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Weil am Rhein Wow-Effekte gibt es immer wieder

Weiler Zeitung

Interview: Tierfilmer Reinhard Radke spricht über seinen Beruf / Zu Gast beim Kieswerk-Open-Air

Im Rahmen des Kieswerk-Open-Airs in Weil am Rhein wird Tierfilmer Reinhard Radke am 28. Juli zwei seiner Filme über Löwen und Krokodile zeigen und seine Arbeitsweise erläutern. Saskia Scherer sprach mit ihm über seine Motivation und seine Erlebnisse bei der Arbeit.

Weil am Rhein (sas). „Tal der Löwen“ und „Caring Killers – das wahre Leben der Krokodile“ heißen die beiden Werke. Einnahmen des Abends sollen einem Frauen-Hilfsprojekt in Kenia zukommen, das von Monika Braun aus Efringen-Kirchen und Petra Kscheschinski aus Kandern mit dem Verein „Kilele“ gefördert wird.

Frage: Sie zeigen beim Kieswerk-Open-Air zwei Tierfilme in Weil am Rhein – was erwartet die Besucher?

Da die Leute auch unterhalten werden wollen, soll es natürlich spannend werden – aber mir geht es auch darum, Tiere in Situationen zu zeigen, die man sonst nicht erwartet. Zu sehen sind etwa die Schwierigkeiten von Löwen- und Krokodilmüttern, ihre Jungen aufzuziehen beziehungsweise ihr Gelege durch die Brutzeit zu bringen.

Frage: Wie wird man Tierfilmer?

Ein bisschen verrückt sein hilft (lacht). Seit meiner frühen Jugend bin ich an der Tierwelt interessiert und habe, seit ich den Auslöser betätigen kann, immer gerne Tiere fotografiert. Meine Studienarbeit habe ich auch mit Filmdokumenten belegt, so hat sich diese Passion entwickelt.

Frage: Wie wählen Sie Ihre Themen aus?

Das ergibt sich häufig. Ich halte mich oft in Ostafrika auf, da entstehen teilweise interessante Zusammenhänge. Außerdem reise ich seit mehr als 30 Jahren dorthin, da erhält man einen Überblick über die Entwicklung. Zum Teil ähneln sich die Themen auch. Es gibt aber oft neue Aspekte, die sich darzustellen lohnen. Man will zwar Filme mit viel Inhalt machen, aber auch viele Zuschauer gewinnen. Deshalb gilt es, auch charismatische Tiere zu zeigen.

Frage: Was sind denn charismatische Tiere?

Eine Katze ist zum Beispiel charismatisch, hat eine gewisse Anziehung. Aber auch bei einem Krokodil mit seinem Saurier-Touch ist das der Fall, eben auf eine andere Weise. Für mich sind Warzenschweine, mit denen ich mich intensiv auseinander gesetzt habe, charismatisch. Das liegt immer auch im Auge des Betrachters. Prinzipiell geht es aber um Tiere, die das Interesse wecken.

Frage: Und warum fasziniert Sie Afrika so?

Es gibt keine andere Region auf der Welt, die noch ein vollständiges Artengefüge hat. In allen anderen Regionen wurden Großtiere durch den Menschen ausgerottet. Für einen Biologen ist das natürlich faszinierend und extrem spannend. In Afrika lassen sich Geschichten erzählen.

Frage: Was ist das Spektakulärste, was Sie bei Ihren Reisen bisher erlebt haben?

Das ist schwer zu sagen, schließlich gibt es immer wieder Überraschungen. In der jüngeren Vergangenheit habe ich zum ersten Mal eine Gruppe von fünf Gepardenmännchen gesehen, die sich um ein Weibchen geschart hatten, um seine Paarungswilligkeit zu überprüfen. Das geht mit viel Kreischerei und Raufereien einher – das war sehr spektakulär. So etwas ist nicht vorhersagbar und wird wohl nicht noch einmal vorkommen. Aber ähnliche Erlebnisse, bei denen man eben sagt „Wow, das hätte ich mir nie träumen lassen“, gibt es immer wieder mal.

Frage: Wie kommt es überhaupt, dass Sie in Weil am Rhein zu Gast sein werden?

Ich bin gut befreundet mit Monika Braun aus Efringen-Kirchen, die in Afrika ein Safari-Camp betreibt. Dort habe ich auch schon gefilmt und als Guide gearbeitet. Wir hatten dann die Idee, mal wieder eine Veranstaltung zusammen zu machen, und auch Spenden für den Verein „Kilele“, der sich mit Schulförderung beschäftigt, zu sammeln.

Geboren 1948, widmete sich Reinhard Radke zunächst der Technik: Nach dem Abschluss des Elektroingenieur-Studiums in Hamburg fand er bei Reisen durch Südostasien dann zu seiner eigentlichen Passion: der Biologie. Er studierte in Berlin und Braunschweig und unternahm von 1983 bis 1988 wildbiologischen Forschungen in kenianischen Nationalparks. 1990 promovierte er in Verhaltensbiologie und Ökologie. Zum Film kam er durch wissenschaftliche Filmarbeiten am Hochschulfilmreferat der FU Berlin. Von 1990 bis 1992 arbeitete Radke als freier Tierfilmproduzent vor allem für das ZDF und als Kameramann für die BBC. Von 1992 bis 2005 war er Redakteur in der Redaktion Gesundheit und Natur im ZDF. Seit 2005 ist er freischaffend tätig.

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