Händeringend sucht die Stadt Weil am Rhein seit mehr als zwei Jahren Tiefbauingenieure – und findet keine. Im gesamten Bundesgebiet hatte sie schon die vakanten Stellen ausgeschrieben, jedoch ohne Erfolg. Jetzt soll’s ein Headhunter richten. Wegen der Personalnot verzögern sich Tiefbaumaßnahmen. Von Siegfried Feuchter Weil am Rhein. Die Stadt Weil am Rhein ist kein Einzelfall. „Alle Städte haben dasselbe Problem. Sie finden trotz intensiver Bemühungen keine Tiefbauingenieure, weil der Markt leergefegt ist“, weiß der städtische Personalleiter Christoph Braun. Er nennt im Gespräch mit unserer Zeitung auch die Gründe: Es sind in der Vergangenheit zu wenig Tiefbauingenieure ausgebildet worden, das Ergebnis macht sich in eklatanter Weise bemerkbar. Hinzu kommt, dass die begehrten Ingenieure bei boomender Wirtschaft lieber in die freie Wirtschaft gehen, weil diese das Gehalt flexibler gestalten kann als eine Kommune, die tarifgebunden ist. Außerdem spielt im Fall Weil am Rhein die Grenzlage eine Rolle. Wenn jemand die Chance hat, wandert er in die Schweiz ab, weil dort die Gehälter auf einem viel höheren Niveau liegen. „Wir haben schon in der gesamten Bundesrepublik die beiden Stellen ausgeschrieben, oft landete nicht einmal eine Bewerbung auf meinem Tisch“, sagt der städtischen Personalchef. Die Stadtverwaltung hat deshalb die Konsequenzen gezogen und nun einen externen Personaldienstleister (Headhunter) mit der Suche beauftragt. Ein einziges Mal habe man dieses in öffentlichen Verwaltungen nicht gängige Verfahren bei einer Stellenbesetzung praktiziert und dabei sehr gute Erfahrungen gemacht, sagt Christoph Braun. Die Folge des Personalmangels im Tiefbaubereich nennt Erster Bürgermeister Christoph Huber: „Wir sind gezwungen, Maßnahmen, vor allem im Straßenbau, zu verschieben, weil wir sie personell nicht begleiten und überwachen können.“ Gleichwohl ist der Bürgermeister erfreut, dass die Stadt im technischen Bereich trotz alledem gut aufgestellt ist. Mit Lothar Gerstenberger und Roman Rohweder habe man sehr qualifizierte Bautechniker, die auch höherwertige Tätigkeiten übernehmen können und diese Aufgabe hervorragend lösen würden, verdeutlicht Huber. Zunehmend schwieriger wird es auch, wie Braun sagt, Beamte im gehobenen Dienst zu finden. Dies liegt seiner Ansicht nach daran, dass an den beiden Fachhochschulen in Kehl und Ludwigsburg, an denen die Verwaltungsfachleute ausgebildet werden. in der Vergangenheit die Zulassungszahlen nach unten gedrückt worden seien. Ein Bedarf an Beamten im gehobenen Dienst sei jedoch in den öffentlichen Verwaltungen vorhanden, vor allem auch im sozialen Bereich im Zusammenhang mit der Betreuung der Flüchtlinge, betont Braun und fügt hinzu: „Vor zehn Jahren war die Personalgewinnung noch einfacher. Der Fachkräftemangel zieht sich durch alle Berufe, und den bekommen wir eben auch zu spüren.“ Die Stadt Weil am Rhein, die 300 Vollzeitstellen hat, die von rund 500 Mitarbeitern besetzt werden, bietet 34 Ausbildungsplätze an.