Kein Tag derzeit, an dem nicht erschöpfte Flüchtlinge, meist Afrikaner, beim Weiler Polizeirevier ankommen und einen Asylantrag stellen. Die Zahl der Asylbewerber ist im Juni und Juli auf ein Rekordhoch angestiegen. Dies stellt das ohnehin schon stark belastete Polizeirevier vor eine zusätzliche Herausforderung, wie Revierchefin Kathrin Mutter im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich macht. Von Siegfried Feuchter Weil am Rhein. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2014 musste sich das Weiler Revier um 250 Asylbewerber kümmern, 2015 waren es 388 und in den ersten sieben Monaten dieses Jahres bereits über 400. Kamen im Mai noch 60 Asylbewerber ins Polizeirevier, so waren es im Juni und Juli jeweils 140. Meist klopfen die geflüchteten Menschen in den Abendstunden an die Polizeitür. „Seit die Balkanroute geschlossen ist, haben wir deutlich mehr Flüchtlinge, die einen Asylantrag stellen. Wir sind nach dem Grenzübertritt eine erste Anlaufstelle, wenn diese Menschen völlig erschöpft bei uns ankommen“, sagt Kathrin Mutter. Es sind fast alles Afrikaner, meist Eritreer, die vor Terror und Verfolgung im eigenen Land auf der Flucht sind und sich hier ein friedliches, besseres Leben erhoffen. Wenn junge Männer in Gruppen beim Revier vorsprechen, besteht laut Mutter der Verdacht, dass Schleuserbanden zugange waren. „Manche haben sogar eine Wegbeschreibung zu unserem Revier dabei“, berichtet Kathrin Mutter. Und wenn größere Gruppen in den Abendstunden kommen, müssen sich wenige Streifen, deren Einzugsgebiet sich bis zum Hochblauen erstreckt, um diese hilfsbedürftigen Menschen kümmern. „Dann ist das Polizeirevier lahmgelegt, und wir können nicht jeder Ruhestörung nachgehen“, wirbt Mutter um Verständnis. Denn mit der Registrierung eines Flüchtlings sind mitunter zwei Beamte bis zu zwei Stunden beschäftigt. Zuerst müssen die Personen registriert und belehrt werden, was mitunter wegen der Verständigungsschwierigkeiten nicht so einfach ist. Von jedem Asylbewerber muss ein Fingerabdruck gemacht werden, um festzustellen, ob nicht schon in einem anderen EU-Land ein Asylantrag gestellt worden ist. Eine halbe Stunde kann es dauern, bis das Ergebnis vorliegt. Mutter: Grenzlage und Arbeitsbelastung müssen berücksichtigt werden Zwischenzeitlich halten sich die Flüchtlinge in der Schleuse (Vorraum) des Reviers auf, manche schlafen dort vor Erschöpfung auch ein. Die Polizeibeamten bewegen sich bei diesen erkennungsdienstlichen Arbeiten zwischen menschlicher Fürsorge und Hilfsbereitschaft einerseits und der Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs andererseits. Manche Asylbewerber kommen auch krank an, weshalb eine Gesundheitskontrolle notwendig ist. Sind alle erkennungsdienstlichen Maßnahmen abgeschlossen, erhalten die Asylbewerber ein Zugticket und werden zum Bahnhof gebracht. Von dort geht es nach Karlsruhe zur Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge. Wenn spätabends kein Zug mehr fährt, müssen die Polizeibeamten eine Übernachtungsmöglichkeit organisieren, was auch nicht einfach ist. Ist in der Notunterkunft in Haltingen kein Platz mehr frei, bleibt oft nur ein Notschlafplatz im Bereich des Polizeireviers. Kathrin Mutter glaubt, dass der Zustrom an Asylbewerbern vorläufig anhalten wird – und damit auch die hohe Belastung für die Polizeibeamten. „Viele sind an der Belastungsgrenze, manche schon darüber hinaus“, sagt die Revierchefin, die ihre alte Forderung nach einer dringend benötigten Personalverstärkung untermauert. Die Zahl der Sollstellen müsse erhöht werden, wobei die Grenzlage und die Arbeitsbelastung berücksichtigt werden müssten, betont Kathrin Mutter und fügt hinzu: „Die Politik darf uns doch nicht allein lassen.“ u Siehe auch Regio-Seite