Weil am Rhein „Das Einfache einfach gut gemacht“

Weiler Zeitung

Interview: Wie Wolfgang Würzburger aus bescheidenen Anfängen zum erfolgreichen Unternehmer wurde

Wolfgang Würzburger (68) ist Herr über tausende von Containern. Der Mann, der aus einfachen Verhältnissen stammt und in Alt-Weil aufwuchs, ist zu einem erfolgreichen Unternehmer geworden – und trotzdem bescheiden geblieben. Die Firmengruppe beschäftigt 80 Mitarbeiter. Ende vergangenen Jahres hat Würzburger mit dem Kauf des Restaurants „Mühle“ in Binzen von sich reden gemacht. Im Gespräch mit Binci Heeb (barfi.ch) erzählt Wolfgang Würzburger, der mit einem Container und einem Bauwagen angefangen hat, seine Lebensgeschichte.

Ich sage immer: Was ich mache, ist einfach. Das hätte jeder gekonnt. Wenn es kompliziert gewesen wäre, hätten mir damals das Know-how und die Ausbildung gefehlt. Das Einfache habe ich einfach gut gemacht.

Ich besuchte in Weil nur die Volksschule. Im letzten Schuljahr begann dann mein Glück, das mich fortan mein ganzes Leben lang begleiten sollte: Ich bekam einen sehr guten Lehrer, Rudolf Andris, der mich motivierte und mir zeigte, dass mehr in mir steckte, als ich bis zu diesem Zeitpunkt glaubte. Dank ihm erlernte ich den Beruf des Elektrikers.

Bald fand ich als Monteur von Hochbaukränen bei der Firma F. Ballmer Baumaschinen am Dreispitz in Basel eine Arbeitsstelle – es sollte die einzige als Angestellter bleiben. Nach einem Jahr wurde ich zum Chefmonteur befördert, dann zum Werkstattchef und später zum Betriebsleiter. Ich machte ein Höheres Wirtschafts- und Handelsdiplom und übernahm die technische Geschäftsführung in Basel. Es war eine wunderbare Zeit, bis ich meinem Arbeitgeber mit Tränen in den Augen die Kündigung übergab. Der Grund war, dass er den Betriebsstandort nach Lausanne verlegte. Ich wollte aber die Region nicht verlassen. Der Chef hatte einen Grundsatz, der mich nachhaltig prägte: Nie die drei „K“ vergessen, die für Kommando, Kontrolle und Korrektur stehen. Das seien die drei wichtigsten Führungsfunktionen eines Unternehmers, nebst dem Marketing, das er mir ebenfalls beibrachte.

Als gelernter Kranmonteur gab es für mich nur eines: Ich nahm meine Werkzeugkiste und fing bei diversen Basler Baugeschäften an, selbstständig zu montieren. Da ich wusste, wie Bauwagen verkauft werden können, dauerte die Handwerkstätigkeit nur wenige Wochen, denn die Firma Stamm gab mir den Auftrag, Container-Camps nach Dschidda und andere Orte im Nahen Osten zu liefern. Damals hatte ich in Oskar Heinkel von der Firma Heinkel Modulbau in Blaubeuren einen väterlichen Freund, der mich dabei unterstützte, den Schweizer Markt aufzubauen. Die Vorgabe war: 100 000 Franken Jahresumsatz. Es gelang mir, in der Schweiz sechs Wiederverkäufer zu finden. Im ersten Jahr machte ich bereits 1,4 Millionen Franken Umsatz mit Bauwagen und Containern. Unser Marktanteil lag in Basel schnell bei 80 Prozent.

Leider hat das hiesige Baugewerbe heute sehr stark abgebaut. Es gibt keine 80 Baugeschäfte mehr. Alles hat sich auf ein paar starke Firmen konzentriert, die aber alle noch zu unseren Kunden gehören. Unser Umsatzanteil im Baugewerbe liegt heute in der Schweiz bei etwa 20 Prozent. 80 Prozent sind verteilt auf Industrie, Chemie und öffentliche Auftraggeber. Von unseren 80 Mitarbeitern sind 30 in Birsfelden beschäftigt.

Ja, 1978 gründete ich die Einzelfirma Wolfgang Würzburger in Basel. Im Januar 1981 folgte dann – zusammen mit meinen Brüdern Ernst und Bernhard die Würzburger GmbH in Weil am Rhein. Grund für die deutsche Niederlassung war, dass wir in Weil ein Grundstück erwerben konnten. Mittlerweile ist dieser Betrieb gewachsen und größer als die Schweizer Firma. Gestartet sind wir in der Schweiz mit lediglich 10 000 Franken, die ich mir von meiner Pensionskasse auszahlen ließ. Damit kauften wir zwei Bauwagen und einen Container. Daraus sind mittlerweile 5500 Container geworden, wobei der Begriff Container heute politisch korrekt mit „Raumeinheiten“ umschrieben wird. Früher waren es Baustellencontainer, nunmehr sind es sehr hochwertige Räume.

Dort besitzen wir ein 40 000 Quadratmeter großes Grundstück mit zwei großen Baukränen und einem Produktions- und Betriebsgebäude mit 6600 Quadratmetern. Weder in Basel-Stadt noch in der Landschaft gibt und gab es für uns bezahlbare Gewerbeflächen – leider. Der Quadratmeterpreis für Industrieland in der Schweiz liegt zwischen 300 bis 800 Franken. In Weil kostet das Gleiche 120 Euro, und wenn man weiter ins Markgräflerland rausgeht nur noch 60 Euro. Dem Container ist es völlig egal, wo er gelagert wird.

Irgendwann sagte ich mir, dass das Leben nicht nur aus Containern bestehen kann. Seit meiner Kindheit träumte ich davon, mein eigenes Stückchen Land zu besitzen. So kam ich zu meinem ersten 4000 Quadratmeter großen Gewerbegrundstück. Das kostete 20 Mark pro Quadratmeter. Durch das Pflücken von zwei Körben Kirschen, die ich in Friedlingen verkaufte, verdiente ich mir den ersten Quadratmeter. Ich war unglaublich stolz. Mittlerweile besitzen wir rund 30 Gewerbeobjekte mit über 67 000 Quadratmetern vermieteter Industriefläche in Weil am Rhein, Eimeldingen, Efringen-Kirchen, Märkt und Binzen. Diese Gewerbeobjekte gehören zur Würzburger Grundstück-Verwaltungsgesellschaft.

Ich hatte das große Glück vor 18 Jahren, nochmals eine Lebenspartnerin kennen zu lernen. Meine zweite Frau Susanne unterstützt mich auch als Geschäftspartnerin. In ihre Zuständigkeit fällt der Bereich der Würzburger Grundstück-Verwaltungsgesellschaft. Für die Würzburger AG in der Schweiz sind meine Tochter Carina aus erster Ehe und ihr Mann Jochen Schwandt verantwortlich. Die Würzburger GmbH in Deutschland führt mein Bruder Bernhard Würzburger zusammen mit Thomas Möschlin und meinem Neffen Frank Würzburger, der Sohn meines Bruders Bernhard. Wir sind also ein Familienbetrieb durch und durch. Beigebracht hat uns das unsere Mutter, die noch bis zum 75. Lebensjahr im Betrieb mitgearbeitet hatte.

Ich war sehr überrascht und stolz, als mich Hansjörg Hechler anrief und mit mir über eine Idee sprechen wollte. Da Hechlers keine Kinder haben, machte sich der Mühle-Wirt Gedanken über die Perspektiven und eine Nachfolge. Kurz gesagt, suchten Hansjörg Hechler und seine Frau Gill einen Partner, der sie in Sachen Gebäude unterstützt. Insbesondere auch deshalb, weil Möglichkeiten bestehen, sich zu vergrößern. Da wir längst gut befreundet sind, war die nötige Vertrauensbasis vorhanden.

Innerhalb von 14 Tagen gründeten wir die Mühle Binzen Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH. Danach ist vereinbart, dass meine Frau und ich die Liegenschaftsverwaltung leiten und das Ehepaar Hechler das Restaurant. Das Restaurant mit der angrenzenden Mühle und dem Land sind nun sozusagen das Sahnehäubchen in unserem Immobilienbestand. Was mit dem Wohn- und alten Mühlegebäude geschehen soll, überlegen wir uns noch. Ob es in Richtung Veranstaltungsraum für den Eventbereich geht oder weitere Hotelzimmer entstehen, wissen wir noch nicht. Bis Ende Herbst sollte die Planungsphase abgeschlossen sein, realisieren wollen wir das Projekt im Frühjahr 2018.

Wir haben für ungefähr 2000 Flüchtlinge im Raum Breisgau/Hochschwarzwald und im Raum Ravensburg 14 große Pavillons geliefert sowie in Grenzach, Schopfheim, Haltingen und Lörrach Container.

Uns braucht es immer dann, wenn eine Firma baut. Dann kommen Bauarbeiter, Ingenieure, Maler und Architekten. Alle brauchen Raum. Wenn eine Firma aber gerade wenig Geld hat oder in der Planungsphase etwas zurückliegt und wächst, wird auch Raum für die eigenen Mitarbeiter benötigt. Deshalb sind wir ein krisensicheres Unternehmen. Wir können auf alle Bedürfnisse eingehen.

In der ersten Zeit haben alle drei Brüder, deren Ehepartner und später auch die Kinder sowie unsere Mutter im Betrieb gearbeitet. In den ersten 20 Jahren waren es immer etwa 50 Prozent Familienmitglieder. Heute ist der jüngste Bruder Ernst pensioniert, der mittlere Bruder Bernhard und ich sind noch im Betrieb. Auch unsere Frauen und die Kinder arbeiten mit. In der Schweiz werden für die Würzburger AG meine Tochter Carina und ihr Mann Jochen meine Nachfolge antreten. In Deutschland ist es Frank, der Sohn meines Bruders Bernhard. Die Würzburger Grundstück-Verwaltungsgesellschaft wird von meiner Frau Susanne und später von unserer Tochter Rebecca übernommen.

Auf was führen Sie Ihren Erfolg zurück?

Sie gelten als Meister der Container, besitzen über 5500 Stück und haben zehntausende verkauft. Darf man von einer waschechten Tellerwäscherkarriere sprechen?

Und wie ging es dann weiter?

Was haben Sie dann ohne Arbeitsstelle unternommen?

Das Baugewerbe ist demnach ein wichtiger Kunde.

Der Grundstein Ihres Unternehmens liegt also in der Schweiz?

Sie haben sich vor mehr als drei Jahren mit Ihrer Firma auch in Rheinweiiler niedergelassen.

Neben dem Containergeschäft haben Sie inzwischen mit der Würzburger Grundstück-Verwaltungsgesellschaft ein zusätzliches Standbein. Was genau macht diese Firma?

Wer leitet sie?

Seit Kurzem befindet sich das Restaurant „Mühle“ in Binzen in Ihrem Portfolio?

Und jetzt haben Sie eine weitere Firma?

Zurück zum Kerngeschäft. Sie bauen auch Container für Flüchtlinge?

Wann braucht es Ihr Unternehmen? Für Provisorien oder dauerhaft?

Sie sind ein Familienbetrieb, die Nachfolge ist geregelt. Wer arbeitet alles in der Firma mit?

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading