Weil am Rhein Festungsteile auch in Friedlingen

Weiler Zeitung

Siegert Kittel fasziniert mit seiner ersten Stadtführung zur ehemaligen Festung Hüningens 30 Teilnehmer

Von Daniela Buch

Weil am Rhein. Der 200. Jahrestag der Schleifung der einstigen Festung von Hüningen bot Anlass für eine Führung, zu der Stadtführer Siegert Kittel eingeladen hatte. Die Ergebnisse seiner umfangreichen Recherchen präsentierte er vor 30 interessierten Teilnehmern bei einem Gang durch den Rheinpark und Teile Friedlingens.

Der Rheinpark erinnert heute nur noch spärlich an die frühere Auenlandschaft, die Rheininseln und Überschwemmungsgebiete vor der Rheinbegradigung. Im nördlichen Teil lag früher die Schusterinsel, die für den Bau der Festung eine Rolle spielte. Anhand historischer Stiche und Zeichnungen lieferte Siegert Kittel Einblicke in die damaligen Ereignisse, und kommentierte zudem auch den Werdegang des Stadtteils Friedlingen, von der Badischen Revolution bis zur Industrialisierung, und deren Überbleibsel.

Auftrag des Sonnenkönigs

Zentrales Thema indes sollte die in den Jahren 1679 bis 1691 errichtete Festung sein. Diese entstand unter dem französischen General und Baumeister Sébastien le Prestre, Marquis de Vauban, der im Auftrag des Sonnenkönigs Louis XIV insgesamt 160 Festungen entlang der Grenzen baute. Ziel war es, das Elsass zu erobern.

Die Erdarbeiten begannen im Oktober 1679, der Grundstein wurde am 19. März 1680 gelegt, die gesamte Anlage – ein Pentagon mit fünf Bastionen – wurde 1691 fertiggestellt. Die Bevölkerung Hüningens wurde einen Kilometer Richtung Norden in das im Jahr 1684 eigens aufgebaute Village-Neuf (Neudorf) umgesiedelt. Die Festung wurde 1694 durch ein Vorwerk auf der Schusterinsel ergänzt und durch eine feste Rheinbrücke mit Hüningen verbunden.

Die Schleifung des rechtsrheinischen Brückenkopfs und der Werke auf der Schusterinsel waren schon im Friedensvertrag von Rijswijk vom 30. Oktober 1697 zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich festgelegt. Die Umsetzung erfolgte jedoch mangelhaft und 1702 im spanischen Erbfolgekrieg wurden die Befestigungen auf der Schusterinsel erneut errichtet.

Der Brückenschlag konnte zwar nicht verhindert werden, doch wurde die französische Infanterie am 14. Oktober 1702 in der Schlacht bei Friedlingen von den Truppen unter Markgraf Ludwig Wilhelm besiegt. Auf dem Rückzug wurde das Schloss Friedlingen – ehemals Schloss Ötlikon und zum Andenken an das Ende des 30-jährigen Kriegs und den Westfälischen Frieden 1650 in Friedlingen umbenannt – durch die Franzosen zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Im Ersten Koalitionskrieg versuchte die französische Revolutionsarmee am 17. September 1793 den Rhein zu überqueren, wurde im Gefecht bei Hüningen jedoch von österreichischen Truppen daran gehindert. 1796 wurde die Festung belagert und der Hüninger Brückenkopf eingenommen, um den Rheinübertritt der französischen Armee unter General Abbatucci, der bei den Kampfhandlungen fiel, zu erschweren. General Dufour kapitulierte im Februar 1797 und der Brückenkopf wurde geschliffen.

1814 wurde die Festung erneut belagert und eingenommen, da Bayern sich der Allianz gegen Napoleon angeschlossen hatte. Napoleon dankte am 12. April 1814 ab, am 15. April besetzten alliierte und französische Truppen die Festung entsprechend des Waffenstillstandsabkommens. Am 8. Juni 1814 wurde sie wieder den Franzosen überlassen.

Im Vertrag von Paris festgelegt

Als dann im März 1815 mit Napoleons Rückkehr von Elba die Herrschaft der Hundert Tage begann, wurde die Besatzung auf 2400 Mann verstärkt und die Befestigungen entgegen der Abmachungen ausgebaut. Nach der Abdankung Napoleons am 22. Juni 1815, bildeten österreichische und schweizerische Truppen einen Belagerungsring um Hüningen. Der Angriff auf die Festungsgarnison begann in der Nacht auf den 18. August 1815. Nach einem Waffenstillstand am 24. August zwecks Verhandlungen wurde der Beschuss der Festung am 26. August weitergeführt. Oberkommandant Joseph Barbanègre unterzeichnete schließlich die Kapitulationsurkunde.

Auf Drängen der Schweiz wurde die Schleifung der Festungswerke im November 1815 im Vertrag von Paris festgelegt und damit völkerrechtlich abgesegnet. Gleichzeitig verpflichtete sich die französische Regierung, die Festung zu keiner Zeit wiederherzustellen. Die Schleifung war am 15. Januar 1816 beendet. Um die Schuttbeseitigungen mussten sich die Elsässer kümmern. Die Aufräumarbeiten dauerten bis Mai 1817. Von der einstigen Festung sind heute kaum mehr Spuren vorhanden.

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