Weil am Rhein        (sif).         Das   Verkehrsaufkommen steigt weiter, die Lösung der Verkehrsprobleme ist eine zentrale Aufgabe in den kommenden Jahren. Das verdeutlicht auch Bürgermeister Christoph Huber  in dem Interview, das Siegfried Feuchter mit ihm führte. Weil am Rhein ist eine flächenarme Gemeinde und hat deshalb zwangsläufig auch einige Verkehrsprobleme. Gibt es unter diesen Voraussetzungen überhaupt Lösungsansätze, ohne dass die Probleme von einem in den anderen Stadtteil verschoben werden" Die Zahl der in Weil am Rhein zugelassenen Kraftfahrzeuge hat sich zwischen 1983 und 2013 um 58,56 Prozent von 11 517 auf 18 262 erhöht. Das beschriebene Problem ist damit in nicht unerheblichem Maß ein hausgemachtes. Die Verkehrsbefragung, die wir im Juli 2013 um Haltingen herum durchgeführt haben, hat bestätigt, dass der Durchgangsverkehr weniger stark ist als angenommen. Vieles ist Ziel- und Quellverkehr. Mit den drei Bundesstraßen und den beiden Autobahnen haben wir ein für die Größe der Gemarkung sehr gutes Bundesfernstraßennetz. Dieses muss mit dem städtischen Vorrangstraßennetz verknüpft werden, um so zu einer Feinverteilung zu werden. Wie geht’s mit der Nordwestumfahrung voran" Sieht man von der Querung mit den Bahngleisen einmal ab – sehr gut. Von der Hertzallee bis an den Eimeldinger Weg konnten wir seit diesem Sommer die Trassierung zeitgerecht und mit erheblichem Aufwand herstellen. Die Altlasten sind weitgehend beseitigt. Und westlich der Bahn bis zur Grünschnittsammelstelle ist im Groben die Trassierung ebenfalls erkennbar. Sie wird in den nächsten Jahren der Bahn als Baustraße zur Verfügung stehen und soll dazu beitragen, die Wohnlagen in Haltingen vom Baustellenverkehr des Bahnausbaus zu entlasten. Für die so genannten Bahnhilfsbrücken, die ab März 2016 benötigt werden, hat der Gemeinderat im November 450 000 Euro freigegeben, damit diese bestellt, geliefert und eingebaut werden können. Wann ist es denn endlich soweit, dass die verkehrsgeplagten Haltinger, die an der Durchfahrtsstraße wohnen, spürbar entlastet werden können" Das hängt entscheidend davon ab, wann die Querung mit der Bahn erfolgt sein wird. Nach meinem aktuellen Kenntnisstand sollte dieses zentrale Bauwerk 2017 fertiggestellt sein. Dann fungiert es in Richtung B 3 als Baustraße, und dem Verkehr aus dem westlichen Ortsteil bietet sich die Möglichkeit, von dort in Richtung Kandertal, Wiesental, Hochrhein und Markgräflerland zu fahren. Gleichzeitig bauen wir dann in Richtung Heldelinger Straße  weiter. Vor 2020/2021 ist aber wohl nicht mit einem Anschluss an die Heldelinger Straße zu rechnen. Was macht der Ausbau der Rheintalbahn" Ist die Bahn im Zeitplan, oder muss in Haltingen mit weiteren Verzögerungen gerechnet werden" Leider kennen wir den aktuellen Zeitplan der Bahn in unserem Stadtgebiet nicht. Der Umbau der Heldelinger Unterführung scheint momentan so zu laufen, dass wir voraussichtlich ab Mai 2015 diese wieder zweispurig befahren lassen können, abgesehen von einzelnen Tagen. Dann wird die Festhallenbrücke gesperrt und abgerissen. Die Umsetzung der passiven Schallschutzmaßnahmen und die Kommunikation mit der Bevölkerung scheinen mir allerdings nach wie vor verbesserungsfähig. Ich schließe dies aus Rückmeldungen und Informationen und werde es beim nächsten Treffen mit der Bahn thematisieren. Apropos Haltingen: Es ist ruhig geworden um die Entwicklung der Ortsmitte. Kommt nun ein Lebensmittelmarkt neben das Areal der Tankstelle, die im Herbst 2015 abgerissen werden soll" Es ist nur eine von außen betrachtete Ruhe. Auf die Nichtöffentlichkeit des Verfahrens hat uns das Verwaltungsgericht Freiburg mehrfach hingewiesen. Tatsächlich gab es intensive Abstimmungen und Verhandlungen mit dem Investor und dessen Rechtsvertreter. Es zeichnet sich ein Kompromiss ab. Wie sieht der aus" Er enthält einige der Ziele aus der vorbereitenden Untersuchung zum Sanierungsgebiet ebenso wie Wünsche aus der Haltinger Bevölkerung und dem Ortschaftsrat. Er wird dem Investor einen wirtschaftlichen und planerischen Rahmen geben, damit dieser eine verträgliche und gestalterisch vernünftige Planung realisieren kann. Gehen wir nach Weil am Rhein zurück. Zu den noch ungelösten Problemen gehört auch die Verkehrsberuhigung in der Innenstadt. Hat eine von vielen Bürgern gewünschte Fußgängerzone überhaupt eine Realisierungschance" Aus dem Bürgerdialog wurden durch unsere Stadtplaner und durch das Büro „ firu“ drei Varianten zu einer Beruhigung des Bereiches zwischen Sparkassen- und Schlaufenkreisel erarbeitet und mehrfach der Öffentlichkeit vorgestellt. Wir werden im kommenden Jahr den Dialog um die erste Etappe beim Trebbiner Platz/Leopoldstraße auf die Gartenstadt und die 20er-Zone erweitern und die Akteure aus diesen Bereichen zum Gespräch einladen. Was verbinden Sie damit" Akzeptanz kann nur durch Austausch gelingen. Manchmal braucht es aber auch den Mut, eine Entscheidung zu treffen. Das haben Gemeinderat und Verwaltung in der Vergangenheit mehrfach erfolgreich bewiesen. Am Ende könnte es eine Fußgängerzone sein – vielleicht bedarf es aber einiger Zwischenschritte. Als beispielhaft gilt der vor eineinhalb Jahren eingeleitete Bürgerbeteiligungsprozess „Weil am Rhein macht’s“. Hat er Ihre Erwartungen erfüllt" Uneingeschränkt: Ja. Das Format kam gut an, und wir hatten mit dem Team der „firu“ bei den insgesamt zehn Veranstaltungen und Workshops seit Juni 2013 eine gute Auswahl getroffen. Vor allem hat es den aktiven Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor Augen geführt, dass es zu einem Thema ein ganzes Bündel von Meinungen gibt und dass die eigene Sicht der Dinge nicht zwangsläufig mit der der großen Mehrheit identisch sein muss. Wie geht es nun weiter" Die Ergebnisse werden nun in die aktuellen Planungen einfließen und dort vertieft werden. Das gilt für den Bereich der Innenstadt ebenso wie für die im Sanierungsgebiet in Haltingen rund um den Bahnhof. Und sie werden in Friedlingen in die Planungen der Pilotparzelle und der 3Land-Planung Eingang finden. Es handelt sich dabei meist um Bebauungspläne, wo über die gesetzlich vorgeschriebene Öffentlichkeitsbeteiligung sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops erneut einbringen können oder sehen, wie es mit ihren Vorschlägen weitergeht. Welches sind die größten Herausforderungen für die Stadt in naher Zukunft" Die Erhaltung der Wohn- und Lebensqualität unserer Einwohnerschaft – für die heute schon ansässigen Menschen und für die neu hinzukommenden. Ich denke da zum Beispiel an die Füchtlinge, für die wir neben adäquaten Unterbringungsmöglichkeiten auch Menschen suchen, die sie im neuen Lebensumfeld begleiten. Vieles steht und fällt mit den Finanzen. Es ist deshalb zentral, die Haushaltskonsolidierung im bisherigen Maß weiterzuführen. Dass trotzdem erhebliche Investitionen getätigt werden können, haben die letzten 15 Jahre gezeigt.