der der Botschafter des Landes in Berlin, Yakov Hadas-Handelsman, als Ergebnis einer „vielfältigen Verbundenheit“ zwischen Deutschland und Israel. Den Zuwachs von israelischen Touristen, auch im oberen Wiesental, bezeichnet der israelische Botschafter auf Anfrage des Markgräfler Tagblatts als „erfreulich“.

Allerdings endet der israelische Zuspruch talabwärts im Zeller Raum. In der Gästestatistik des Tourismusvereins Zeller Bergland spielen die Reisenden aus Nahost keine Rolle. „Dass es einen israeli-Boom gibt, könnte ich nicht sagen“, berichtet Ulrike Gehri vom Tourismusbüro in Zell. Die ausländischen Gäste, die im Bergland übernachten, kämen vor allem aus der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden, so Ulrike Gehri.

Kein „Boom“ in Zell

Sunny Städter, die Wirtin des Berggasthofs „Schlüssel“ in Pfaffenberg, bestätigt diese Beobachtung für ihre Herberge. Ebenso Mike Kiefer, vom Zeller Hotel-Restaurant „Löwen“. Eine englischsprachige Homepage hat er zwar, aber so gut wie keine Gäste aus Israel. „Wenn, dann haben sie in der Gegend geschäftlich zu tun“, sagt der Hotelbesitzer.

Zwar kann nach zehn Jahren des wachsenden Interesses am Schwarzwald im Falle des israelischen Andrangs von einem Strohfeuer wohl keine Rede mehr sein. Dennoch bleibt „Engel“-Wirtin Iris Boch nachdenklich, ob nicht eine Zeit kommen könnte, da israelische Gäste ausbleiben: „Vielleicht hört der Boom ja so schnell wieder auf, wie er gekommen ist?“

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