Auf ausgesprochen großes Interesse stieß die Veranstaltung „Leben in einer Alzheimer WG“, die im Rahmen der Vortragsreihe Demenz im Landkreis Lörrach von der Caritas initiiert wurde. Im Josefssaal der katholischen Sozialstation stehen nur 30 Plätze zur Verfügung, sodass einigen eine Absage erteilt werden musste. Von Monika Merstetter Weil am Rhein. Die vier Organisatorinnen boten weniger einen Vortrag als einen Erfahrungsbericht rund um den normalen Alltag in der Villa Eckert, einer Wohngemeinschaft mit neun Plätzen für an Alzheimer erkrankte Menschen. Das kam sehr gut an. Zu Beginn erzählte Juliane Heyn-Best, wie sie aufgrund der Erkrankung eines Familienmitglieds nach Möglichkeiten einer alternativen Unterbringung zu einem Heim suchte. Zahlreiche Recherchen deutschlandweit führten 2001 zur Gründung der Alzheimer Initiative Dreiländereck, deren Vorsitzende sie bis heute ist. Nach sechs Jahren war es dann soweit, dass zusammen mit der Caritas, die das ehemalige Wohnhaus des Gynäkologen Eckert in der Albert Schweizer Straße kaufte, die Wohngemeinschaft eingerichtet werden konnte. Im Unterschied zu einem Heim kann in diesem kleinen Rahmen die Betreuung wesentlich familiärer ablaufen, da der Betreuungsschlüssel höher ist. Vor allem sind auch die Angehörigen in den Tagesablauf und in die Entscheidungen, was die Organisation des Hauses betrifft, eingebunden. Das ist auch Bedingung. Von Anfang an wurde und wird jährlich neu die katholische Sozialstation als Pflegedienst gewählt. Gabriele Rüter-Bürgin als Leiterin des Teams der Pflegekräfte und der Hauswirtschaft erzählte lebensnah, wie der Tagesablauf sich gestaltet und wie auf die einzelnen Bewohner eingegangen werden kann, von denen jeder einen anderen Rhythmus hat. Da gibt es das individuelle Frühstück genauso wie das von allen geschätzte gemeinsame Mittagessen und den Nachmittagskaffee. Sie erzählte auch von der Fröhlichkeit in der Gruppe, genauso aber auch von kleinen Konflikten, die wie im „normalen“ Leben überall vorkommen, in der Villa jedoch geschickt gelöst werden. Andrea Rümmele, verantwortlich für die Koordination der Ehrenamtlichen, hat eine wahre Fundgrube an Ideen, wie der Alltag der Bewohner aufgelockert werden kann und die Sinne angeregt werden können. Ein großes Plus ist, dass die Ehrenamtlichen eingebunden und betreut sind. Daher sind viele langjährig dabei. Trotzdem gibt es immer mal wieder einen Wechsel, sodass sich das Team über neue Mitglieder freut, die vielleicht einmal in der Woche mit einem Bewohner Kaffee trinken gehen möchten oder kommen, um vorzulesen oder zu basteln. Kontakt kann direkt bei Andrea Rümmele unter Tel. 07621/7 47 35 aufgenommen werden. Als Vierte im Bunde erzählte Monika Merstetter als Vertreterin der Angehörigen über Aufgaben, die sie in deren Namen gebündelt erledigt. Da die Wohngemeinschaft nicht besichtigt werden kann, weil das ein zu großer Eingriff in das Leben der Bewohner wäre, wurde mit an die Wand projizierten Fotos dokumentiert, wie es in den Gemeinschaftsräumen und im Garten aussieht, damit die Teilnehmer eine Vorstellung bekamen. Wie das Thema Demenz interessiert, zeigten die vielen gezielten Fragen, die von den Besuchern gestellt wurden. Die Information, dass im Gebiet Hohe Straße bis in etwa zwei Jahren zwei Wohngemeinschaften für an Demenz erkrankte Menschen mit je zwölf Plätzen eingerichtet werden, wurde mit großer Erleichterung aufgenommen. Denn die Warteliste, die von Juliane Heyn-Best geführt wird, ist lang, da es im weiteren Umkreis keine vergleichbare Einrichtung gibt und auch Plätze in Pflegeheimen rar sind. So kam über die Hälfte der Teilnehmer aus umliegenden Gemeinden.