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Weil am Rhein Lebendigkeit und unverbrauchte Spielfreude

Weiler Zeitung
Die erst 20-jährige Marina Grauman war die souveräne Violinsolistin beim Meisterkonzert in Weil am Rhein mit der Jungen Philharmonie der Ukraine. Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Auftritt der Nachwuchsgeigerin Marina Grauman mit der Jungen Philharmonie der Ukraine in der Altweiler Kirche

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Eine Woche zuvor war die russisch-deutsche Geigerin Alina Pogostkina mit dem populären Violinkonzert in e-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy in Basel zu hören; am Freitag spielte die ebenfalls aus St. Petersburg stammende, nicht minder begabte Marina Grauman in Weil am Rhein dasselbe Stück.

Die 20-jährige Nachwuchsgeigerin trat mit der Jungen Philharmonie der Ukraine zum Abschluss der erstmals aufgelegten vierteiligen Serie „Willa Musica - Meisterkonzerte“ in der Altweiler Kirche auf. Ungeachtet der Resonanz war das Konzert ein Erlebnis, und man wünschte sich, dass die Konzertreihe weitergeht.

Neben Mendelssohn stand Beethoven im Mittelpunkt dieses Sinfoniekonzerts, das sich durch Lebendigkeit und unverbrauchte Spielfreude auszeichnete. Eine frische Brise bläst schon durch die fabelhaft gespielte Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“. Der langjährige Gastdirigent Georg Mais entwickelt sie aus einem dramatischen Impuls heraus, stringent, markant in den Tutti, voller Energie und mit einem rhythmischen Elan, der den Zuhörer vom ersten bis zum letzten Takt packt und ihn auf die Darbietung der fünften Beethoven-Sinfonie neugierig macht.

Auch in der sattsam bekannten „Schicksalssinfonie“ bietet der Dirigent eine rasante Interpretation an. Er zielt nicht auf Strenge oder eherne Größe ab, sondern Binnenspannung, Dramaturgie und Dynamik. Eine Fünfte, die durch ihren Schwung und frischen, forschen Zugriff mitreißt und unglaubliche Sogwirkung erreicht.

Georg Mais, der auch der künstlerische Leiter der Meisterkonzerte ist, die von der Südwestdeutschen Mozartgesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt veranstaltet werden, dirigiert gänzlich ohne Exhibitionismus (hat allerdings extra dem Sponsor zuliebe ein rotes Hemd angezogen) und kitzelt mit den jungen Philharmonikern die spannungsgeladenen und dramatischen Akzente heraus. Die Philharmoniker gehen voll mit, spielen jugendfrisch, aufgeräumt.

Im Kopfsatz sind die Bläserstellen exakt intoniert, die Horneinsätze beim Schicksalsthema sauber und unverwackelt. Im zweiten Satz überzeugen die tiefen Streicher durch Ausdrucksstärke, die Holzbläser durch warme Klanglichkeit. Im Finalsatz gibt es sogar tänzerische Momente, als wäre es Beethovens Siebte.

Da neben der instrumentalen Sorgfalt auch die Tempowahl für sich einnimmt, hörte man eine packende, gut akzentuierte, in keinem Takt von des (historisierenden) Gedankens Blässe angekränkelte Fünfte. Über das exzellente Spiel und den hervorragenden Orchesterklang konnte man nur staunen.

Mit dem gleichen Feuereifer spielt die Junge Philharmonie aus der osteuropäischen Kulturmetropole Lemberg Mendelssohns beliebtes Violinkonzert. Den Geigenpart gab Martina Grauman – eine Entdeckung des Fritz Kreisler-Wettbewerbs in Wien – dynamisch und tonlich lebendig und differenziert. Ihr Ton blüht in Wärme, Substanz und Spannungskraft auf, der Bogen fliegt leggiero über die Saiten: Virtuosität in den Ecksätzen (eine blitzblank gespielte Kadenz im Kopfsatz), Gesanglichkeit und schöne Phrasierung im Andante.

Beim blühenden Ton der Geigerin kommt so eine frühlingshafte Stimmung auf. Elektrisierend auch Graumans Zugabe, die Caprice Nr. 24 von Paganini, ein effektsicherer Violinreißer. Das ukrainische Orchester begleitete seine russische Solistin mit einem natürlichen Melodieaufbau, voller Noblesse und einer spür- und hörbaren Musizierfreude – welch eine musikalisch friedliche Koexistenz, abseits aller Politik.

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