Einer ganz eigenen Schatzinsel gleicht das Atelier Nummer 15: Es heißt den Besucher in solcher Fülle locker arrangierter Unikate und Werkstoffe willkommen, dass erst staunendes Verweilen die spezifischen Feinheiten und Berührungspunkte der einzelnen Sujets in den Blickpunkt schiebt. So speziell wie das künstlerische Potpourri präsentiert sich indes auch ihre Schöpferin selbst: Elisabeth Veith, auch Kesselhauskünstler-Sprecherin, gelingt es famos, Erfahrungen ihrer etlichen Tätigkeitsfelder in Kunstprojekten einzubetten. Von Gundula Weissenrieder Weil am Rhein. „Mein gewachsenes Chaos“ untertitelt die Künstlerin lächelnd ihre saloppe Geste, die im Radius der ausgestreckten Armlänge das malerisch gruppierte Allerlei des Werkraums umrahmt. „Ich sammle stets und nicht nur räumlich“, zeigt sie sich visuell hellwach und zieht dort Papierstreifen oder gerippte Kartonflächen, da Holztafeln und Farbkreiden hervor; angeregt und fokussiert auf unorthodox Gefaltetes, Strukturen und Schattenwürfe. „Ich bin bei Auswahl und Verwertung sehr akkurat – und selbst erschrocken, was sich für eine Menge hereingeschlichen hat“, resümiert Elisabeth Veith amüsiert über die Geschichte mit dem Wellkarton, den sie beim Recyclinghof abgeladen hatte, zugleich jedoch im Container ganz tolles Packpapier entdeckte. Packpapier: „Damit begann alles“, führt die Rheinfelderin zurück in die Zeit: „Seit ich einen Stift halten konnte, bemalte ich, was ich erwischte.“ Später lernte sie den Eltern zuliebe „etwas Anständiges“, nämlich Industriekauffrau. Diesen Beruf übte sie solange aus, bis es sie innerlich drängte, „noch die Kurve zu kriegen!“ In Freiburg absolvierte sie eine Grafikdesign-Ausbildung. „Da diese sehr haptisch und intensiv war, fiel uns zur geistigen Lockerung die frei umzusetzende Aufgabe ’Karneval’ zu: So entdeckte ich, wie mir das Abstrakt-Experimentelle Spaß bereitete und es in vollen Zügen genoss, selbstvergessen am Material rumzu- wurschteln.“ Elisabeth Veith erstellte eine Werkvorgabe, in der sie eintauchte in Papier, Farbe, Kleister – und das im Jahr 1993 so zufällige Motto „Es ist bunt und es geht rund“ seither im künstlerischen Lebensentwurf schwungvoll fortsetzt. „Für mich gibt es dabei kein vorgefertigtes Thema“, formuliert sie ihr Ziel, „nichts Belastendes in mir zu tragen, sondern Eindrücke frei schweben und sich formen zu lassen.“ Solch weitsichtige Auslotung hat sie schon sehr früh zum Klingen gebracht – durch angeregte Reisefreude über alle Grenzen hinweg wie zum Beispiel das Pendeln mit der aus Graz stammenden Mutter in den Ortsteil von Rheinfelden. „Momentan kommt die Welt zu mir“, findet sie als Sprachdozentin Verknüpfungspunkte. Denn Elisabeth Veith gibt Flüchtlingen unterschiedlicher Nationalitäten Kurse und Hilfestellung im Alltag. Die Intensität in allem Tun scheint ihr in sämtlichen multifunktionalen Bereichen wie als selbstständige Grafikdesignerin, Kuratorin bei Hieber Lörrach und ihren Kinder- und Erwachsenen-Workshops inne zu wohnen. „Ich brauche Impulse aus dem Leben, Reaktionen. Ohne sie käme ich künstlerisch nicht vom Fleck“, sagt Elisabeth Veith. Doch zwischenmenschlicher Brückenbau verlangt einen Gegenpol: Jenen phasenweisen Projekt-Arbeiten folgt ein totaler Rückzug hinter die geschlossene Ateliertür. „Um mich tagelang in Farbe zu baden, auszutoben, Mustern, Formen nachzuspüren und alles andere zu vergessen, sagt die Künstlerin. Solch verarbeiteter Input findet sich in Elisabeth Veiths Objekten wieder. Etwa als intuitiv gemalte, doch später entdeckte „orientalische Knospe. Oder es treten neue Werke mit älteren in unerwarteten Dialog“, staunt sie selbst über solche Werkskompositionen, zugespielt durch manch Bewahrtes. Dennoch: „Titel wie ’Scheinbar Fremdes fügt sich zur Einheit’ heißt für mich vieles und ist doch frei wandelbar: Es soll jedem selbst überlassen bleiben, das Seine darin wahrzunehmen“, zeigt Elisabeth Veith einmal mehr Toleranz.