Weil am Rhein Brillant und traumhaft koordiniert

Weiler Zeitung
Andreas Krecher (v. l.), Shinkyung Kim, Sebastian Bürger und Armin Fromm boten feinste konzertante Unterhaltung. Foto: Willi Vogl Foto: Weiler Zeitung

Mannheimer Streichquartett eröffnet Konzertreihe „Willa Musica“ in der St. Gallus Kirche Ötlingen

Von Willi Vogl

Weil am Rhein-Ötlingen. Klassische Musik auf höchstem Niveau verspricht die Konzertreihe „Willa Musica“, die Kulturamtsleiter Tonio Paßlick mit dem ersten Konzert in der Ötlinger St. Gallus Kirche eröffnete. Ermöglicht wurde das neue Angebot durch die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten und Vorsitzenden der Südwestdeutschen Mozart-Gesellschaft Georg Mais, der selbst bei zwei der weiteren Konzerte mitwirkt.

Zu Gast war das Mannheimer Streichquartett mit Andreas Krecher (1. Violine), Shinkyung Kim (2. Violine), Sebastian Bürger (Viola) und Armin Fromm (Violoncello). Das seit 1975 in unveränderter Besetzung spielende Ensemble zeigte sich mit jenen gestalterischen Qualitäten, die vielen osteuropäischen und asiatischen Studenten nach wie vor der Grund für ein Studium in Deutschland sind: Stilistische Differenzierung, die gleichermaßen etwa Klang, Artikulation oder Tempi im Blick hat. Alle Musiker sind über ihr Quartettspiel hinaus auch als Solisten tätig. Dies dürfte die nahezu körperliche Klangwirkung der präsentierten Werke weiter befördert haben.

Bereits die Interpretation von Felix Mendelssohn Bartholdys Capriccio und Fuge op. 81 bot einen beredten Beleg für die gestalterischen Qualitäten der Mannheimer. Da vernahm man unaufgeregt ein verträumt-melancholisches Andante con moto und akkurat aufblitzende Läufe im Allegro fugato.

Die thematische Dichte in Beethovens Streichquartett c-Moll op. 18 Nr. 4 stellte das Ensemble vor keinerlei hörenswerter Schwierigkeit. Im Gegenteil: Lustvoll wurden da die für den Wiener Meister charakteristischen Akzente auf den leichten Zählzeiten gegen den Strich gebürstet. Mit größter Selbstverständlichkeit wechselten sich extreme Ausdrucksmomente von vehement geschabten Akkorden bis zart gezupften Passagen oder lieblichen Kantilenen abrupt ab. Die rasanten Tonketten im Prestissimo waren gestochen scharf ohne jemals mechanisch zu wirken. Der Wechsel zwischen thematischem Vordergrund und begleitendem Hintergrund erfolgte reihum in bestem hörendem Einverständnis. Jeder Ton und jeder Charakter hatte seinen Platz. Das Ebenmaß des Spiels bot feinste konzertante Unterhaltung.

Lenkte Beethovens Streichquartett die Aufmerksamkeit auf Figürlichkeit, so zeigte Franz Schuberts ausladendes und vielgestaltiges Streichquartett Nr. 14 d-Moll eher die harmonisch schwelgerischen Seiten klassischer Musik. dem Variationssatz „Andante con moto“ legte Schubert die Harmoniefolge seines Liedes „Der Tod und das Mädchen“ zu Grunde. In diesem Satz konnte man vor allem die hohe klangliche und dynamische Übereinstimmung zwischen Mittel- und Außenstimmen beim Ensemble bewundern. Nach wildesten Ausbrüchen gelangten die vier Musiker innerhalb kürzester Zeit gemeinsam in intimste Klangregionen zurück. Im Scherzo bildeten robust sprechende Artikulationen und vornehme Lieblichkeit einen großräumigen Kontrast und im Presto wurde lustvolle Wildheit des Ausdrucks mit allzeit hellwachem Sinn für die jeweils thematische Hauptlinie inszeniert. Das alles war bewundernswert brillant und traumhaft koordiniert.

Über spieltechnischen Voraussetzungen zu sprechen erübrigt sich ebenso wie die Schilderung individueller Spielermerkmale. Die vier Musiker agierten im besten Sinne und mit höchsten Standdarts als Kammermusikensemble. Auch bei der fernetisch erklatschten Zugabe, Claude Debussys „Golliwogg‘s Cakewalk“.

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