Von Gabriele Hauger Weil am Rhein. Ganz schön spektakulär, was der Künstler an überdimensionalen Werken zusammenschweißt und -fügt. Odo Rumpf arbeitet üblicherweise auf seinem Ateliergelände in Köln, wo er ein großes Sammelsurium an verwitterten Fundstücken, vorwiegend aus der Industriekultur, lagert. Immer wieder übernimmt er auch Auftragsarbeiten. Nun konnte das Weiler Kulturamt den mit „Hausherr“ Volker Scheurer befreundeten Künstler dafür gewinnen, als „Artist in residence“ während des Kino Open Airs am Kieswerk eine Skulptur zu schaffen. Die Besucher können dem Künstler bei der Arbeit über die Schulter schauen (wir berichteten bereits). Anschließend soll das Kunstobjekt beim Kieswerk aufgestellt werden. Ein Blick auf Odo Rumpfs Homepage macht neugierig und beeindruckt: Riesige Dinosaurier, überdimensionale menschliche Figuren, kinetische Objekte oder solarbetriebene Figuren – was Odo Rumpf schafft, ist gewaltig. Dabei kreiert er seine Objekte aus Fundstücken, die er auf Brachen, Schrottplätzen oder Halden findet. Dabei lässt er sich von seiner Intuition leiten, stöbert, schaut, begutachtet und nimmt das mit, was ihn inspiriert. Wichtig ist ihm dabei die Aura eines Fundstücks, die Spuren der Vergänglichkeit, die Geschichte, die es erzählt und die diesen vermeintlichen Wegwerf-Schrott für den Künstler ästhetisch und bewahrenswert machen. So machte er sich Anfang dieser Woche in Lörrach und Weil am Rhein auf die Suche. Ein ganzer Anhänger voller „Schrott“ wurde zum Teil per Gabelstapler aufgeladen und ans Kieswerk transportiert. Auf dem Boden seiner open air-Arbeitsstätte liegen nun ein meterlanges verbeultes Rohr, eine Baggerschaufel, eingedellte Pokale, ein altes Hinweisschild, rostige Räder, verbeulte Töpfe, ein uralter Hammer sowie teils nur noch schwer identifizierbare, angerostete Einzelteile. Rumpf ist mit seinen Schätzen zufrieden. Und mit den Arbeitsbedingungen vor Ort. „Hier habe ich Ruhe und Konzentration“, sagt der gerade mit Familie aus dem Griechenlandurlaub zurückgekehrte Metallbildhauer. Der gelernte Maschinenbauingenieur ist ein kreativer Sammler, stets auf den Spuren einer sich langsam zersetzenden Epoche, der den auf den ersten Blick unnützen, halbzerstörten, hässlichen Teilen wieder neues Leben einhaucht. Er fügt sie puzzlegleich zu Neuem zusammen, schafft Zusammenhänge und Bedeutungen, erzählt quasi eine neue Geschichte. Alltägliches wird zur Kunst, und Odo Rumpf zeigt sich als Suchender, stets mit dem Blick auf das Nicht-Norm-Gerechte, das Dahinterstehende. Dabei beginnt er seine zeitlimitierte Arbeit – in diesem Fall eine Woche – ohne jegliche Planung. „Ich lasse mich auf den Ort, auf die dortigen Menschen, die Atmosphäre ein. Die Ideen kommen dann von ganz allein“, so Rumpf. Dass der von ihm bewunderte wesensverwandte Künstler Jean Tinguely, den er in Paris auch persönlich kennenlernte, nur unweit von hier wirkte, ist Rumpf zusätzlicher Ansporn. Das Kieswerk ist für ihn zudem ein wundervoller Ort der Inspiration: Das alte Industriedenkmal, die aktuelle Ausstellung ART K16 „Animals“, mit ihren Fantasie-Schöpfungen, da liege das Thema Endzeit geradezu auf der Hand, sinniert Rumpf. Ein bisschen Lebewesen, ein bisschen Mensch" Noch will er sich nicht festlegen, worauf sein Schaffensprozess hinsteuert. Schließlich können Interessierte diesen ja live verfolgen.