Weil am Rhein Ein Konzert in Gedenken an die Opfer

Weiler Zeitung
Beeindruckende Orgelkunst und kultivierten Countertenorgesang zelebrierten Aki Noda und Doron Schleifer in der Weiler Kirche St. Peter und Paul. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Berührender Auftakt der neuen Weiler Konzertreihe „Orgelmusik am Samstagabend“ mit Aki Noda

Von Walter Bronner

Weil am Rhein. Für Aki Noda war es ein Schock, als sie – damals noch ein Kind – zum ersten Mal ein Buch in die Hand bekam, in dem das Inferno des Atombomben-Abwurfs auf Hiroshima und Nagasaki in Wort und Bild geschildert wurde. „Heute, als Erwachsene, kann ich noch immer nicht sagen, wie ich diese grausamen Ereignisse akzeptieren soll“, gibt die in Tokio ausgebildete und jetzt in Basel wirkende Organistin zu verstehen. Diese Worte fanden die Konzerthörer auf dem Programmblatt zur Eröffnung der neuen Konzertreihe „Orgelmusik am Samstagabend“ in der Kirche St. Peter und Paul in Weil am Rhein.

Der berührende musikalische Anlass war denn auch dem Gedenken der Opfer dieser unsäglichen Katastrophen gewidmet. Und dass sich dabei die ganze Gefühlsskala von Entsetzen und Angst über traumatische Nachwirkungen bis zu Momenten des Trostes und der Zuversicht ausschließlich mit barocken Orgelwerken, vornehmlich mit solchen Johann Sebastian Bachs, ausdrücken lässt, demonstrierte die äußerst präzise artikulierende und ungemein locker mit Händen und Füßen agierende Konzertgeberin beeindruckend und mit durchweg transparenter Ausdeutung der Partituren ihres Recitals.

Da waren zunächst die einem Aufschrei gleichenden Akkorde und Rhythmen des Bach-Präludiums in der sinisteren Tonart h-Moll (BWV 544), dessen anschließende Fuge dann zu meditativem Innehalten aufrief. Dies übrigens im nahtlosen Verbund mit einer Art Fantasie über „La-Mi-Re“, also die Tonfolge a-e-d, eines anonymen englischen Tonschöpfers aus dem 16. Jahrhundert. Den folgenden „Ruf vom Himmel“ zelebrierte Aki Noda mit der Sequenz „Chromhorne en Taille“ aus François Couperins „Messe pour les Couvents“. Und Momente zaghaften Hoffens klangen auf in Bachs Choralbearbeitung „Wenn wir in höchsten Nöten sein“ aus dem 46-teiligen Orgelbüchlein

Trost spendende Melismen verströmte alsdann der „Lobpreis der Engel“ in Form der anmutsvollen, in wechselnden Registerfarben variierten „Ciacona“ von Georg Muffat. Mit „O Lamm Gottes, unschuldig“ aus Bachs 18 Leipziger Chorälen brachte die Interpretin den „Sinn vom Tod Jesu Christi“ in großen harmonischen Ballungen zu eindringlicher Klangdeutung und mit Dietrich Buxtehudes von kontrastreichen Registerwechseln begleitetem „Nun lob mein Seel‘“ tief empfundene Gefühle der Dankbarkeit zum Ausdruck.

Das Konzert mündete in Bachs ebenfalls von Dankgefühlen und hoffnungsvoller Zuversicht durchpulstem „Präludium und Fuge D-Dur“ (BWV 532), einer zehnminütigen Tonschöpfung voller Strahlkraft und festlichem Glanz.

Als Zugabe und Muttertags-Geschenk nachgereicht wurde noch ein sanft melancholisches japanisches Wiegenlied mit dem fabelhaften Countertenor Doron Schleifer, von dessen hoher Kunst des Kopfstimmengesangs man gerne noch mehr gehört hätte.

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