Geballte Ladung Rockgeschichte

Von Joachim G. Pinkawa

Die Jahresfeier des Musikvereins Haltingen zählt zu den musikalischen Höhepunkten im Vereinsjahr. Bereits der Einladungsflyer versprach einige musikalische Leckerbissen, so dass es nicht verwunderlich war, dass die Festhalle bis fast auf den letzten Platz gefüllt war.

Weil am Rhein-Haltingen. Freunde des Musikvereins aus Haltingen und der Umgebung sowie befreundeter Vereine zollten so den Musikern ihre Anerkennung für die zahlreichen Auftritte und Gastspiele während des laufenden Jahres. Vorsitzender Jürgen Wehrle zeigte sich in seiner Begrüßung auch sichtbar erfreut über die große Resonanz.

Unter der Leitung von Dirigent Kai Trimpin eröffnete das Jugendorchester das mit Spannung erwartete Musikprogramm. Mit „Das Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber zeigte sich ein musikalisch anspruchsvolles Niveau. Eindrucksvoll waren auch Henry Mancinis „Baby Elephant Walk“ und „Sway“ von Pablo Bertram Ruiz.

Tizia Müller und Marina Pruss gaben nicht nur kurze Erläuterungen zu den Musikstücken, sondern verpassten Kai Trimpin auch überraschend eine Weihnachtsmütze mit weißen Zöpfen „zur weihnachtlichen Einstimmung“.

Noch während das Jugendorchester als Zugabe „Valerie“ spielte, gesellten sich nacheinander auf die Bühne huschend die Mitglieder des Aktivorchesters dazu und erzeugten einen gemeinsamen Klangkörper, der mit „Born to be wild“ (Steppenwolf) raumfüllend und rockig den Part des Jugendorchesters ausklingen ließ. Nahtlos setzte dann das Aktivorchester das Programm fort und dokumentierte mit dem „Graf Zeppelin Marsch“ (Carl Teike) sein Können im klassischen Repertoire der Blasmusik.

Mit „Concerto d’Amore“ (Jacob de Haan), das in der Einleitung wie eine barocke Ouvertüre klang, gelang dem Orchester die Vereinigung gleich drei unterschiedlicher Stile – Barock, Pop und Jazz.

Die „West Side Story“ (Leonhard Bernstein) hauchte als das erfolgreichste Musical des 20. Jahrhunderts der Festhalle mit einem Medley aus drei Liedern dieser modernen Romeo und Julia-Geschichte mit authentisch-überzeugendem Klang Broadway-Atmosphäre ein.

Bei der „Winterholz-Polka“ riefen Marina Pruss und Matthias Wrobel (beide Klarinette) in Jacke, Mütze und Schal winterliche Stimmung hervor und unterstrichen instrumental den Hinweis auf die erfolgreiche Teilnahme einiger Klarinettenspier/innen des Musikvereins am Weltrekord in Basel.

Mit Spannung wurde nach der Pause der zweite Programmteil erwartet und die Musiker enttäuschten die Erwartungen nicht. Mit „Gonna fly now“, der Titelmelodie von Bill Conti aus dem Film „Rocky“, setzte das Orchester gekonnt einen rockigen Akzent und Jan Breidenbach und Stefan Häfner lieferten in Boxershorts und an zwei Schlagzeugen als Solo-Intermezzo den symbolisch ausgetragenen Boxkampf gleich mit.

Danach wirkte „Mambo Americano“ (Gerald Oswald) trotz afro-kubanischer Rhythmen mit einem Touch american-style-Swing freudig-versöhnlich. Mit dieser Hommage an das goldene Mambo-Zeitalter gelang den Musikern der perfekte Übergang zum Finale des „Sieben-Gänge-Galamenüs“.

Mit einem Medley aus drei der bekanntesten Stücke der Rocklegende „Deep Purple“ heizte das Orchester dem Publikum richtig ein. Für den wohl weltbekanntesten Gitarrenriff aus „Smoke on the water“ hatte Kai Trimpin den Freiburger Prof. Roland Pfeiffer gewinnen können, der für große stilistische Flexibilität bekannt ist.

Da gab es kein Halten mehr und nur per Zugaben ließ sich diese begeisternde geballte Ladung Rockgeschichte ablöschen.

Fast erschöpft, aber überglücklich zeigten sich Trimpin und die Musiker mit ihrer Leistung sehr zufrieden. Das Publikum gab ihnen mit ehrlichem und tosendem Applaus recht.