Weil am Rhein Eine Dorfgemeinschaft mit Traditionsbewusstsein

Weiler Zeitung
Am neu errichteten Trotti-Platz wies Stadtführerin Monika Merstetter gestern die Tagungsgäste des Geschichtsvereins Markgräflerland in die Ötlinger Dorfgeschichte ein. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Tagung: Geschichtsverein Markgräflerland auf informativer Vormittags-Exkursion in Ötlingen

Von Walter Bronner

Weil am Rhein-Ötlingen. Die Jubiläumsdörfer Ötlingen und Binzen waren gestern nacheinander Tagungsorte des Geschichtsvereins Markgräflerland, der auch seinen über 200 Seiten starken Jahresband schwerpunktmäßig den beiden Orten gewidmet hat. Was da gedruckt und illustriert zu lesen und zu betrachten war, konnten die aus dem ganzen Kreisgebiet und der angrenzenden Schweizer Nachbarschaft versammelten Mitglieder bei zwei informativen Dorfrundgängen praktisch nachvollziehen.

Kundiges „Begleitpersonal“ am Vormittag in Ötlingen waren Stadtführerin Monika Merstetter, der Betreuer des Museums „Dorfstube“, Fritz Güthlin, sowie Kreisarchivar Oliver Uthe. Eröffnet wurde die Tagung in der kleinen Schulhalle, wo Vorsitzender Hubert Bernnat zunächst zwei Ehrungen vornahm (wir berichten noch gesondert), und Ortsvorsteherin Helene Brombacher ein liebenswertes alemannisches Ortsporträt ihres „schönen Dorfs am Himmel“ zeichnete.

„Höchstes Gut“ von Weil

Immerhin liegt der seit 1971 höchstgelegene Stadtteil von Weil am Rhein mehr als 100 Meter über dem Durchschnittsniveau der Stadt und ist deshalb deren „höchstes Gut“, wie Merstetter anmerkte. Ötlingen sei jeden Tag anders und deshalb zu jeder Zeit einen Besuch wert, warb die Ortsvorsteherin für auch künftig häufiges Wiederkommen der Tagungsgäste. Beim Überblick über die aktuelle Dorfsituation verwies sie auf das vielschichtige Naturrefugium um den Ort herum, die schöne Aussicht von hier ins Dreiländereck und weit nach Frankreich hinüber, die attraktive Gastronomie und auch darauf, dass hier noch „Gemeinschaft so gelebt wird, wie man’s von früher gewohnt ist“. Bürgerschaftliches Engagement, zuletzt beim Aufbau der großen „Trotti“, präge das gesellschaftliche Leben ebenso wie die Aktivitäten der sechs Vereine, von denen der Turnverein mehr Mitglieder zähle als Ötlingen Einwohner habe (derzeit knapp 750).

Erwähnt wurde auch, dass Landwirtschaft und Weinbau noch immer eine wichtige Rolle spielen. Ebenso die bildende Kunst, die dank der Initiative von Gerhard Hanemann den Ort in eine „Freilicht-Galerie“ verwandelte, was dann beim Rundgang quasi auf Schritt und Tritt visuell wahrnehmbar war.

Schätze in „Dorfstube“

Recht beeindruckt zeigten sich die Gäste von der „Dorfstube“, deren historische Schätze Fritz Güthlin vorstellte. Beispielhaft dokumentiert sind darin die Wohnverhältnisse der Dorfbevölkerung um die vorletzte Jahrhundertwende, als sich die Leute morgens noch mit kaltem Wasser wuschen und nicht zweimal täglich warm duschen konnten. Und als das klangvolle Gehämmere des Dorfschmieds alltägliches vertrautes Dauergeräusch war. Der Rundgang endete dann in der Galerie Hanemann, deren Dauer- und Wechselausstellungen auch immer einen Besuch wert sind.

Spannender Kurzvortrag

Auf die 950-jährige, durch eine Urkunde im Wiener Pestarchiv belegte Ötlinger Dorfgeschichte ging Kreisarchivar Uthe in einem spannenden Kurzvortrag ein. Er erinnerte dabei auch an die wechselnden Herrschaften (Röteln, Bistum Basel, Hachberg-Sausenberg, Markgrafschaft und Großherzogtum Baden), denen die Ötlinger Untertanen im Laufe der Geschichte zu gehorchen, Frondienste zu leisten und Abgaben zu entrichten hatten.

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