Weil am Rhein Erbauliches von der Orgel

Weiler Zeitung
Albrecht Klär an der Metzler-Orgel Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Musik: Dreikönigskonzert mit Albrecht Klär in Weils Pfarrkirche St. Peter und Paul

Von Walter Bronner

Weil am Rhein. Wenn Albrecht Klär an der Metzler-Orgel von St. Peter und Paul in Weil am Rhein konzertiert, geht es nicht in erster Linie um virtuose Glanzleistungen. Vielmehr kultiviert der Stammorganist dieses Gotteshauses ein Repertoire, das auf erbauliches Hören ausgerichtet ist, die Partituren mit größter Sorgfalt ausleuchtet und sich auf wenig begangenen Seitenpfaden der vielgestaltigen Orgellandschaft bewegt.

Beim Dreikönigskonzert ließ sich diese Landschaft geografisch weiträumig von Nord nach Süd verorten. Start war in Lübeck, wo einst der bedeutendste Kirchenmusiker der Vor-Bach-Zeit, Dietrich Buxtehude, als Protagonist der „norddeutschen“ Orgeltradition stilprägend an der Marienkirche wirkte, aber durchaus auch für andere Stilformen (etwa die barocken Klangideale Italiens) empfänglich war. Letzteres verdeutlichte die aparte Canzona in G nach dem zuvor exemplarisch dargebotenen typisch nordischen C-Dur-Präludium und zweier Bearbeitungen weihnachtlicher Choräle Buxtehudes.

Dessen kaum bekannter süddeutscher Zeitgenosse Franz Xaver Anton Murschhauser wirkte an der Münchner Liebfrauenkirche. Aus seinem Nachlass intonierte Klär ein heroisches „Praeambulum tertii toni“ und etliche hübsche Variationen über das Lied „Lasst uns das Kindlein wiegen“, eine wahre Klangreliquie bayrischer Volksfrömmigkeit.

Etwa eine Generation später war Franz Anton Maichelbeck in Freiburg Universitäts-Professor sowie Präsentarius und Organist am Münster. Im Weiler Konzert erklangen drei Sätze aus seiner „Sonata Sesta“, die ganz dem italienischen Spätbarock à la Scarlatti verhaftet ist und deren originell registrierte Wiedergabe – hier speziell die mit reichlich Schalmeien-Klang garnierte Pastorella – ungetrübten Hörgenuss bescherte. Desgleichen das anmutsvolle und vielschichtig variierte Noël aus der Feder von Louis-Claude Daquin, der in höchst liebenswürdiger Weise die Weihnachtslieder seiner Heimat in kunstvolle Dimensionen rückte.

Ebenso drei weitere effektbetonte Noël-Variationen des Frühklassikers Claude Balbastre, der als Cembalolehrer Marie-Antoinettes und später Gelegenheitskomponist revolutionärer Festmusiken zweifelhaften Nachruhm erlangte.

Auf Effekt getrimmt war auch das spätromantische Finale, Félix Alexandre Guilmants Paraphrase über den Siegerchor aus Händels martialischstem Oratorium „Judas Maccabäus“ (besser bekannt als Choral „Tochter Zion“), die in ein geradezu rauschhaftes Fortissimo mündet.

Albrecht Klär entfaltete den Klangpomp mit aller Theatralik, ließ indes auch hörbar werden, dass diese Art des Musizierens nicht ganz seinem Naturell entspricht, was er nicht zuletzt durch die Zugabe – Niels Wilhelm Gades sanftmütige Orgelversion über „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ – noch unterstrich.

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