Weil am Rhein      (sif). Immer mehr Weiler Vereine greifen auf die hilfreichen Dienste junger Menschen zurück, die sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) entschieden haben. Es bietet Leuten zwischen 16 und 27 Jahren die Chance, etwas für sich und andere Menschen zu tun und sich für die Gesellschaft einzusetzen. Dies wiederum ist auch eine persönliche Bereicherung. Der Turnverein Weil (TV), einer der größten Vereine in Weil am Rhein, bindet seit einem Jahr einen FSJ’ler ein. Welche Erfahrungen der Turnverein damit macht, das wollte vom Vorsitzenden Ulrich Obrist Siegfried Feuchter wissen. Seit wann setzen Sie im Übungsbetrieb auch FSJ’ler ein" Vor zwei Jahren haben wir einen Probelauf gemacht und uns die Stelle eines Absolventen des Freiwilligen Sozialen Jahrs mit Rot-Weiß Lörrach geteilt. Und vor einem Jahr haben wir eine junge Frau im Rahmen der Trägerschaft des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV BW) als eigene „Betriebsstelle“ auf der als Freiwilligen im Bundesfreiwilligendienst (BFD) angestellt. Und wie sind Ihre Erfahrungen" Gut. Für den Verein ist das eine willkommene Lösung. Die junge Frau wurde zunächst als Assistentin und mit zunehmender Zeit als selbstständige Übungsleiterin im Jugendbereich eingesetzt. Sie kam bei den Kindern sehr gut an und verstand es bestens, auf sie einzugehen. Aus Sicht der betroffenen Abteilungsleiter ist diese Unterstützung unverzichtbar. Wie sahen die Aufgaben konkret aus" Sie wurde in fast allen Gruppen und Abteilungen eingesetzt, in denen Jugendarbeit gemacht wird. Auch unsere Hobby-Volleyballabteilung, in der sie „ihren“ Sport ausüben konnte, hat neue Impulse bekommen und hat sich verstärkt. Der Einsatz der FSJ’lerin hatte eine positive und belebende Wirkung. Die im Rahmen vom Verband vermittelten FSJ- oder BFD-Freiwilligen erwerben in der ersten Hälfte ihres zwölfmonatigen Engagements die C-Lizenz zum Übungsleiter. Diese Ausbildung ist obligatorisch und kann nur fachsportlich differenziert werden. Die Kosten dazu sind in der monatlichen Pauschale für den Verein enthalten. Schwerpunkte des Einsatzes der FSJ’lerin bildeten das Kinderturnen, Ballspiele und Leichtathletik. Wird der TV jetzt wieder eine Stelle fürs Freiwilliges Soziales Jahr anbieten" In jedem Fall. Wir überlegen sogar, ob wir im nachfolgenden Jahr eine zweite Stelle schaffen wollen. Das Hauptproblem für Vereine, das sich noch verstärken wird, sind doch die nur zum Teil bekannten Umstände, die G8, Ganztags- und bald die Gemeinschaftsschule, also die sich umbrechende Schullandschaft mit sich bringt. Dies hat zur Folge, dass Kinder kaum noch echte Freizeit haben und für die Vereine eine sinnvolle Jugendarbeit – alten Stils – immer schwieriger wird. Wie kann dem begegnet werden" Dieses Problem können wir nur in den Griff  bekommen, wenn wir im Rahmen der dort immer stärker eingeforderten Betreuungsangebote zu gemeinsamen Lösungen kommen. Die neue Schullandschaft bietet sicher auch Chancen, und die Arbeit des LSV BW unter ihrem Präsidenten Schmidt-Volkmar ist ein gewisser Garant dafür, dass die konkreten Fragen auch in absehbarer Zeit zumindest zu nutzbaren Wegen und Modellen führen. Für uns als TV Weil geht es darum, frühzeitig diese Entwicklungen mit zu vollziehen und die entstehenden Freiräume für ein eigenes Konzept zu nutzen. Und am Ende, denke ich, werden wir auch einen Qualitätssprung in unserer Jugendarbeit haben. Wie wollen Sie das erreichen" Es läuft derzeit beispielsweise ein Testlauf eines neuen Typs von FSJ’ler unter dem Stichwort „Schule und Sport“. Das ist für Vereine, die wie wir im Grundschulalter Arbeit leisten, auch unter dem finanziellen Aspekt interessant, weil ein Teil der monatlichen Kostenpauschale von der Schule, oder einer Stiftung getragen werden. Der „normale“ FSJ-ler könnte damit schwerpunktmäßig eine fachsportliche Funktion haben und im Bereich der weiterführenden Schulen oder der eigenen Jugendgruppen in diesem Alter eingesetzt werden. Wie wirken sich solche Kooperationen aus" Die angedachten Kooperationen können zu einer Öffnung des Vereinssportes führen, die aber nur durch ein In-frage-Stellen der bestehenden vereinsinternen Strukturen möglich sein kann. Während ich bei den Schulen eine große Offenheit spüre, bin ich mir nicht sicher, ob – auch in unserem Verein – diese Botschaft schon verstanden worden ist. Was erhält derjenige, der ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert" Die vom LSV BW betreuten Freiwilligen erhalten im Monat ein Taschengeld von 300 Euro. Da noch Versicherungen, Fahrgeld, Lehrgänge und Verwaltungsaufwände bezahlt werden müssen, sind die Kosten wesentlich höher. Für den Verein liegt die Kostenpauschale in der Größenordnung von 400 Euro monatlich. Hat sich aus Ihrer Sicht die Einrichtung eines Freiwilligen Sozialen Jahres bewährt" Grundsätzlich ist das eine gute Erfindung. In unserem Fall haben sich deren Möglichkeiten schon zu – sagen wir - 80 Prozent umsetzen lassen, die restlichen 20 Prozent entfallen hauptsächlich auf noch vorhandene, organisatorische Defizite innerhalb des Vereins, für den das Ganze eine etwas überraschende Entwicklung ist. Diese Defizite auszumerzen, daran werden wir arbeiten. Wenn junge Leute Interesse an einem FSJ haben, wo können sie sich bewerben" Bei den Vereinen mit entsprechenden Stellen direkt oder beim Landessportverband Baden-Württemberg können sich Interessenten bewerben. Dabei kann ich nur empfehlen, rechtzeitig Kontakt aufzunehmen, das kann auch schon ein Jahr vorher sein.