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Weil am Rhein Baracken wurden zum Zuhause

Weiler Zeitung
Erinnert sich noch gut an die Zeit, als ein Großteil Haltingens in Schutt und Asche lag: Emma Beierer. Foto: Sabine Theil Foto: Weiler Zeitung

Zeitzeugen1940 flogen Brandgranaten auf Haltingen / Emma Beierer erinnert sich

Weil am Rhein-Haltingen. Vor 75 Jahren flogen morgens um 3 Uhr ersten Brandgranaten auf das Oberdorf, die sofort einige Höfe in Brand setzten. Inge Kaufmann, Kurt Holdermann und Emma Beierer waren damals noch Kinder. Im heutigen Beitrag erzählt Emma Beierer von ihren Erinnerungen an diese Zeit, als ein Großteil Haltingens in Schutt und Asche lag.

Von Sabine Theil

Als der Beschuss am 10. und 11. Juni 1940 auf Haltingen erfolgte, befand sich Emma Beierer, geborene Grether, mit ihrer Mutter Emma Grether und ihrem Bruder Max in Hägelberg bei Steinen in Sicherheit. Ihre Mutter war in Hägelberg geboren, so konnte die Familie in Steinens Teilort bei der zweiten Evakuierung in einem leer stehenden Haus unterkommen.

Auf ihrer Heimreise nach Haltingen zog die Familie Grether mit zwei Kühen, Wagen und Gepäck zu Fuß von Steinen über die Lucke nach Hause und konnte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass ihr Dorf in Schutt und Asche lag.

Zwei Monate später wurde Emma Grether acht Jahre alt. In ihrem kurzen Leben hatte sie schon viel Leid erfahren. Genau an ihrem sechsten Geburtstag, 1938, verstarb ihre Großmutter, ihr Vater Max Grether starb im Juni 1939 – er hatte schon den Stellungsbefehl für September.

Bei dem Zugunglück bei Markdorf im Dezember 1939 sind viele Familienangehörige umgekommen. Und nun war auch noch ihr Elternhaus in der Hauptstraße 24, im Volksmund Große Gaß genannt – heutige Große Gaß 22 – völlig zerstört. „Unser Haus war nur noch ein Schutthaufen“, erinnert sich Emma Beierer.

„Wir konnten bei der Familie Hilda Walliser, deren Mann zum Kriegsdienst eingezogen war, im Kinderzimmer unterkommen“, erzählt Emma Beierer. Bis es soweit war, dass sie mit ihrer Familie umziehen konnte, gab es für ihre Mutter die Möglichkeit, drei Mal täglich Essen in der Schule zuzubereiten. Das Essen brachte ihre Mutter dann in Schüsseln in einem Korb mit Deckel nach Hause.

Bereits im September 1940 war die Barackensiedlung für die geschädigten Haltinger westlich des Werkhofs der Firma Schumacher, nördlich des Heldelinger Wegs, fertiggestellt. Emma zog mit ihrer Mutter und ihrem Bruder ins Unterdorf – in ihr neues Zuhause mit eigenem Hausschlüssel. Das Plumpsklo und Wasser gab es auf der anderen Straßenseite.

„Von der Barackensiedlung aus war es ein ganz schön weiter Weg bis zur Schule“, erinnert sie sich. Im Januar 1944 fiel einer ihrer drei Brüder. Zwölf Jahre lang wohnten Emma Beierer in der Siedlung. 1952 konnten sie in eine Wohnung ihres neu gebauten Hauses im Oberdorf, im Runsweg 6, einziehen. Dort wohnt Emma Beierer heute noch mit ihrem Mann Hans – ein Weiler, den sie bei der Fasnacht im „Central“ kennenlernte und im August 1953 geheiratet hat.

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