Weil am Rhein-Haltingen (ste). Als Übersetzer, der neben Englisch, Französisch Italienisch auch Arabisch spricht und sich somit mit allen Bevölkerungsgruppen in der Haltinger Notunterkunft verständigen kann, ist der 46-jährige Deutsch-Tunesier Radhouane Farhat, der täglich vor Ort ist, zum unverzichtbaren Bindeglied für Heimleiter Bernhard Heyl im Umgang mit den Bewohnern geworden. Farhat lobt die große Hilfsbereitschaft der Bürger, die ihn beinahe täglich ansprechen und fragen: „Wie kann ich helfen"“ Von Angst merke er dabei nichts. „Viele sind selbst ehemalige Flüchtlinge, die schon lange in Deutschland leben und sich sehr gut in die Lage dieser Menschen hineinversetzen können.“ Er selbst komme jeden Tag gerne in die Unterkunft und leiste ehrenamtliche Arbeit, „weil diese Menschen unsere Hilfe brauchen“. Neben den unzähligen Spenden – die neu geschaffene Kleiderkammer in Haltingen platzt bereits nach dem ersten Annahmetermin aus allen Nähten, weitere Termine wurden vorerst gestrichen – sind laut Farhat vor allem Freundschaften zwischen Einheimischen und Zugezogenen wichtig; diese hätten auch ihm vor 18 Jahren geholfen, sich hier in die Gesellschaft zu integrieren. Als Übersetzer überwindet Radhouane Farhat nicht nur Sprachbarrieren, sondern auch andere Hindernisse. Viele Flüchtlinge reden nicht viel. Weil Farhat der Sprache mächtig ist, bekommt er aber durchaus immer mal wieder mit, wo bei einigen der Schuh drückt. So gibt es Tabuthemen wie notwendige Frauenarztbesuche, über die manche Frauen nicht sprechen und sich daher auch nicht zu helfen wissen. Wenn er aber über Umwege davon erfahre, könne er eventuell vermitteln. Ein Drittel der Bewohner seien Akademiker oder Studenten, die eine berufliche Perspektive suchen. Ein Drittel entfalle auf Familienväter, wie er selbst einer sei. Ihnen sei sehr daran gelegen, dass ihre Kinder nun in eine Schule gehen können. Eines aber ist allen Bewohnern gemeinsam: Die unbändige Erleichterung darüber, endlich in Sicherheit zu sein. „Die Menschen wollen einen Schnitt mit der Vergangenheit machen und nach vorne sehen.“