Weil am Rhein Gut abgeschmecktes Comedy-Menü

Weiler Zeitung

Bühne: Die Fetscher-Family präsentiert Zähnef(l)etschereien im TAM und hat das Publikum auf seiner Seite

Von Joachim Pinkawa

Die Fetscher-Family genießt im Theater am Mühlenrain schon Kultstatus. Nicht verwunderlich also, dass die Kabarett- und Comedy-Vorstellungen jedes Mal komplett ausverkauft sind und sich schon ein Stammpublikum herausgebildet hat. Auch am Samstag haben Reinhold, Jennifer und Jessica Fetscher wieder einmal satirische Leckerbissen aus der Gerüchte- und Wortspielküche der Politik, des Sports, der Medien- und Bildungswelt aufgetischt.

Weil am Rhein. Gagschreiber Reinhold Fetscher ließ es an aktuellem Tagesgeschehen nicht fehlen, und die Schwestern Jennifer und Jessica würzten mit Gesangs- und Parodietalent das mitreißende Comedy-Menü. „Listige Worte und lustige Töne, mit einem gehörigen Schuss Humor und einer Prise Ironie, scharf gewürzt, satirisch gepfeffert, aber nie versalzen“, findet sich als treffende Beschreibung im medialen Echo. Gesanglich wurde das „Satirefest in diesem ehrenwerten Haus“ auf die Melodie von Udo Jürgens gemünzt und Reinhold Fetscher versprach dem Publikum: „Wir decken auf, Stück für Stück und Sie lehnen sich zurück!“

Nachdem Fetscher sich von der lokalen Herkunft des Publikums überzeugt hatte, forderte er dieses aus aktuellem Anlass auf, sich zunächst freundlich an die Sitznachbarn zu wenden, den Abstand auf „Armlänge“ zu überprüfen und sich zu erkundigen, ob das Pfefferspray dabei ist.

Fetscher freute sich über Gäste aus Weil, Lörrach, Schopfheim und aus dem „sicheren Herkunftsland Schweiz“ – und packte dabei die Freigabe des Wechselkurses beim Schweizer Franken auch gleich als „Eurodermitis“ beim Schopf. Das Park- und Einkaufsverhalten der Eidgenossen wurde satirisch und musikalisch gewürdigt und ebenso der „grüne Schi“.

Hymne der Drogenberatung

Die Schneefälle am Samstag fanden einen Vergleich mit Männern („erst schön anzusehen, aber nach der Schmelze zu nichts mehr zu gebrauchen“). Das Lied „Leise rieselt der Schnee“ wurde kurzerhand zur Hymne der Drogenberatung erklärt, und das Thema Klimawandel mit „Vom Himmel hoch da kommt nix mehr“ als Anfrage an die NSA gestellt: „Wo bleibt der Snow denn“?

Auch das Thema Flüchtlinge wurde nicht ausgespart und die Stimmungslage vom ausgesprochenen „Willkommen“ zu „Flüchtling will kommen“ umgemünzt. Fetscher merkte zum Stimmungswandel in Deutschland und den Politikern in Berlin an, „die Toleranz steigt mit der Entfernung zum Problem“ – und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Bewegt angerichtet und musikalisch abgeschmeckt gestaltete das Familien-Ensemble Themen wie „facebook“ („macht nicht dumm, hilft aber, zu verbreiten, wie dumm man ist“), Dresden und Pegida, Parteien (CSU mit „Crazy Horst“), Landtagswahl und Grüne („Kretschmann redet so langsam, dass er beim Denken noch die Richtung ändern kann“), das Dreiländereck und die Tram-Linie 8 („in dubio pro regio“) und die Grenzstadt Weil am Rhein mit der von den Fetschers eigens auf american-alemannisch komponierten Hymne „It is noch geiler, to be a Weiler“. In einer Talk-Runde parodierte Jennifer Fetscher Oliver Kahn, Heidi Klum und Reiner Calmund zum Thema „eingefleischte Vegetarier“ zum Lachvergnügen der Zuschauer. „Für die Tiere kommt es aufs Gleiche raus, ob du sie isst, oder ihnen das Futter wegfrisst“, lautete Kahns Resümee.

Salamisierung des Abendbrotes

Auch Reinhold Fetschers Wortspiele waren immer wieder präsent: Wenn „Veganer gegen die Salamisierung des Abendbrotes sind“, war der Wiedererkennungswert deutlich hörbar, wie auch bei dem Lied „Vegiday“ auf die Melodie des Beatles-Songs Yesterday geschrieben. Fetscher hatte aber auch keine Probleme damit, sich selbst auf den Arm zu nehmen und sich über seine „kulinarische Figur“ mit „Waschbrettbauch im Speckmantel“ auszulassen. „Ich hab mir zwar das Fett absaugen lassen, aber die Schwellung ist bis heute nicht zurückgegangen.“

Nach der Pause folgten der „Stadlzeit“ mit Dirndl und Bayernhut, Schlag auf Schlag Wortwitze, die kaum eine Lachpause zuließen: Ursula von-der-Leihen-wir-uns-was als „Flinten-Uschi“, das „Giroskonto mit Tsatsipras“ in Athen und „griechisches Grillen ohne Kohle“ sowie Angela Merkel als Tierschützerin der „Krötenwanderung nach Griechenland“ ließen fast kein Auge trocken.

Ein eingespieltes Team, das begeistert

Die drei Kabarettisten entfachten ein wahres Feuerwerk aus Comedy und Gesang und verrissen so manchen Prominenten und so manche Schlagzeile auf ihre ureigene, unvergleichliche Art. Hoeneß, Fifa, Schopfheim, Schwarzwald-Tatort, WM 2022, Navigationstechnik und Mann und Frau, zwei bildungsferne Rapper bei DSDS („intellent durch Bodybildung“), die Model-Szene („je höher die Absätze, um so kürzer die Hauptsätze“) bis zum „Windel-Bachelor“ von Neu-Großvater Reinhold Fetscher – eine wahre Kanonade auf die Lachmuskeln.

Die Fetscher-Family versteht als eingespieltes Familien-Team nicht nur ihr Handwerk, sondern beherrscht auch ihr Mundwerk und war so Garant für einen amüsanten und unterhaltsamen Abend. Das Publikum honorierte die zweistündige Vorstellung mit begeistertem und anhaltendem Applaus.

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