Von Adrian Steineck Weil am Rhein. Dass Wasserkraft eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Energieträgern bietet, wird kaum jemand bestreiten. Und doch bringt diese auch Probleme für den Rhein als Lebensraum für Fischarten mit sich, wie die Referenten Marion Mertens und Klaus Blasel beim grenzüberschreitenden Umweltforum dargelegt haben. Auf Einladung des Trinationalen Umweltzentrums (Truz) waren die beiden in den Hadid-Bau gekommen, wo sie gut 30 Zuhörer über den Rhein und mögliche Maßnahmen zur Verbesserung von dessen ökologischer Durchgängigkeit informierten. Was in der Benennung sperrig klingt, wurde zu einem lehrreichen und unterhaltsamen Ausflug in die Welt des Lachses. Dieser soll wieder hier angesiedelt werden, nachdem er mit dem Bau der Stauwasserstufen in Kembs 1932 in der Region praktisch ausgestorben war. Erst 2008 gelang es einem Basler Fischer, ein 93 Zentimeter langes Lachsweibchen aus dem Wasser zu ziehen – seit 50 Jahren der erste Lachs auf Basler Gemarkung. Die heutige Situation legte Marion Mertens vom Büro Life Science in Basel dar. So wurden zwar bereits zwei Oberrhein-Staustufen durchlässig gemacht, fünf weitere bieten für die Fische aber nach wie vor ein unüberwindbares Hindernis. Der französische Energiekonzern Électricité de France (EDF), der am Märkter Stauwehr ein Wasserkraftwerk betreibt, sei zwar vertraglich dazu verpflichtet, nach und nach für eine ökologische Durchlässigkeit sämtlicher Staustufen zu sorgen. Aber damit hat EDF es offenbar nicht eilig: „Mittlerweile gehen wir bei optimistischer Schätzung vom Jahr 2020 aus, bis alle Maßnahmen umgesetzt sind“, sagte Marion Mertens. Es würde 20 Millionen Euro kosten, sämtliche Staustufen fischdurchlässig zu machen. Bis dahin behilft sich die EDF mit Schiffen, die Fische aufsammeln und jenseits der Staustufen wieder freilassen. Für diese „Ausweichstrategie“ wurde der Konzern mit dem Umwelthammer des Naturschutzvereins BUND „ausgezeichnet“, der an Firmen und Institutionen geht, die sich um die Zerstörung der Umwelt besonders „verdient“ gemacht haben. Das Problem sei auch, dass man sich auf Schweizer Seite zurücklehne. „In Birsfelden heißt es: Wir bauen durchlässige Staustufen, aber solange die Lachse in Kembs ohnehin nicht durchkommen, ist das sinnlos“, sagte Mertens. Als „zähes Ringen mit Kraftwerksbetreibern“ bezeichnete Klaus Blasel vom Büro für Fischereibiologie und Ökologie die Arbeit der Umweltschützer. Dass die Maßnahmen von den Fischen rege angenommen werden, belegte er mithilfe von Bildern und Videos aus Willstätt im Ortenaukreis, wo der Energieversorger Süwag ein Wasserkraftwerk betreibt. Die dort durchlässig gemachten Staustufen wurden 2014 von 52000 Fischen von 35 verschiedenen Arten genutzt. Blasel: „Es ist technisch möglich – packen wir es weiter an.“ Marisa Molinari, die das Umweltforum organisiert, freute sich über die rege Resonanz gerade bei jungen Zuhörern. Organisiert und finanziert wird das Umweltforum im Rahmen des Interreg-Projekts „Grenzüberschreitender Naturkorridor“.