Weil am Rhein. Rund 400 Personen nahmen im vergangenen Jahr die Beratungsdienste der Caritas-Außenstelle Weil am Rhein in Anspruch. Zwei Drittel davon wohnen in der Stadt Weil. Diese Zahlen bilden den auch in Weil und Umgebung steigenden Bedarf von Menschen in schwierigen Situationen an Begleitung und Unterstützung ab. Die Zahl der Arbeitslosen ist rückläufig, Fachkräfte sind gesucht: Doch die Personen, die sich an die Caritas-Beratungsstelle wenden, profitieren davon nur bedingt, teilt Chrstine Wondrak-Brunen vom Caritas-Sozialdienst mit. Viele von ihnen haben keinen Berufsabschluss und finden Arbeit nur befristet oder in schlecht bezahlten einfachen Tätigkeiten. Nicht wenige sind zusätzlich auf ALG II angewiesen. Das bedeutet, dass sie nebenher immer wieder Antragsformulare ausfüllen und Belege einreichen müssen. In Familien führt dies häufig zu finanziell unübersichtlichen Situationen, besonders, wenn die Betroffenen es nicht gewohnt sind, mit Formularen und Schriftverkehr umzugehen. Oft geht dann gar nichts mehr, wenn Möbel angeschafft werden müssten. Bei Schwangerschaft führen finanziell enge Verhältnisse und beruflich unsichere Situationen darüber hinaus zu großen Zukunftsängsten. Die Angst vor Verantwortung wird verstärkt, wenn Schwangere keine familiäre Unterstützung in der Nähe haben. Die Komplexität der Fälle nimmt zu Auch gesellschaftlich relevante Themen wie Wohnungsknappheit oder Migration beeinflussten die Themen in der Beratung der Caritas: Auffallend viele der ratsuchenden Personen kamen mit Anliegen im Bereich Wohnungssuche. Ebenso sprechen immer wieder Personen vor, die von außerhalb des Landkreises kommen und wegen der günstigen Grenzlage versuchen, sich in Weil anzusiedeln und Arbeit zu finden. In den offenen Diensten hatten im letzten Jahr rund die Hälfte der Ratsuchenden Migrationshintergrund. Im Caritas-Sozialdienst, der als Anlauf- und Informationsstelle für verschiedene Anliegen dient, nahm insgesamt das Spektrum der Anliegen und Beratungsthemen weiter zu. Es reichte von Beratung zu Sozialleistungen und Existenzsicherung über familiäre Probleme wie Trennungssituationen bis hin zu drohender Obdachlosigkeit, beruflichen Problemen und gesundheitlichen Fragen. Etliche Ratsuchende waren von Problemen in mehreren Bereichen betroffen: „Die Komplexität der Fälle hat weiter zugenommen“, sagt Christine Wondrak-Brunen. Häufig seien mehrere Beratungstermine notwendig, um eine wirkungsvolle Unterstützung leisten zu können. Das bestätigen auch die Schwangerenberaterinnen Anneliese Salzer und Tanja Ehret. Seit einiger Zeit bieten sie neben der Beratung alle 14 Tage eine Mutter-Kind-Gruppe an. Sie wenden sich dafür gezielt an Frauen, die auf Grund verschiedener Belastungen oder mangelnder Deutschkenntnisse nicht in eine andere Gruppe gehen würden. Auch der Bereich Sexualpädagogik gehört zum Angebot des Caritasverbandes: Tanja Ehret führte im vergangenen Jahr Workshops an mehreren Schulen im Landkreis durch. LängerfristigeBegleitungen Karin Asal, die Beraterin für den Sozialpsychiatrischen Dienst, begleitet Menschen mit psychischen Erkrankungen. Auch ihr fällt auf, dass die Zahl der längerfristigen Begleitungen zugenommen hat. Da sie auch Hausbesuche anbietet, wenden sich viele Menschen an sie, die es nicht schaffen, in eine Beratungsstelle zu kommen. Die Probleme der Menschen, denen sich die Arbeit der Caritas widmet, stehen in aller Regel nicht im Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit, sagt Chrstine Wondrak-Brunen. Aber die Mitarbeiterinnen der Außenstelle sind sich einig: Eine Gesellschaft müsse sich auch daran messen lassen, wie sie mit denen umgeht, die nicht mithalten können.