Von Carina Stefak Weil am Rhein. Laut, unübersichtlich und gefährlich: Der Alltag der Hauptstraßenanwohner in Alt-Weil zerrt an den Nerven und geht an die Nieren. Wie es ist, sich mit vier Kindern als Fußgängerin im Verkehrsdschungel zu bewegen, schildert der Erfahrungsbericht von Sarah Herb. Seit fünf Jahren wohnt ihre Familie in ihrer Wohnung im Erdgeschoss eines Hauses an der Hauptstraße: zentral, mit Platz für sechs Personen und bezahlbar. „Das findet man so schnell nicht wieder“, ist sich Herb bewusst. „Außerdem leben wir gern in Alt-Weil.“ Umziehen ist daher kein Thema. Natürlich habe die Familie auch in Erwägung gezogen, aufs Land zu ziehen – und abgewogen. „Dann wären wir aber auf ein zweites Auto angewiesen und müssten – gerade wegen der Kinder – ständig fahren.“ Somit war die Sache klar. „Grundsätzlich wussten wir, was auf uns zukommt. In der Stadt muss man mit Beeinträchtigungen rechnen. Mittlerweile hat der Verkehr in Alt-Weil allerdings so stark zugenommen, dass es nicht nur richtig laut, sondern auch gefährlich ist.“ Dabei baut Sarah Herb neben ihrem subjektiven Gefühl auf Fakten: „Es ist ja durch die Presse gegangen, dass mit der Eröffnung der Zollfreien täglich 3000 Autos mehr durch Alt-Weil fahren.“ Huperei und Streitigkeiten Es sind nicht nur die Motorengeräusche, sondern auch die Huperei und Streitigkeiten unter Autofahrern, die wegen der geparkten Fahrzeuge warten müssen und ungeduldig werden. „Klar, man gewöhnt sich irgendwie daran, den Zug etwa höre ich gar nicht mehr“, sagt Herb. An Lüften oder Schlafen bei offenem Fenster sei aber nicht mal zu denken. Der Garten liegt ebenfalls zur Straße hin und wird trotz Baumschutz nicht gern genutzt – bitter vor allem für die Kinder zwischen fünf Monaten und sechs Jahren. Rosalie und ihr Bruder Valentin haben aber noch ein anderes Problem: Um zur Tschamber-Schule und zum Kindergarten in der Eisenbahnstraße zu gelangen, müssen sie Haupt- und Hinterdorfstraße überqueren. „Ohne Begleitung geht das nicht – obwohl von der Schule gewünscht wird, dass die Kinder ihren Schulweg allein meistern“, sagt ihre Mutter. Noch schlimmer als den Lärm findet Sarah Herb das Parken, das den Verkehr zwar verlangsamt, die Lage aber unübersichtlich macht. „Die Autofahrer warten ungeduldig und schießen regelrecht hinter den geparkten Fahrzeugen hervor, um zu überholen, solange keiner entgegen kommt.“ Ein Fußgänger überlegt sich da jeden Schritt. Gerade morgens steht Herb häufig mit den Kindern an der Straße – und kann diese nicht überqueren. „Die Autofahrer gucken mich groß an, aber niemand kommt auf die Idee, anzuhalten.“ Sie könne nicht sagen, an welcher Stelle sie gut und sicher  rüber komme. Als Fußgängerin fühlt sich die junge Frau alleingelassen, weil „jeder nur noch motorisiert unterwegs zu sein scheint“. Nur meckern und motzen möchte die 32-Jährige aber nicht. Sie hat sich Gedanken gemacht und bei der Stadt Lösungen angeregt. Eine von ihr vorgeschlagene Radarkontrolle habe zwar punktuell stattgefunden, sei aber nicht von Dauer gewesen. Die neue Ampelschaltung an der Römerstraße, die den Verkehr an Alt-Weil vorbeilenken soll, nützt ihrer Meinung nach nicht sehr viel. „Es interessiert keinen, ob er eine  Minute länger wartet, wenn er dadurch Umwege vermeidet.“ Den Verkehr zu reduzieren ist laut Sarah Herb die einzige Lösung. „Wünschenswert wäre, dass die Zollfreie noch mehr genutzt wird, vor allem von Lkws.“