Weil am Rhein (ste). Praktische Hilfe zur Vereinfachung des Alltags ist das eine – doch bei den Stadtteilmüttern geht es oft um mehr: „Die Frauen aus der Isolation zu holen. Verständigungsprobleme und kulturelle Schwierigkeiten sind nicht zu unterschätzen“, sagt Michael Schmitt-Mittermeier, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Lörrach. Wie Recht er hat, zeigt der Fall einer Migrantin, die von heute auf morgen vor dem Nichts steht und auf Unterstützung von Stadtteilmutter Mexide Jashari-Avdiu dringend angewiesen ist. Als Stadtteilmutter berät sie nicht selbst, aber sie verschafft Migrantinnen Zugang zu verschiedenen Stellen und ebnet den Weg in die Beratungslandschaft. „Am häufigsten sind Betreuungen in Trennungsphasen“, sagt Jashari-Avdiu. „Die Frauen fühlen sich, als habe man ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen, sprechen kaum Deutsch und haben keine Ahnung von ihren Rechten und Ansprüchen auf Leistungen.“ Die junge Migrantin habe bereits ein Kind und sei – wieder schwanger – von ihrem Mann verlassen worden. Er sei zwischenzeitlich umgezogen und quasi untergetaucht. Vertrauen ist absolut zentral Eine Woche lang war Jashari-Avdiu mit der jungen Mutter unterwegs: Krankenhaus, Arbeitsamt und Familiengericht sind nur einige Stationen. Als die Frau in der Klinik war, habe sie das zweijährige Kind betreut, ehe die 300 Kilometer entfernt lebende Schwester anreiste. „Das nimmt einen wirklich mit“, sagt Jashari-Avdiu. Doch nicht alle Fälle sind dramatisch: Auch in Erziehungs- und Bildungsfragen werden die Stadtteilmütter gebraucht. Als Elternmentoren haben sie gerade in der Zeit der Einschulung viel zu tun. „Da stehen einige Termine an, und das Schulsystem ist kompliziert“, sagt Jashari-Avdiu, die häufig ganze Ordner dabei hat, um bei Fragen nachschlagen zu können. Der Verwaltungsaufwand sei enorm, „eigentlich bräuchten wir ein Büro“, sagt sie und lacht. Vertrauen aufzubauen brauche Zeit. Ist dies aber erst mal gelungen, „wollen viele, dass wir bleiben“. Mit manchen Familien habe man öfter zu tun, von anderen höre man nichts mehr und hoffe, „dass es ihnen gut geht. Aller Anfang ist nun mal schwer, aber mit Hilfe kann man es schaffen“.