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Weil am Rhein Die Nazi-Zeit aufarbeiten

Weiler Zeitung
Hansjörg Noé bei seinem vielbeachteten Vortrag über die regionale NS-Geschichte Foto: Jasmin Soltani Foto: Weiler Zeitung

Heimatverein: Dr. Kühl: Weiler Gemeinderat und Stadtverwaltung in der Pflicht

Von Jasmin Soltani

Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Zeit in Weil am Rhein und Umgebung steht seit einigen Jahren im Fokus des Vereins für Heimatgeschichte und Volkskunde. Teilaspekte wurden mit Vorträgen sowie in Beiträgen in den vereinseigenen „Tagebuchblättern“ bereits beleuchtet.

Weil am Rhein. Für das große Ziel, eine gründliche Auseinandersetzung der Stadt mit ihrer Nazi-Vergangenheit, sieht der Verein allerdings den Gemeinderat und die Verwaltung in der Pflicht. „Sie muss diese Arbeit initiieren“, betonte Vorstandsmitglied Dr. Uwe Kühl am Mittwochabend, als Hansjörg Noé im Alten Rathaus über „Erfahrungen und Methoden bei der Erarbeitung der NS-Geschichte auf lokaler Ebene“ referierte (siehe weiteren Artikel).

Es sei nicht einzusehen, warum Weil am Rhein anderen Gemeinden nachstehen solle, die sich – wie etwa Lörrach, Steinen und Maulburg – der Aufarbeitung ihrer Nazigeschichte bereits gestellt hätten, sagte Dr. Uwe Kühl. „Die Verwaltung kann dabei gerne auf uns zukommen“, bot er an. Denn der Verein habe „genügend Verbindungen und Expertisen“.

Der Aufarbeitung der Weiler NS-Geschichte geht der Verein seit 2010 nach. Anlass war ein Forschungsauftrag, den der Lörracher Gemeinderat damals an den Historiker Dr. Robert Neisen vergeben hatte und dem eine vielbeachtete Ausstellung im Lörracher Dreiländermuseum sowie die Publikation von Hansjörg Noé. „Nun kann ich darüber sprechen“ mit Zeitzeugenberichten, Auszügen aus Tagebüchern und autobiografischen Dokumenten folgten.

Kühl erinnerte daran, dass sich auch der Weiler Gemeinderat bereits 2013 „positiv zum Thema geäußert“ habe. Lediglich eine ablehnende Stimme habe es seinerzeit gegeben, man solle das Kapitel nicht immer wieder aufschlagen. „Das Kapitel ist in Weil aber noch nie aufgeschlagen worden“, sagte Uwe Kühl dazu.

Ein solches Projekt sei allerdings ohne die Zustimmung des Gemeinderats schon aus finanziellen Gründen nur schwer zu stemmen, betonte Hansjörg Noé. „Sonst müssen Sie es selbst finanzieren“. Aus der Erfahrung mit seinen beiden Büchern für Lörrach und Steinen wusste er von Kosten in Höhe von rund 30 000 Euro bei einer Auflage von 2 000 Exemplaren zu berichten. Dabei habe er selbst unentgeltlich gearbeitet und zwei Jahre pro Werk benötigt. „Ich hatte völlig freie Hand durch die Gemeinden und ich habe jeden Tag daran gearbeitet, auch an Wochenenden“, gab Noé zu bedenken.

 Der Verein für Heimatgeschichte wird in punkto Aufarbeitung der Nazi-Zeit weiter am Ball bleiben. Am Freitag, 22. April, wird um 19.30 Uhr der Freiburger Historiker, Professor Ulrich Herbert, in seinem Vortrag „Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich“ im Gewölbekeller des Alten Rathauses Aspekte der neueren Forschung vorstellen.

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