Weil am Rhein Entsetzte Naturschützer fordern ein Umdenken für die Zukunft

Marco Fraune
In der Verlängerung der Straße Zwölfthauen am Krebsbach auf dem Weg zum Mattfeld erfolgten umfangreiche Forstarbeiten. Foto: Anne Reinle

Die jüngsten Baumfällungen sorgen bei der BUND-Ortsgruppe Lörrach-Weil am Rhein für große Verärgerung. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Wolfgang Dietz werden verschiedene Maßnahmen gefordert.

Der Naturschutz soll direkt am 8. April im Finanzausschuss Gehör finden. Nicht nur der Forstamtsleiter Bernhard Schirmer soll eingeladen werden, sondern auch Vertreter des Naturschutzes. Namentlich genannt werden der Fachbereichsleiter Grenzüberschreitender Naturschutz des Truz, Mickey Wiedermann, der studierter Forstwissenschaftler ist, und Peter Kern von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt, der für den amtlichen Naturschutz in Weil am Rhein zuständig ist. „Dies wäre der erste Schritt zu einer ausgewogenen Information des Gemeinderats und einer ehrlichen Auseinandersetzung mit dem Geschehenen“, heißt es in dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt.

„Jetzt und zukünftig“

Eine längere Liste an notwendigen Maßnahmen ist darin ebenso aufgeführt, mit der Ergänzung „jetzt und zukünftig“. So soll im Herbst eine rasche Wiederaufforstung erfolgen. Es brauche jetzt Nisthilfen und künstliche Fledermausquartiere als Ersatz für die verschwundenen Strukturen und Höhlenbäume. Auch Totholzhaufen in unterschiedlichen Dimensionen sollen verschiedenen Tieren dringend benötigte Versteckstrukturen bieten. Und: „Es braucht gegebenenfalls ein Besucherlenkungskonzept beziehungsweise eine Sensibilisierung der Bevölkerung, die gegebenenfalls nun Zugang zu den sensiblen Biotopen/ins Naturschutzgebiet hat.“

Nach den Forstarbeiten Foto: Anne Reinle

Als erforderlich erachtet die BUND-Ortsgruppe außerdem ein Konzept für die gerodete Fläche mit begleitendem Monitoring der Entwicklung – am besten durch das Trinationale Umweltzentrum, heißt es unter den Maßnahmen. „Kurzfristig muss das Aufkommen von Brombeeren und Robinien überwacht und beseitigt werden, damit die gewünschten Bäume überhaupt aufkommen können.“

In der nächsten Saison müsse schonender vorgegangen werden, unterstreichen die Naturschützer. Das Truz, die Naturschutzverbände, die Naturschutzbehörden und die betroffenen Arbeitsgruppen müssen laut dem Brief in die Pläne eingebunden werden. „Die zuständigen Stellen in den Stadtverwaltungen müssen sensibilisiert und geschult werden.“ Es könne nicht sein, dass fachfremde Personen mit fehlendem Know-how die Auftraggeber für solche Arbeiten sind.

Die Kritik

Die umfassenden Waldrodungen in Lörrach und Weil haben bei der BUND-Ortsgrupe „Entsetzen und Unverständnis“ ausgelöst, heißt es. Es wird kritisiert, dass im Vorfeld die örtlichen ehrenamtlichen Naturschützer nicht eingebunden worden seien – auch nicht das Truz oder die Unteren Naturschutzbehörde noch Schweizer Partner der Arbeitsgruppe Landschaftspark Wiese. Als „unverantwortlich“ wird bezeichnet, dass das Naturschutzgebiet Kiesgrube Käppelin nicht geschont wurde. „Daran zeigt sich, wie dringend notwendig eine neue Denkweise seitens der Stadtverwaltungen und des Forstamts dahingehend ist, die weitreichenden Rechte der Forstwirtschaft nicht blindlings auszuschöpfen, sondern andere relevante und fachkundige Akteure des Natur- und Artenschutzes mit einzubinden“, heißt es in dem Schreiben. Der BUND teilt die Sorgen von Bürgern und verlangt „Erklärungen für die begangenen Fehler“. Die Ortsgruppe will sich noch die Expertise von Fachleuten auf Landesebene holen.

Baumstümpfe blieben übrig Foto: Beatrice Ehrlich

Nicht zu rechtfertigen

Aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes sei weder der Zeitpunkt noch das Ausmaß der Fällarbeiten zu rechtfertigen. Was die Arbeiten am Sohleck betrifft sei die Lage besonders schlimm: „Dort wurde auch im Naturschutzgebiet Kiesgrube Käppelin in unsensiblem, größeren Stil geholzt und das obwohl das in Weil am Rhein ansässige Trinationale Umweltzentrum vom Regierungspräsidiums Freiburg als Obere Naturschutzbehörde mit der Schutzgebietsbetreuung und dem Pflegemanagement beauftragt ist.“ Da es im Umkreis keine vergleichbar große Waldfläche wie im Nonnenholz gebe, komme ihr eine besondere Bedeutung zu. Das müsse bei Hiebsmaßnahmen beachtet werden, heißt es weiter.

Das Ausmaß

Selbstverständlich sei das Problem des Eschentriebsterbens in Naturschutzkreisen bekannt, so der BUND. Solche Fällungen, wenn sie die Verkehrssicherungspflicht betreffen, stünden nicht zur Debatte. „Für Verkehrssicherheit rodet man aber nicht einen ganzen Wald.“ Kleine Haselsträucher und aufwachsende Jungbäume seien keine Verkehrsgefahr. “

Die „Verwüstung des kompletten kleinen Wäldchens und des Waldbodens“ durch den Einsatz eines Vollernters richte enormen Schaden an. „Wenn eine solche Maschine bei den nächsten Arbeiten im Nonnenholz wieder zum Einsatz kommen sollte, haben die Erdkröten auch außerhalb ihrer Wanderzeit keine Überlebenschance.“

Es sei zudem an der Zeit für eine angemessene Form der Kommunikation mit der Bevölkerung. Sowohl vor als auch nach einer solchen Maßnahme, fordern der Naturschützer.

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