Weil am Rhein Für Lehrer ein hoher pädagogischer Aufwand

Weiler Zeitung
Rainer Isak leitet die Vorbereitungsklasse für Flüchtlinge am Kant-Gymnasium. Foto: Jasmin Soltani Foto: Weiler Zeitung

Vorbereitungsklasse: Isak: Ungleiche Bildungs- und Leistungsniveaus / Nicht jeder schafft es bis zum Abitur

Weil am Rhein (jas). An Grundschulen, der Gemeinschaftsschule und der Realschule in der Stadt gibt es bereits Klassen, in denen Kinder von Migranten gezielt gefördert werden. Das Hans-Thoma-Gymnasium in Lörrach hat vor zwei Jahren eine Vorbereitungsklasse eingerichtet. Das Kant-Gymnasium ist seit Anfang des Schuljahres nun das zweite Gymnasium mit einem solchen Angebot im Landkreis Lörrach. Dennoch spricht Rainer Isak, der die Vorbereitungsklasse am „Kant“ leitet, von „einer spannenden kreativen Aufgabe, bei der am Anfang klar war, dass nichts klar ist“.

Denn es gebe zwar Lehrwerke für den Deutschunterricht als Fremdsprache, aber es gelte auch, die differenzierte Situation der jungen Schutzsuchenden ernstzu- nehmen: die mitunter traumatischen Fluchterlebnisse, die ungleichen Bleibeperspektiven, die kulturellen Unterschiede, vor allem aber die sehr ungleichen Bildungs- und Leistungsniveaus.

„Die jetzigen Strukturen passen nicht zur Biographie dieser Schüler“, bringt es Isak auf den Punkt. Würden sie entsprechend ihrer Vorkenntnisse auf die Vorbereitungsklassen der Real-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen sowie zwei Gymnasien und drei Berufsschulen im Landkreis verteilt, würde den jungen Migranten auch manche frustrierende Erfahrung erspart bleiben. „Nicht jeder schafft es hier bis zum Abitur“, ist Isak überzeugt. Deshalb bräuchte es neben den Eignungstests dringend eine bessere Vernetzung unter den Schulen im Landkreis, betont er. Das sei mittlerweile Konsens unter den Verantwortlichen im Schulamtsbezirk.

Für Rektor Martin Haas ist es gleichwohl wichtig, am Kant-Gymnasium mit der Vorbereitungsklasse „in der Notsituation einen Anfang gemacht“ zu haben, um die jungen Flüchtlinge ins Schulleben zu integrieren. Ziel müsse es aber sein, am Gymnasium vor allem solche Schüler aufzunehmen, die auch eine Chance auf ein deutsches Abitur haben, betont er (siehe weiteren Artikel).

Dass die Integration der Migranten in den Regelunterricht mitunter leichter klingt, als es ist, hat viele Gründe. Zwar sei die Motivation insgesamt groß, doch manchem fehle die nötige Bodenhaftung, weil er in der Heimat schon weiter war und nur schwer akzeptieren könne, dass er nach allem, was er auf der Flucht durchgemacht hat, nun wieder „hinten anstehen muss“, hat Isak beobachtet.

Für die Lehrer bedeutet die Betreuung der jungen Flüchtlinge einen hohen pädagogischen Aufwand. Doch die Herausforderung mache auch Spaß, weiß Isak aus der Rückmeldung von Kollegen.

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