Weil am Rhein (sif). Seit knapp zwei Jahren ist Dieter Fahrner (68), ein Vollblutmusiker, der 27 Jahre mit Erfolg die Weiler Musikschule leitete, im Ruhestand. Doch von Ruhestand kann keine Rede sein. Denn noch immer ist der Vater von vier erwachsenen Kindern in Sachen Musik und seinem von ihm entwickelten Pilotprojekt „Was ist guter Musikschulunterricht"“ als Referent und Dozent in Deutschland, der Schweiz und auch in Österreich unterwegs. Seit knapp zwei Jahren sind Sie im Ruhestand. Vermissen Sie die Musikschule" Nein, denn einerseits pflege ich mit einigen Kollegen ja noch gute private Verbindungen und andererseits bin ich mit den für mich wichtigen beruflichen Inhalten nach wie vor beschäftigt. Die Musik prägt Ihr Leben. Musizieren Sie selbst auch noch" Ja, ziemlich intensiv. Ein großer Teil meines Alltags ist dem Trompete- und Klavierüben gewidmet. Auch das Komponieren von Musikstücken für meinen Schweizer Musikverein in Bottmingen, wo ich inzwischen seit über 30 Jahren Dirigent bin, gehört dazu. Das macht nach so vielen Jahren immer noch Spaß" Mehr denn je. Zu meinen Musikern gibt es viele freundschaftliche Beziehungen und auf der Bühne verwirklichen wir bis heute ein bewährtes anspruchsvolles Musizier-Ideal, welches beim Publikum fortwährend eine tolle Resonanz findet. Was bedeutet Ihnen Musik" Musizieren ist eine insgesamt sehr erfüllende Aktivität. Natürlich für mich selbst, wenn es um das Üben geht, oder ich Musik produziere, mit dem Ziel, möglichst etwas Neues zu machen. Besonders reizvoll finde ich es aber, in vielerlei Besetzungen gemeinsam mit Partnern zu musizieren. Sie haben mit ihren Unterrichtsmodellen in Fachkreisen bundesweit für große Aufmerksamkeit gesorgt. Wie fällt Ihre Bilanz aus" Viele Musikschulen haben damit begonnen, ihr komplexes Alltagsgeschehen an zeitgemäßen Leitbildern zu orientieren. Neben den vielen täglichen Herausforderungen wollen sie auch noch Qualitätsentwicklung in den Bereichen Kommunikation und Unterrichtsgestaltung betreiben. Dementsprechend ist meine Mission „Wie kann man bildungswirksam und kompetent unterrichten"“ im Musikschulwesen noch stark gefragt. Das heißt, Sie sind noch als Referent unterwegs" Ja. Auch aufgrund der Verbreitung meines Fachbuchs über die in Weil entwickelten Unterrichts-Ideen werde ich fortwährend zu Fortbildungen und Symposien eingeladen. Eine ganz besondere Sache war die Arbeit an der Kunstuniversität in Graz, wo ich im letzten Sommer im Rahmen einer Gastprofessur Masterstudenten auf ihren Berufseinstieg vorbereiten durfte. Ihr Projekt geht also weiter. Es sieht sehr danach aus, denn es stehen immer wieder einige interessante Aufträge an, darunter die Mitwirkung bei einem großen Symposium in Graz und die Leitung von Fortbildungen an Musikschulen. In diesem Rahmen tue ich immer wieder das, wofür ich brenne: Interessierte Lehrkräfte für die modernen pädagogischen Herausforderungen fit zu machen, das heißt, Impulse zu geben, in Bezug auf Selbstmotivation, neue Unterrichtsstile und kollegiales Kooperieren. Wenn Sie nicht für die Musik unterwegs sind, was machen Sie dann" Dann widme ich mich meiner auf Zürich, Karlsruhe und Köln verstreuten Familie, oder koche zu Hause für meine Frau Ellen, die ja noch an der Musikschule tätig ist und sich über meine Hilfe freut. Was interessiert Sie besonders an den aktuellen kommunalen Entwicklungen in der Stadt" Die Diskussion um das Für und Wider eines Bürgerhauses natürlich. Aus Sicht der Musikschule habe ich mir immer einen repräsentativen Veranstaltungsort gewünscht. Vielleicht gelingt es, im Rahmen der derzeitigen Stadtentwicklung, die Idee von einem Ort zu verwirklichen, an dem Kulturinstitutionen noch mehr Potenzial entfalten können. n D ie Fragen stellte Siegfried Feuchter.